Richard Mabia Staud Luxemburg TIROLER STEINMETZEN IN LUXEMBURG 1684—1795 Vorgeschichte der Einwanderung. Im zweiten Band seiner Geschichte der deutschen Kunst spricht Georg Dehio von der Möglichkeit, daß Heinrich VII. und sein Geschlecht nicht in Böhmen, sondern von ihrem Stammsitz Luxemburg aus ihr Königreich sich gegründet hätten. Die hurgundische Macht — der Luxemburg selbst später zum Opfer fiel — hätte nicht entstehen können. Und Luxemburg wäre, als Königsresidenz, der Hauptsitz der niederländischen Kunst geworden. Man braucht sich nur daran zu erinnern, was Prag durch den Luxemburger Karl IV. wurde, um zu ermessen, was Luxemburg verlorenging. Fürstensitz wurde Luxemburg erst wieder Ende des 11). Jahrhunderts, und Bischofsstadt — trotz jahrhundertelanger Bemühungen — auch erst in der zweiten Hälfte des gleichen Jahrhunderts. Als Auftraggeber für das künstlerische Schaffen blieben die Klöster, vor allem Echternach, der Adel und — in weit geringerem Maß — die Bürgerschaft. Der Adel baute zahlreiche Burgen, deren Ruinen überall im Land Luxemburg verstreut sind, später auch Schlösser und Stadtresidenzen. Aufträge für Bildhauerei — vor allem Altäre und Grabdenkmäler — gingen ganz überwiegend nach der benachbarten alten Bischofsstadt Trier, die anderthalb Jahrtausende für Luxemburg das kirchliche Zentrum war. Für Malerei wandte man sich meist nach den Niederlanden, zu denen Luxemburg als eigene Provinz gehörte. 1443 war Luxemburg durch Eroberung an Burgund gekommen. Durch die Heirat Marias von Burgund fiel es an das Haus Habsburg und gehörte seit 1555 der spanischen Linie der Habsburger. Philipp II. und seine Nachfolger ließen das zur Provinz gewordene Herzogtum wie die übrigen Niederlande durch Generalstatthalter regieren, die in Brüssel residierten. Seit der Kriegserklärung Frankreichs an Spanien (1635) wurde Luxemburg Durchzugsland für die französischen und die kaiserlichen Truppen. Durch Krieg, Hunger und Pest schmolz die Bevölkerung des Landes auf ein Drittel zusammen; die Armut war so groß, daß im 17. Jahrhundert fast keine Kirchen gebaut wurden. So erklärt sich der empfindliche Mangel an Bauhandwerkern, als Ludwig XIV. im Jahr 1684 endgültig die Festung Luxemburg eroberte und Vauban mit seinem Stab den Ausbau der Festung und den Wiederaufbau der durch häufige Beschießung stark beschädigten Stadt begann. Es fehlte an Hand werkern jeder Art und so warben die Agenten des Königs in Frankreich, Savoyen, der Schweiz, Tirol, Mähren. Den Erfolg der Werbung, die durch Versprechen wirtschaftlicher Vorteile gestützt wurde, belegen die Einbürgerungslisten der Stadt Luxemburg. Aus allen Gegenden Frankreichs kamen die neuen Stadtbürger; ferner aus den belgischen Niederlanden, aus Savoyen, der Schweiz, Norditalien, den Rheinlanden, Bayern. Auch aus der alten Donaumonarchie kamen viele der neuen Bürger: Aus Oberund Niederösterreich, aus Wien, Salzburg, Böhmen, Mähren, Schlesien, Krain, der Steiermark, sogar aus Ungarn. Aus Mähren kamen zwei bekannte Kirchenmaler des 18. Jahrhunderts nach Luxemburg: Johann Georg Weiser und Ignatius Millim. Weiser, geboren zu Kressau, wurde 1740 Stadtbürger von Luxemburg und starb um 1768. Millim wird zuerst erwähnt 1773; er starb 1820 in Hobscheid. Im engen Rahmen dieses Aufsatzes kann auf die beiden Maler nicht eingegangen werden. Die Tiroler im Herzogtum Luxemburg. Besonders zahlreich waren die Einwanderer aus Tirol. Sie interessieren uns hier an erster Stelle, weil sie ganz überwiegend dem Baugewerbe angehörten. Folgende Ausgangsorte sind bis jetzt festgestellt worden, vor allem durch die Eintragungen in den Bürgerlisten: Arzl, Aschau, Bludenz, Branzoll, Fiß, Galtür, Grins (,,Grenz"), Ischgl, Kappl, Landeck, Lienz, Matrei, Nanterberg, Nenzing, Oberbühel (,,Oubel"), Ried, Rinnen, Serfaus (,,Cerforst"), Son nenberg (Bruneck), St. Leonhard, Steinach, Strengen, Telfs, Ulmich (,,01micht"), Vergröss. Haupt zentrum der Auswanderung war offenbar Landeck. In den Bürgerlisten sind auch frühere Angehörige der in Luxemburg stationierten kaiserlichen Regimenter verzeichnet. Doch sind die Tiroler fast ausnahmslos Handwerker: Steinmetz (masson.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2