Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

Maria Saal — Pfarrkirche, Altarumbau. Maria Saal, Ausgangspunkt der zweiten Christianisierung Kärntens', galt schon während des Mittelalters als eine der bedeutendsten Gnadenstätten des Landes. Das stattliche, einst stark befestigte Gotteshaus des Dorfes — von den Kärntnern allgemein als Dom bezeichnet, obwohl der spätgotische Bau niemals als Bischofskirche gedient hat — birgt in seinem den Chorschluß füllenden barocken Hochaltar die als Gnadenbildnis verehrte .Steinplastik einer thronenden Gottesmutter mit dem Kind. Um dieses gegen 142,'5 entstandene Werk eines bedeutenden Bildhauers war vor über einem Menschenalter ein heftiger Streit entbrannt, der erst jetzt beendet werden konnte. Anlaß zu der Auseinandersetzung zwischen Pfarrherrn und Pfarr insassen waren mehrere Stoffgewänder, mit denen die Statue, unbeachtet des schon von Kaiserin Maria Theresia aus- ' Die zweite Christianisierung des durch den Slaweneinfall heidnisch gewordenen Landes durch den aus Salzburg nach Kärnten entsandten Chorbischof Modestus. Die erste Christi anisierung war in der Spätantike von Aquileja aus erfolgt. t>il Ii ' r 33. Maria Saal, Gnadenstatiie vom Hochaltar nach der Restaurierung 32. Maria Saal, Werkzeichnung für den barocken Hochaltar gesprochenen Verbotes^, immer wieder bekleidet wurde. Als der Pfarrherr die Statue aus den sie verdeckenden Hüllen herausgeschält hatte, machten ihn seine Pfarrinsassen für Mißernten und Unwetterschäden, für Krankheitsfälle bei Mensch und Tier verantwortlich. Auf Drängen Außenstehender und um den Frieden in der Gemeinde wiederherzustellen, wurde eine Umgestaltung des Hochaltares im Geschmack der Zeit vorgenommen. Das Gnadenbildnis erhielt einen figuren- und ornamentreichen, den Mittelteil des Altares bedeckenden, neogotischen Rahmen. Auch das barocke Tabernakel mußte einem neugotischen Tabernakel weichen. Das solchermaßen erzielte Ergebnis war denkbar unerfreulich, denn das Gnadenbildnis ließ sich nur mittels künstlicher Beleuchtung aus der verwirrenden Fülle der Zierformen herausfinden. Selbst diese Hilfsmaßnahme verhinderte nicht, daß Wallfahrer auf der Suche nach der Statue in der Kirche herumirrten®. Es ist Msgr. Eggerbacher, dem zuständige]! PfaiTherrn, zu danken, daß trotz heftigen Widerstandes der Pfarrinsassen dieser unwürdige Zustand aufgehoben worden ist. Ziel des neuerlichen, mit Subventionsmitteln des Bundes und des Landes finanziellen Umbaues war es, die kostbare Plastik zum ^ Wegen dieses Verbotes kam es in Kärnten schon zu Maria Theresias Zeiten zu Aufständen gegen die Obrigkeit. ® Viele sahen eine auf einem Seitenaltar stehende Marien statue als das Gnadenbildnis an.

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