Mit Recht weist Köster auch darauf hin, daß man, um allen oben erwähnten Detailgebieten gerecht zu werden, noch einen weiten Weg vor sich habe, von welchem eigentlich erst der Anfang beschi'itten ist, und daß einer umfassenden Geschichte des deutschen Glockengusses noch viele Einzelarbeiten voran gehen müssen. Eine solche steuert Köster bei, indem er in vorliegendem Buche neben einer Biographie des Meisters Tilman und einer Darstellung des Streuungsbereiches (geo graphisch) der Tilman-Glocken als Gesamtwerk seine Unter suchungen nach folgenden Gesichtspunkten vornimmt: Form und äußere Gestaltung der Tilman-Glocken, ihre Inschriften, ihr linearer und ornamentaler Schmuck (Kap. III), figürlicher Schmuck der Tilman-Glocken (Kap. IV); die klanglichen Verhältnisse der Tilman-Glocken (Kap. V); beschreibender Katalog der Glocken Tilmans (VI); das Werk Tilmans in den Zusammenhängen des rheinischen Glockengusses (VII). Die zahlreichen Literaturnachweise verleihen der Arbeit Kösters ganz besonderen Wert. Über die klanglichen Eigen schaften der Tilman-Glocken zu urteilen, fühlte der Autor sich nicht berufen; daher bringt er eine Reihe von Klanganalysen, die bedeutende Glockenexperten gemacht haben, und führt den dafür interessierten Leser auf solche Weise in das musi kalische Wesen der besprochenen Stücke ein. Nicht vergessen werden sollen die Hinweise auf die mittel alterlichen ,,Pilgerzeichen", die sich auf Tilman-Glocken finden. Die Abbildungen solcher Pilgerzeichen, die Köster dem Buche beifügte, sind eine weitere wertvolle Bereicherung seines Werkes. A. Wetssenbäck Salzburger Museum Carolino Augusteurn; Jahres schrift 1957. Salzburg 1958 Die vorliegende Jahresschrift wurde vom Direktor Kurt Willvonseder und einigen seiner Mitarbeiter verfaßt. Dem ausführlichen Museums-Jahresbericht des Direktors folgen einige wertvolle Beiträge: Von Martin Hell ein gewohnt sach licher und gut illustrierter Fundbericht neuer Ausgrabungen vom römischen Gräberfeld am Bürglstein in Salzburg (den Stolz bildet ein qualitätvolles figurales Grabmedaillon aus Untersberger Marmor; 2. Jh. n. Chr.). Es folgt eine über wiegend archivalische, sodann eine bei aller Kürze ganz vorzügliche, weil geistreich zugleich die formale und inhaltliche Tiefe auslotende Betrachtung des Salzburger Kunsthistorikers Franz Fuhrmann: Der Marktplatz von Zell am See, eine Zeichnung von Fr. Gauermann. Was Fuhrmann hier auf 6 Seiten ,,vorführt", gehört zum Besten ganzheitlicher Kunst betrachtung : er findet über eine Analyse die ,,stilecht" richtige, die aufhellende Gleichung von Form und Inhalt. Eine Ab handlung über eine geistliche Stundenuhr (Friederike Pro dinger) und über F. X. Grubers Autographen mit einer kurzen Geschichte des Liedes ,,Stille Nacht, heilige Nacht" (Josef Gassner) beschließen die Beiträge. Es folgen sehr genaue Berichte über den Besitz, den Bestand und die Neuerwerbungen der Sammlungen, der Bibliothek und des Stadtarchivs, Personalnachrichten, ausführliche Berichte über Reisen und Tagungen, Veröffentlichungen, Vorträge und Führungen, schließlich zahlreiche eingehende Buchbesprechun gen. Dies und die 16 ganzseitigen Bildtafeln bilden immerhin fast die Hälfte des Baiides; es wird genaue Rechenschaft gelegt. Im Gegensatz zu vielen musealen Jahresschriften hat diese ein auch geistesgeschichtlich überragendes Niveau. Die Objekte sind kaum attraktiver als die aus anderen Landesmuseen. Aber wie sie hier gesehen und dargestellt werden, das ist über die Landesgrenzen hinaus von Interesse und echtem Wert. Nur so kann man selbst bei äußerer Bescheidenheit der Objekte ihre innere Tiefe sichtbar machen; darin äußert sich das bessere Ich der Festspielstadt. Ausstattung und Druck des Bandes haben ein modernes, gefälliges Aussehen. Franz Eppel Rudolf Schnyder: Die Baukeramik und der mittel alterliche Backsteinbau des Zisterzienserklosters St. Urban. Band VIII der Berner Schriften zur Kunst, herausgegeben von Hans R. Hahnloser, Bern 1958 Auf Grund seiner detaillierten praktischen Erfahi'ung in keramischen Techniken gelang es dem Autor, die Baukeramik des Schweizer Zisterzienserklosters St. Urban innerhalb ihrer Entstehungszeit von 1255 bis gegen 1300 z. T. sogar fast aufs Jahr genau zu datieren und aus dieser ,,Reihe" aufschlußreiche Ergebnisse zu gewinnen. Nach mühevoller Zusammentragung und Sichtung der noch auffindbaren, ornamental und figural zumeist reich verzierten Backsteine aus diesem nunmehr frühesten keramischen Kunstgewerbe der Schweiz werden überzeugend eine relative Chronologie, sodann der Anschluß dieser Ornamentik an spätromanische Vorlagen, die eigene Formensuche und -Schöpfung und schließlich das rasche Eindringen der ,,internationalen" Gotik dargelegt. Auch Fragen des Handelsexports solcher Kacheln und Backsteine aus der Bauhütte von St. Urban, in Verbindung damit kultur geschichtliche Gründe und Gegengründe für ihi'e Verbreitung, kann man freilich erst mit Hilfe dieser exakt-vergleichenden Methode aufrollen; auch das versucht der Autor. Nicht nur als additive Schmuckelemente, sondern auch als echte Bauteile fanden verzierte Backsteine Verwendung, wovon allerdings nur mehr ein kärglicher Restbestand Zeugnis geben kann. Aber diese durchaus eingebundene Verwendung beweist doch, daß der ikonographische Typenschatz nicht nur als mehi' oder minder zufälliges Streugut aus zahllosen ,,Ein flüssen und Anregungen" entsprang, sondern darüber hinaus auch der am Ganzen höchst beziehungsvoll wirkenden Symbol welt von Citeaux entstammte. Die Tiefe der Zeichen und Allegorien reicht von der Fabel und Volkssage bis zu den Evangelien. Eingehende Kataloge der Ornamente und Model, exakt gezeichnete Werkstücke und Ornamente sowie ein hervor ragend photographierter Bildteil beschließen den Band. Franz Eppel Bruno Grimschitz: Ferdinand Georg Waldmüller. Verlag Gal. Welz, Salzburg (1957), 387 S., über 1000 Abb., davon 38 ganzseitige und 24 mehrfarb. Tafeln Genau 50 Jahre nach dem Erscheinen des ersten, damals von Arthur Rössler und Gustav Pisko unternommenen Versuches, einen Überblick über das gesamte damals bekannte künst lerische und kunstki'itische Schaffen Ferdinand Georg Wald müllers zu geben, wurde die Kunstwissenschaft durch eine zweite, längst fällige, ungleich umfangreichei'e Monographie durch einen der bedeutendsten Kenner der österreichischen Kunst des 19. Jahrhunderts bereichert. Gegenüber der 302 Abbildungen umfassenden ersten Arbeit führt Grimschitz in seinem Oeuvrekatalog 1016 Werke Wald müllers mit etwa 800 kleinformatigen Abbildungen an.
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