Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

19. Lambach, Stiftskirche, Läuthaus, Tastloch, Fig. III,VB, Figuren aus einer Massenszene statischen Gründen nur in einem verhältnismäßig schmalen Streifen untersucht werden. Sie sind im oberen Teil romanisch bemalt. Die Fresken haben sich nach oben fortgesetzt und sind vom derzeitigen Fußbodenniveau der Vorhalle durch schnitten: die Tiefe des ausgeschachteten Raumteiles betrug 210 cm unter der jetzigen Pflasteroberfläche. Aus dem Unter suchungsergebnis der Boden- und Baustoffprüfstelle der o.-ö. Landesbaudirektion ist folgendes zu entnehmen: bis zu dieser Tiefe ist an dieser Stelle (bei den anderen Bohrlöchern außer halb der Kirche variieren die Maße infolge ungleicher Niveau verhältnisse) Schüttmaterial, darunter Kies/Sand. In 210 cm Tiefe dürfte somit der Estrich bzw. Boden des später zuge schütteten romanischen Raumes zu suchen sein. Im Schütt material konnten kleine bemalte Putzstücke festgestellt werden, die möglicherweise von dem eingeschlagenen Gewölbe (unwahrscheinlicher: Decke) herrühren. Mittelteil L. 190 cm breit, liegt ungefähr in der Flucht des derzeitigen Kircheneinganges. Die Mauer ist unbemalt, doch verputzt. Es handelt sich um die wohl spätere Vermauerung eines Zuganges in den durch diese Mauerteile ostseitig begrenz ten romanischen Raum'. Der Verputz dieser Vermauerung spricht dafür, daß der Raum auch nachher bis zur endgültigen Aufgabe in Verwendung stand und noch einen oder mehrere ' Eine im Dezember 1958 durchgeführte Öffnung des Bodens im Inneren der Kirche zur Feststellung der Fundament Verhält nisse ihrer Westmauer legte beiderseits des Einganges zwei in der Kirchenachse verlaufende verputzte Mauerzüge frei, die einen in der Nordsüderstreckung ca. 315 cm messenden Raum mit kleiner Nische an der Südwand bilden. Seine Osterstrekkung ist noch unbekannt, nach Westen (unter dem Eingangs portal konnte nicht gegraben werden) dürfte er durch den genannten Zugang mit dem oben erwähnten Raum kommu niziert haben. Aus Zeitgründen kann diese Entdeckung erst in einem späteren Bericht genauer beschrieben und mit den übrigen Funden sowie den Ergebnissen einer geplanten Such grabung, in Zusammenhang gebracht werden. In Fig. IV daher nicht eingetragen. andere Zugänge gehabt hat. Ein Tastloch an der Nahtstelle zur bemalten Mauer K zeigt, daß sich deren Malerei nicht um die Kante fortsetzt. Mauerteil K, Abb. 25, 26. Nördlich vom Zugang. Im oberen Teil (125 cm über dem Estrich) gemaltes perspektivisches Mäander band, darüber figurales Fresko: zwei in entgegengesetzter Richtung liegende nackte Gestalten, die linke vermutlich eine Frau; über ihnen Unterschenkel in Kreuzbinden® von einer weiteren Figur, die vom barocken Fußboden in Kniehöhe abgeschnitten wird (freigelegte Fläche: Höhe 40 cm. Breite 53—56 cm). Gegenstand derzeit nicht genau bestimmbar. Mauerteil M. Südlich vom Zugang. Anordnung des Freskos wie K. Darstellung kaum ausnehmbar. Es scheint sich um stürzende oder schwebende Figuren zu handeln. Daß der Raum, von dem die beschriebene Mauer einen Teil der bemalten Ostwand bildete, über das jetzige Fußbodenniveau hinausragte, ist evident; daß er schon in romanischer Zeit teilweise unterirdisch war, wird auf Grund der durch die Sondierbohrungen an der Nord- und Südseite ermittelten Fundamentsohlen (Nordturm: 160cm unter Bodemiiveau; Südturm: 130 cm unter Bodenniveau; an den Mauerrändern der Türme gemessen) sowie aus der Sockelhöhe der Türme (der »Sockel des Südturmes müßte z. B. ca. 8^/2 m hoch angenommen werden, wenn unser Raum oberirdisch gewesen wäre und die ganze romanische Kirche somit sein Niveau gehabt hätte) angenommen, ist derzeit jedoch nicht exakt beweisbar, weil das genaue Niveau des Erstbaues noch nicht festgestellt werden konnte. Im Gegensatz zu den übrigen Freilegungen mußte dieser entdeckte Bestand nach seiner Aufnahme vorerst wieder zugeschüttet werden. Die bemalten Wände wurden vorher folgendermaßen abgesichert: vorsichtiges Anlegen einer Glas wolleschicht vor Primanitplatten, hinter welchen eine ungemörtelte Mauer aufgerichtet wurde. Fig. IV N. Romanischer Sockel und Lisenen des Südturmes sind vor allem an seiner in den späteren Stiftskomplex ein gebauten Westseite gut ablesbar. Hier kann noch das Quader mauerwerk festgestellt werden. Wichtig ist nun, daß in zwei an die Westfassade des Turmes anschließenden Kellerräumen eine senkrecht an die nördliche Lisene gesetzte Quadermauer® auszumachen ist, welche 294 cm in westlicher Richtung ver läuft, wo sie von einer deutlichen Baunaht im Gesamtmauer werk abgegrenzt wird. Die darüber liegenden Räume konnten in ihrem Mauerbestand vorderhand noch nicht untersucht werden. Die Untersuchung des Mauerwerkes ergab, daß mit dem Vorhandensein eines mit figuralen und ornamentalen Fresken bemalten romanischen Mauerbestandes in der ganzen, vom Erstbau offenbar allein erhaltenen Westanlage der Kirche gerechnet werden kann. Aufgabe der Denkmalpflege soll es sein: a) die bedeutenden romanischen Malereien soweit wie möglich freizulegen und zu konservieren, b) die ursprüngliche Gestalt der ganzen Westanlage zu er forschen. Bei den Vorarbeiten mußte leider festgestellt werden, daß das romanische Mauerwerk stellenweise schlecht erhalten ist. Die nördliche Arkade weist z. B. starke Rißbildungen auf. ® Vgl. die gleiche Beinkleidung bei den Magiern in den Gewölbe fresken des Läuthauses; Sacken a. a. 0., S. 95. ® An ihr wurde von E. Hainischund dem Referentendie eingemauerte Spolie eines römischen Reliefsteines entdeckt.

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