Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

der Fresken sowie ihre Neudatierung^® wird in einem größeren Zusammenhange nach Freilegung aller Malereien zu behandeln sein. Vieles spricht dafür, daß auch die neuentdeckten Malereien am auf gehenden Mauerwerk zeitlich mit den Gewölbefresken zusammengehen und dem 1089 geweihten romanischen Erstbau angehören. Ohne den Ergebnissen einer späteren umfassenden Untersuchung des Gesamtbestandes nach dessen Freilegung vorgreifen zu wollen, seien zum Inhalte der bloß teilweise freigelegten und derzeit nicht eindeutig identifizierbaren Szenen einige Bemerkungen vorgebracht, welche dazu dienen können, eine enge zyklische Verklammerung der an Gewölben und Wänden dargestellten Gegenstände aufzuzeigen. K. M. Swoboda^^ hat nach E. v. Sacken^® darauf hingewiesen, daß die Freskenfolge der Gewölbe in einen größeren zyklischen Zusammenhang eingebettet sein muß. Swoboda hat ferner die inhaltliche Abhängigkeit des Gemäldezyklus —hei Unabhängigkeit in der Entwicklung der Gestaltungsprinzipien — von einer konkreten literarischen Vorlage nachgewiesen, indem er die Gewölbefresken mit dem von K. Schiffmann^® publizierten Text des Lambacher Magierspieles^' in Zusammenhang brachte. Wir dürfen annehmen, daß bei der episch breiten Erzählung des Magierzyklus an den Gewölben die vorderhand teilweise freigelegten Szenen der Wände des Hochchors eine Ausweitung des Dreikönigs spiels bzw. die Fortsetzung der mit der Darbringungsszene eingeleiteten Jugendgeschichte Christi bringen werden. Danach ergeben sich folgende Deutungsmöglichkeiten des entdeckten malerischen Bestandes: a) Die Massenszene (s. oben Fig. III, V B, Abb. 19—21) unter dem Gemälde der Magier und Schriftgelehrten vor Herodes, mit dem im Vordergrund zusammenbrechenden Manne, dem eine Krone vom Haupte fällt, könnte die ikonographisch ungewöhnliche Darstellung des Todes Herodes'^® sein. Nach dem Evangelium^", welches die Erwähnung des Todes Herodes' gewissermaßen als Ereignis scharnier zwischen dem Aufenthalt in Ägypten und der Rückkehr nach Israel bringt, werden die Apokryphen deutlicher, indem sie von einer Bestrafung des Königs durch Tod sprechen®". Auch die verschiedenen Typen des Magierspieles®^ kennen einen Hinweis auf Schuld und Bestrafung des Königs. Das Lambacher SpieP® macht mit den Worten des Engels ,,(. . . Ite viam remeantes aliam, ne delatores) tanti regis puniendi sitis" keine Ausnahme. Es ist möglieh, daß die bildliche Darstellung der Bestrafung bzw. des Todes von Herodes das Drama des Magierspieles auf der erhöhten Westchorhühne begleitet und ergänzt hat. b) Die beiden Greise (unter Szene mit Heimritt der Magier) neben der nimbierten kleineren Figur mit Rolle (Fig. III, V D, Abb. 22) könnten zu einer Darstellung des zwölfjährigen Jesus im Tempel gehören, zumal ein Kreuznimbus®® für diese Gestalt gesichert erscheint. c) Der Engel von Fig. III, II E (unter Darbringungsszene) dürfte mit seinem ein Gewand oder Tuch haltenden Gestus von einer Taufe Christi®^ stammen. Allerdings steht er fast in der Mitte des Feldes, so daß diese Szene ihren Schwerpunkt in der linken Hälfte der Fläche haben müßte. Hinsichtlich der Autorschaft des neuen zeitlichen Ansatzes der Gewölbemalereieu siehe die einschlägigen Stellen im LambachBand der Österr. Kunsttopographie; ferner zur Datierung A. Grabar, a. a. O., S. 123ff., der sie aus der durch Wandgemälde erst ab ca. 1150 bekannten Salzburger Tradition heraushebt und stilistische Verbindungen zu den in der ersten Jahrhunderthälfte entstandenen Malereien der Andreaskirche zu Fulda annimmt. Im übrigen sei darauf hingewiesen, daß bereits E. y. Saokmi, a. a. 0., S. 09, von einer stilistischen Tradition des 11. Jhs. bei den Gewölbefresken spricht. Vgl. auch E. Hainisch, in; DehioHandbuoh Oberösterreich, 3. Aufl., Wien 1958, S. 149. Der romanische Epiphaniezyklus in Lambach und das lateinische Magierspiel, in; Festschrift für Julius Schlosser zum 60. Ge burtstag, Zürich-Leipzig-Wien 1927, S. 82ff. A. a. O., S. 93. Rezension des Buches von Heinrich Anz, Die lateinischen Magierspiele, Leipzig 1905, in ; Zeitschr. für deutsches Altertum und deutsche Literatur, XLIX. Band, Berlin 1907, S. 12fl'. Fragment eines wahrscheinlich rheinfränkischen, im 11. Jh. entstandenen und von Würzburg nach Lambach gekommenen Ordinariums. Hugo Kehrer, Die heiligen drei Könige in Literatur und Kunst, 2 Bde., Leipzig 1908/1909 bringt kein Beispiel. Eine Darstellung des Gegenstandes auf f. 4^' des Ps. lat. B. N. 8846 (Ende 12. Jh.); abgeb. bei Gilberte Vezin, L'adoration et le cycle des mages dans l'art chretien primitif, Paris 1950, pl. XXXI; der Satan nimmt die Seele des auf dem Sterbebett liegenden Königs in Empfang. Matth. II, 19, 20. Historia Josephi Cap. IX. in Con.st. Tisohendorf, Evangelia apocrypha, Leipzig 1853, S. 119. " H. Anz, a. a. O., S. 131, 132, 134, 139, 147, 152. K. Schiffmann, a. a. O., S. 16. Karl Künstle, Ikonographie der christlichen Kunst, I. Bd., Freiburg i. Breisgau 1928, S. 25ft. Eine ähnliche Art der Gewandhaltung des Assistenzengels auf dem Stuckantependium der Klosterkirche zu Münster; Abb. 27 bei Joseph Gantner. Romanische Plastik, Wien 1948; dat. zweite Hälfte 11. Jh. bei Julius Baum, Die Malerei und Plastik des 4 Denkmalpflege

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