i; \ ÖSTERREICHISCHE ZEITSCHRIFT FÜR KUNST UND DENKMALPFLEGE 1 " • " ÖSTERREICHISCHES BUNDESDENKMALAMT % VERLAG ANTON SCHROLL &CO -WIEN-MÜNCHEN
ÖSTERREICHISCHE ZEITSCHRIFT FÜR KUNST UND DENKMALPFLEGE (Jahrgang 1/1947—V/1951 ist als „Österreichische Zeitschrift für Denkmalpflege" erschienen) In Nachfolge der einstigen „Mitteilungen der Zentralkommission für Denkmalpflege in Wien" Herausgeber: Österreichisches Bundesdenkmalamt • Redakteure: Walter Frodl und Otto Demus XIII. JAHRGANG 1959/HEFT 1 INHALT Franz Miltner: Denkmalpflege in Ephesos / Richard Maria Staud, Luxemburg: Tiroler Steinmetzen in Luxemburg 1684—1795 / Norbert Wibiral: Beiträge zur Erforschung der romanischen Westanlage der Stiftskirche in Lambach / Karl Ginhart zum 70. Geburtstag / Denkmalpflege-Ausstellungen 1958 / Kunsttopographie / Buchbesprechungen / Aktuelle Denkmalpflege: Kärnten, Vorarlberg, Oberösterreich / Papierschäden und ihre Restaurierung Die Zeitschrift erscheint jährlich in 4 Heften Es wird gebeten, Einsendungen an die Redaktion der Zeitschrift im Bundesdenkmalamt, Wien I, Hofburg, Schweizerhof, Säulenstiege, zu richten Bezugspreis: Jährlich 4 Hefte S 80.— Anzeigenannahme durch den Verlag • Printed in Austria VERLAG VON ANTON SCHROLL & CO. IN WIEN
Franz Miltner DENKMALPFLEGE IN EPHESOS* Die Ausgrabungen in Ephesos, welche das Österreichische Archäologische Institut unter einem der Größe des Grahungsplatzes entsprechenden Kräfteeinsatz seit 1954 alljährlich wieder durchführt, haben sehr bedeutende Ergehnisse gezeitigt^. Es wurde vor allem die Hauptstraße, als ,,Marmorstraße" geläufig, welche in ihrem nordsüdlichen Abschnitt schon 1904 freigelegt worden war, nunmehr von dort an, wo sie, ostwärts umbiegend, in den Sattel zwischen den beiden Stadthergen hinansteigt, von den durchschnittlich 4,5 m hohen Schuttmassen freigemacht. So ist dieser antike Straßenzug bis nahe an den Platz freigelegt, welcher aus der Bodenheschaffenheic südlich vor dem Odeion, dem kleinen Theater oder Singspielhaus, erschlossen werden darf. Dabei wurde an ihrer Nordseite, ziemlich unmittelbar an dem Beginn des Sattelanstieges — in die Südfront der hier gelegenen großen Therme hineingehaut — der Tempel des Kaisers Hadrian aufgefunden. Weiter ostwärts hegt an der gleichen Straßenseite ein großes Nymphaeum, ein Straßenhrunnen, der von dem um Ephesos vielfach verdienten Tiherius Claudius Aristion zu Ehren des Kaisers Traian erbaut worden war (Abb. 1). Dort, wo die Straße etwa die Höhe des Sattels erreicht, ist als architektonischer Abschluß des bis hieher gerade ansteigenden Straßenzuges ein Torbogen errichtet, der den Architekturformen und der leider sehr hruchstückhaften Bauinschrift zufolge (Abb. 2) bald nach 400 n. Chr. erbaut worden sein dürfte. Wenig östlich von diesem Torbogen biegt die Straße nach Süden aus, sich zunächst zu einem großen Platz weitend, an dessen Südostecke sie wieder südwärts weitergeführt ist (Abb. 3). An der Biegung nach Süden wurde, an der Ostseite der Straße, eine kleinere Brunnenanlage aufgedeckt, welche in augusteischer Zeit entstanden sein mag und Amn der Restaurierungsinschrift aus dem Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. als Hydreion bezeichnet wird. An der Ostseite des großen Platzes wurde gleichfalls eine Brunnenanlage freigelegt, welche in ihren Ausmaßen die bisher in Ephesos bekannten Straßenhrunnen um einiges übertrifft. Der ursprüngliche Kern dieser Anlage stammt einem inschriftlichen Zeugnis zufolge aus augusteischer Zeit. Er stellte offenbar ein Denkmal dar, das zu Ehren des Caius Sextilius Pollio errichtet worden war; dieser hatte sich um Ephesos durch die Erbauung eines Aquäduktes verdient gemacht, über welchen aus den südöstlichen Bergen eine Wasserleitung in die Stadt geführt wurde. Dieses Denkmal wurde anderen hier aufgefundenen Inschriften gemäß in der Zeit des Kaisers Domitian zu einem der prächtigsten Nymphaeen in Ephesos ausgebaut. Rund 30 m maß es in der Front; mit schweren Marmorplatten verkleidete Mauern, deren Gußkern heute noch an die 7 m hoch aufrecht steht, bildeten den Sockel für eine überreiche Architekturfassade, zwischen deren Stützen — Pilasterpfeilern und Säulen — zahlreiche Statuen, zum Teil anscheinend Gruppen bildend, aufgestellt waren. Eine nicht geringe Anzahl Amn ihnen wurde, freilich durch den Absturz von dem hohen Sockel A^ielfach zertrümmert, wieder aufgefunden. Es wird noch viel geduldiger Arbeit bedürfen, bis sie alle — rund ein Dutzend — soweit wieder zusammengesetzt sind, wie das bereits hei dem Lagernden Krieger (Abb. 4) gelungen ist. * Daß die Ausgrabungen in Ephesos vom Österreichischen Archäologischen Institut durchgefühi't werden, ist - vor allem in Österreich selbst — kaum bekannt. Es war besonders dieser Umstand, der uns veranlaßt hat, den Leiter der Grabungen, Univ.-Prof. Dr. Franz Miltner, um einen Beitrag zu bitten, denn wir glauben, daß auch die von unserer Zeitschrift erfaß baren Kreise der Öffentlichkeit über den Fortgang einer Arbeit informiert werden müssen, die eine lange und ehrenvolle Tradition der österreichischen Wissenschaft fortsetzt und für unser Prestige von nicht geringerer Bedeutung ist als irgend eine der sportlichen oder kulturellen Unternehmungen und Taten, die sich weitgehender öffentlicher Unterstützungen erfreuen können. Was nun die in dem Beitrag angeschnittenen denkmalpflegerischen Fragen betrifft, so sind sie uns - bedingt durch die besondere Art der Denkmäler und die anderen klimatischen Verhältnisse — nicht vertraut. So können wir auch die Not wendigkeit der Rekonstruktionsbauten der Johannesbasilika nicht beurteilen. Schon zu oft haben wir auch denkmalpfiegerische Grundsätze mit unbestreitbarem Erfolg ins Gegenteil verkehren gesehen, so daß unsere Stellungnahme zu dem unter Rekonstruktion fehlender Einzelteile bewerkstelligten Wiederaufbau des kleinen Hadrianstempels zumindest nicht negativ sein kann. Uns scheint sogar, daß für diese Art von Denkmälern die angewendete Methode nicht nur zu einem optisch günstigen Ergebnis führt, sondern daß sie auch eine gute Sicherung des Bestandes bedeutet. Die Redaktion ^ Vgl. Anzeiger d. Akad. d. Wissensch. Wien, phil.-hist. Kl., Jg. 1954, S. 249ff.; Jg. 1956, S. 43ff.; Jg. 1957, S. 13ff.; Jg. 1958, S. 79ff.; Österr. Jahresh., XLII, 1955, Beibl., Sp. 23ff., und Österr. Jahi-esh,, XLIII, 1956, Beibl., Sp. Iff. 1 Denkmalpflege
... ■ ■*' •"«5, ® ' 4- •<^*r .ß - ■-'■' r ,' .i''? •' •'■ ^ . W PifwN^ -^^4- *Ji t—sf / - _ '5 .. ''U:> TT" ÜJ 1 M ■'-» 1. Ephesos, Nymphaeum Traiani Wie hier unmittelbar konservatorische Maßnahmen notwendig sind, um das ergrabene Gut in seiner ursprünglichen Tatsächlichkeit zu besitzen, so drängen auch die einzelnen hier angeführten Objekte durch die Fülle der erhalten gebliebenen Architekturteile zu einer Wiederaufrichtung, zu einer Rekonstruktion. Es ist klar, daß die Rekonsrruktionsarbeit allein schon wegen der unumgänglich notwendigen umfangreichen zeichnerischen und technischen Vorbereitungen mit der Grabung nicht Schritt halten konnte. Die Grabungsleitung hat jedoch ti'otz der damit verbundenen Kosten nicht gezögert, diese Aufgabe in Angriff zu nehmen, weil erst durch eine tatsächliche Rekonstruktion die unmittelbare einstige Plastizität der einzelnen Objekte und damit die ursprüngliche Lebendigkeit und Ganzheit des Stadtbildes wiedergewonnen werden kann. Freilich war es notwendig, für diese im Rahmen der Ephesosgrabung neue Aufgabe, Arbeiter, die nur Türken sein konnten, entsprechend auszubilden und die leitenden Kräfte heranzuziehen. Ebenso mußten die maßgebenden und tragbaren Grundsätze entwickelt und die vorteilhaftesten Materialien und Arbeitsmethoden gefunden werden. Wenn die praktische Arbeit vorerst hauptsächlich an zwei Objekten, dem Tempel des Kaisers Hadrian und der großen Kreuzkuppelbasilika über der Grabstätte des hl. Johannes, in Angriff genommen werden konnte, ist das der einsatzfreudigen Mitarbeit der beiden Dipl.-Arch. Karl Heinz Göschl und Gerhard Eisner, ferner der Kunstakademiker Gerhard Miltner, Werner Mach und Peter Gangl, alle von der Akademie für angewandte Kunst in Wien, und des Bau technikers Wilfried Göschl zu danken. Oberster Grundsatz für die Arbeiten war, von den etwa fehlenden Baugliedern nur jene zu ergänzen, welche aus statischen Gründen unbedingt erforderlich sind, um alle erhaltenen originalen Teile wieder in ihre ursprüngliche Stellung und Lage an dem Bau bringen zu können^; zweitens sollte maßgeblich sein, den letzten Bauzustand wieder herzustellen, den das betreffende Objekt in der Antike erhalten hat. An Materialien wurden nach verschiedenen Erprobungen als vorteilhaft und zweckentsprechend festgestellt: AKEMI Universal-tHS-Paste, ein Steinkitt von äußerst schneller Klebefähigkeit, der ein ^ Neubauten, etwa wie jene auf clerAgora von Athen, kommen naturgemäß nicht in Frage, da sie neben den übrigenRuinen das Stadtbild in höchst unglücklicher Weise zersprengen würden.
2. Ephesos, spätantiker Torbogen der Kuretenstraße M iSvlSä «B»»- i'«' fci; f 3. Ephesos, Abzweigung der Domitiansgasse vom Domitiansplatz
- ] irJ 4. Ephesos, Ruhender Krieger aus domitianischer Zeit, vom Rollio-Nymphaeum 5. Ephesos, Abguß des Türsturzes vom Hadrianstempel; links Gummiform, rechts Zementabguß wirklich zügiges Arbeiten ermöglicht; seine hervorragende Klebefestigkeit gestattet es zudem, in vielen Fällen, wo man sonst die Festigkeit des gealterten Marmors gefährdende Klammern oder unschöne Traversen einsetzen müßte, ohne solche das Auslangen zu finden. Als Material für die unvermeidlichen Ergänzungen fehlender Stücke scheint sich gerade in Gegenden, in welchen Marmor das selbstverständliche Baumaterial war, wieder Marmor zu empfehlen. Wir haben diesbezüglich auch Versuche gemacht. Weil aber die antiken Brüche, aus welchen sich die ephesischen Baumeister versorgten, derzeit nicht abbaufähig sind, steht nur der Marmor aus den Marmarabrüchen zur Verfügung. Dieser hat aber einen derart harten weißen Glanz, wobei unzweifelhaft auch die moderne Bearbeitungstechnik mitwirkt, daß er höchst unangenehm von der weichen Tönung der originalen marmornen Bauglieder absticht, ja geradezu herausknallt und die bauliche Einheit zerstört. Er hat sich nur bei der byzantinischen Johanneskirche als verwendbar erwiesen, weil dort auch die seinerzeitige Oberflächenbearbeitung der Marmorteile bereits eine andere ist als die kaiserzeitliche und der modernen sehr nahekommt. Bei den kaiserzeitlichen Bauten haben wir den Weißzement der Firma Dyckerhoff als günstig befunden, den wir mit Marmorsplitt und Marmormehl abmischen. Besonders vorteilhaft ist an ihm gegenüber anderen Weißzementsorten nicht nur seine milde matte Tönung, sondern vor allem seine schnelle Abbindefähigkeit und seine besondere Festigkeit. Bei der Ergänzung von Architekturteilen erhob sich die Frage, ob eine völlig formengetreue Wieder holung, das heißt ein Abguß des Originales, entsprechend ist oder eine mehr allgemeine, eher abstrahierende Wiedergabe der Originalteile. Auf Grund verschiedener Proben sind wir zu dem Schluß gekommen, daß diese Frage in jedem Einzelfalle gesondert entschieden werden muß und diesbezüglich keine einheitliche, allgemein gültige Regel aufgestellt werden kann. Während wir bei der Aufstellung der eigenartigen Tristylien in der südlichen Wandelhalle der Scholastikiatherme Abgüsse der Original kapitelle als Ergänzungsstücke verwendeten (Abb. 6), haben wir uns am Hadrianstempel schließlich für die abstrahierende Formenwiedergabe entschieden (Abb. 10). Für Abgüsse von Originalen haben wir aber nicht Gips verwendet, der bekanntlich die feine Oberflächenwirkung antiken Marmors beeinträchtigt und zudem bei der oft starken Untergriffigkeit antiker Architekturglieder allzu viele Gußteile erfordern würde, die wieder eine Vielzahl von abzuarbeitenden Gußnähten ergäben, son dern haben die Gummischmelzmasse VL 997 der Dynamit-Nobel A. G. als das günstigste Material kennengelernt. Gewiß hat es uns anfänglich große Schwierigkeiten bereitet, diese Gummimasse in der Zug- und Staubluft der Arbeitsstätte in dem Sattdampfzylinderöl, das auf 200 Grad erhitzt
6. l^phesos, Scholastikiathermen, südliche Wandelhalle :i^.:. -•■' !5 *■ 'U7. Ephesos, Hadrianstempel, Gesamtsituation nach der Freilegung
, Ephesos, Hadrianstempel während der Aufrichtung 5-.C- .-'-i werden muß, einwandfrei zum Schmelzen zu bringen; doch mittels einer speziellen Ofenkonstruktion aus mehreren ,,Flamme bleue"-Heizgeräten ist es uns ge lungen, dieser Schwierigkeiten Herr zu werden und befriedigende Gummigußformen (Abb. 5), welche dann die Herstellung mehrerer Abgüsse gestatteten, herzustellen®. Ohne hier die Einzelheiten des Arbeitsganges dar stellen zu können, der an alle Beteiligten höchste Anforderungen stellte — schon allein deshalb, weil sich die Arbeiten größtenteils bei einer Temperatur von 50 Grad im Schatten vollzogen, ohne daß an den einzelnen Arbeitsplätzen Schatten vorhanden war —, sei zunächst kurz das bisher erreichte Ergebnis am Hadrianstempel geschildert. Was hier an Ort und Stelle erhalten geblieben war, zeigt Abb. 7 links. Außer den Cellamauern und den Antenwänden standen noch die Sockelbasen der Fas sadestützen in situ: in der Mitte zwei Säulen, rechts und links ein Vierkantpfeiler. Von diesen war gar nichts erhalten, von jenen nur kleine Fragmente, die für eine Rekonstruktion aus technischen Gründen un verwendbar waren. Dafür waren aber auf der Straße, offenbar in sehr später Zeit nach dem endgültigen Zusammensturz des Tempels zusammengeschlichtet, nahezu die gesamte Architektur der Giebelfassade und in der Halle vier offenkundig nachhadrianische, unter einander stilistisch und thematisch verschiedene, trotzdem unzweifelhaft zu dem Bau gehörige Fries platten und das große, von der Türwand stammende Tympanon mit einem großartigen Relief der ,,Ran kenfrau" ^ erhalten. Diese reiche originale Architek turmenge galt es, wieder in die ursprüngliche bau liche Situation zu bringen. Dabei ließ sich bereits an den beiden Basen der Säulen erkennen, was durch eine vor der Westsäule einst aufgestellte Ehrenbasis und ihre Inschrift erhärtet wurde, daß der Tempel bereits in der Antike, und zwar etwa um 390 n. Chr., einmal restauriert worden war. Das genauere Studium der Architekturteile lehrte dann weiterhin, daß damals etliche Architekturglieder des hadrianischen Baues, die bei dem der theodosianischen Restaurierung voran gegangenen, wahrscheinlich um 367 n. Chr. anzu9. Ephesos, Hadrianstempel, Bogen der Vorhalle ^ Ich möchte die Gelegenheit nicht versäumen, allen genannten Firmen auch hier nochmals den gebührenden Dank der Grabungs leitung auszusprechen; durch Materialspenden, welche die öster reichischen Vertreterfirmen 8teinIndustrie Max Mörz, Graz, für Akemi, Baustoffgroßhandlung Jos. Stork & Co., Wien, für Dycker hoff Weißzement, und die Fa. Hugo Kerblor, Inh. Ing. E. Feiner, Wien, für die Gummischmelzmasse der Dynamit-Nobel A.-G. in Troisdorf in dankenswertester Weise vermittelten, wurde unsere Arbeit nicht bloß in großzügigster Weise gefördert, sondern erst er möglicht. ^ H. Thiersch, Artemis Ephesia, S. 34.
1 10. Ephesos, Hadrianstompel nach dem Wiederaufbau
«- ■A ■■•■■■ 11. Ephesos, Johannesbasilika vor der WlederaufVichtnng setzenden Einsturz des Tempels zerbrochen waren, nachgemacht, das heißt kopiert wurden. Es würde über den hier gezogenen Rahmen hinausführen, die Eigenheiten der theodosianischen Kopisten tätigkeit zu untersuchen; doch muß es gerade angesichts der uns durchaus geläufigen antiken Kopistentätigkeit im Bereich der Skulptur als eine höchst interessante Tatsache hervorgehoben werden, daß wir hier ein vorerst seltenes, aber deshalb um so bemerkenswerteres Beispiel von Archi tekturkopien (Abb. 9) besitzen. Die Friesplatten, die sowohl thematisch wie auch stilistisch eine gesonderte Behandlung erheischen, mußten vor allem nachgegossen werden; denn die Originale waren offenbar so starker Feuereinwirkung ausgesetzt gewesen, daß sie ob ihrer Brüchigkeit nicht länger unmittelbaren atmosphärischen Einflüssen ausgesetzt bleiben durften. Ebenso mußten Säulen und Vierkantpfei 1er der Giebelfassade und auch das Gewände der Cellatür nachgegossen werden, um die Giebelarchitektur und das Tympanon wieder an der ursprünglichen Stelle auflegen zu können. Wie weit wir bis jetzt mit dieser Arbeit innerhalb von zwei Grabungskampagnen gekommen sind, veranschaulicht Abb. 10. Wenn die Abbildung auch nicht die Wirkung des südlichen Lichtes wiederzugeben vermag, kann sie doch einen Eindruck von der Gesamtwirkung der Rekonstruktion vermitteln. Wenn auch noch einige weitere erhaltene Originalstücke des Giebels und der die Vorhalle überquerenden Bogen aufzuziehen und manche Kleinigkeit noch auszubessern bleiben, so ist das an diesem Tempel Erreichbare und Verantwortbare getan. Am Anfang stehen wir allein schon wegen der Größe des Objektes bei der Kreuzkuppelbasilika des hl. Johannes. In der Kirche, welche in den Jahren 1927 bis 1929 unter der Leitung Josef Keils frei gelegt® (Abb. 11) und vornehmlich von H. Hörmann veröffentlicht worden ist®, sind an originalen Baugliedern der Großteil der Säulen und Kapitelle des Untergeschosses, ein sehr beträchtlicher Teil der Steine des Zwischengesimses und die meisten Säulen des Obergeschosses mit ihren Kapitellen erhalten. Es erscheint daher, um die gewaltige Höhenwirkung des Baues wenigstens einigermaßen wiederzugewinnen, wünschenswert, diese Säulen mit ihren Kapitellen wieder aufzustellen. Ist das für ^ Österr. Jahresh., XXIV, 1928, Beibl., Sp. 5ff., und Österr. Jahresh., XXV, 1929, Beibl., Sp. 5ff. ® Forschungen in Ephesos, hg. v. Österr. Archäol. Inst., Bd. IV/3, Wien 1951.
1 12. Ephesos, Johannesbasilika während der Wiederaufriohtung, Westinterpilarium an der Nordseito des Hauptschiffes das Untergeschoß eine verhältnismäßig leichte Aufgabe, so ist naturgemäß das Auflegen des Zwischen gesimses und das Aufstellen der Säulen des zweiten Geschosses nur möglich, wenn man die Arkadenwand über den Säulen des Untergeschosses ergänzt. Wir haben zu diesem Zwecke Ziegel in dem einstigen byzantinischen Format brennen lassen und unter Verwendung einer der byzantinischen möglichst ähnlichen Mörtelmischung diese Arkadenwand zunächst im westlichen Interpilarium der Nordseite aufgemauert. Um sie entsprechend verankern zu können, war auch ein Aufmauern der großen Pfeiler unumgänglich notwendig; hiebei konnten die im Kirchenschiff liegenden Marmorquadern als äußere Verkleidungswand verwendet werden, während der Pfeilerkern mit einem Grobbeton und Bruchsteinen, ähnlich dem einstigen Gußmauerwerk, ausgefüllt wurde. Auf diese Weise wurde das westlichste Interpilarium der Nordseite fertiggestellt, indem auf der Arkadenwand der notwendige Stylobat des zweiten Geschosses in Weißzement aufgegossen wurde, auf dem dann auch die Säulen des Obergeschosses mit ihren Kapitellen aufgestellt werden konnten (Abb. 12). Im korrespondierenden Interpilarium der Südseite konnten vorerst bloß die Säulen des Untergeschosses mit den Kapitellen aufgestellt werden. Bei Fortsetzung der trotz allen Schwierigkeiten vielversprechend begonnenen Arbeit sollen nun zunächst alle Säulen des Untergeschosses aufgestellt werden, um so am Objekt selbst einen klaren Überblick und eine praktische Entscheidungsmöglichkeit über die Frage zu gewinnen, wo vorteilhafterweise die Ar kadenmauern zu rekonstruieren sind; es soll eine optimale Raumwirkung erzielt werden, ohne jedoch den Ruinencharakter dieses hervorragenden justinianischen Baudenkmales zu beeinträchtigen. Über diese eben geschilderten Arbeiten hinaus wurde auch bereits die Rekonstruktion des heuer ausgegrabenen augusteischen Hydreions begonnen. Auch an diesem schlichten, für das Bild des ganzen Straßenzuges wesentlichen Bau bleibt noch viel zu tun, da ja das gesamte auf den Säulen aufruhende Gebälk erhalten ist und somit wieder aufgelegt werden muß. Davon abgesehen, erhebt sich die Forderung nach Rekonstruktion vor allem für das Nymphaeum Traiani (Abb. 1), wofür die zeichnerischen Vorarbeiten nahezu abgeschlossen sind, und für den spät antiken Torbogen (Abb. 2). Erst wenn dieser steht und die Säulen der südlichen Straßenhalle, in welcher auch der rund 300 m^ große Mosaikboden der konservierenden Neuverlegung an Ort und Stelle harrt, 2 Denkmalpflege ^
i »41« 13. Ephesos, Vodiusgymiiasium, Latrine nach dem Wiederaufbau aufgestellt sind, wird das Bild dieses imponierenden Straßenzuges soweit hergestellt sein, wie es die erhaltenen Trümmer erlauben, aher auch verlangen. Es ist klar, daß diese denkmalpflegerischen Arbeiten, denen sich die Grabungsleitung in Ansehung des künstlerischen und auch wissenschaftlichen Prestiges Österreichs gerne unterzieht, trotz der mancherlei Gewinne, die sie auch für die Fachwissenschaft haben, in erster Linie der Verschönerung und Ver lebendigung der Ruinenstätte dienen. Es ist daher äußerst begrüßenswert und richtig, wenn sich an diesen Arbeiten auch die türkische Antikenverwaltung unter ihrem rührigen Generaldirektor Kamil Su unmittelbar zu beteiligen bemüht. Daß sie den ausgezeichneten Mosaikspezialisten Muzaffer Ertoran vom Istanbuler Antikenmuseum als Mitarbeiter nach Ephesos delegiert hat, kann die Grabungsleitung angesichts der hohen fachlichen und kameradschaftlichen Qualitäten Herrn Ertorans nur auf das dankbarste begrüßen. Wenn auch die gegenseitige Abstimmung der österreichischen und türkischen Arbeits- und Verwaltimgsnormen noch manche Mühe verursachen wird, ist doch schon, wie das Beispiel der neu hergerichteten Latrine des Vediusgymnasiums zeigt (Abb. 13), ein praktischer Erfolg erzielt. Ich kann daher diesen Bericht nicht anders als mit dem aufrichtigen Wunsche schließen, daß diese unmittelbare praktische Zusammenarbeit sich gemäß den besprochenen Plänen weiter entwickelt und verdichtet, damit Ephesos, das heute den größten Grabungsplatz in der Türkei darstellt, in naher Zukunft auch der schönste wird.
Richard Mabia Staud Luxemburg TIROLER STEINMETZEN IN LUXEMBURG 1684—1795 Vorgeschichte der Einwanderung. Im zweiten Band seiner Geschichte der deutschen Kunst spricht Georg Dehio von der Möglichkeit, daß Heinrich VII. und sein Geschlecht nicht in Böhmen, sondern von ihrem Stammsitz Luxemburg aus ihr Königreich sich gegründet hätten. Die hurgundische Macht — der Luxemburg selbst später zum Opfer fiel — hätte nicht entstehen können. Und Luxemburg wäre, als Königsresidenz, der Hauptsitz der niederländischen Kunst geworden. Man braucht sich nur daran zu erinnern, was Prag durch den Luxemburger Karl IV. wurde, um zu ermessen, was Luxemburg verlorenging. Fürstensitz wurde Luxemburg erst wieder Ende des 11). Jahrhunderts, und Bischofsstadt — trotz jahrhundertelanger Bemühungen — auch erst in der zweiten Hälfte des gleichen Jahrhunderts. Als Auftraggeber für das künstlerische Schaffen blieben die Klöster, vor allem Echternach, der Adel und — in weit geringerem Maß — die Bürgerschaft. Der Adel baute zahlreiche Burgen, deren Ruinen überall im Land Luxemburg verstreut sind, später auch Schlösser und Stadtresidenzen. Aufträge für Bildhauerei — vor allem Altäre und Grabdenkmäler — gingen ganz überwiegend nach der benachbarten alten Bischofsstadt Trier, die anderthalb Jahrtausende für Luxemburg das kirchliche Zentrum war. Für Malerei wandte man sich meist nach den Niederlanden, zu denen Luxemburg als eigene Provinz gehörte. 1443 war Luxemburg durch Eroberung an Burgund gekommen. Durch die Heirat Marias von Burgund fiel es an das Haus Habsburg und gehörte seit 1555 der spanischen Linie der Habsburger. Philipp II. und seine Nachfolger ließen das zur Provinz gewordene Herzogtum wie die übrigen Niederlande durch Generalstatthalter regieren, die in Brüssel residierten. Seit der Kriegserklärung Frankreichs an Spanien (1635) wurde Luxemburg Durchzugsland für die französischen und die kaiserlichen Truppen. Durch Krieg, Hunger und Pest schmolz die Bevölkerung des Landes auf ein Drittel zusammen; die Armut war so groß, daß im 17. Jahrhundert fast keine Kirchen gebaut wurden. So erklärt sich der empfindliche Mangel an Bauhandwerkern, als Ludwig XIV. im Jahr 1684 endgültig die Festung Luxemburg eroberte und Vauban mit seinem Stab den Ausbau der Festung und den Wiederaufbau der durch häufige Beschießung stark beschädigten Stadt begann. Es fehlte an Hand werkern jeder Art und so warben die Agenten des Königs in Frankreich, Savoyen, der Schweiz, Tirol, Mähren. Den Erfolg der Werbung, die durch Versprechen wirtschaftlicher Vorteile gestützt wurde, belegen die Einbürgerungslisten der Stadt Luxemburg. Aus allen Gegenden Frankreichs kamen die neuen Stadtbürger; ferner aus den belgischen Niederlanden, aus Savoyen, der Schweiz, Norditalien, den Rheinlanden, Bayern. Auch aus der alten Donaumonarchie kamen viele der neuen Bürger: Aus Oberund Niederösterreich, aus Wien, Salzburg, Böhmen, Mähren, Schlesien, Krain, der Steiermark, sogar aus Ungarn. Aus Mähren kamen zwei bekannte Kirchenmaler des 18. Jahrhunderts nach Luxemburg: Johann Georg Weiser und Ignatius Millim. Weiser, geboren zu Kressau, wurde 1740 Stadtbürger von Luxemburg und starb um 1768. Millim wird zuerst erwähnt 1773; er starb 1820 in Hobscheid. Im engen Rahmen dieses Aufsatzes kann auf die beiden Maler nicht eingegangen werden. Die Tiroler im Herzogtum Luxemburg. Besonders zahlreich waren die Einwanderer aus Tirol. Sie interessieren uns hier an erster Stelle, weil sie ganz überwiegend dem Baugewerbe angehörten. Folgende Ausgangsorte sind bis jetzt festgestellt worden, vor allem durch die Eintragungen in den Bürgerlisten: Arzl, Aschau, Bludenz, Branzoll, Fiß, Galtür, Grins (,,Grenz"), Ischgl, Kappl, Landeck, Lienz, Matrei, Nanterberg, Nenzing, Oberbühel (,,Oubel"), Ried, Rinnen, Serfaus (,,Cerforst"), Son nenberg (Bruneck), St. Leonhard, Steinach, Strengen, Telfs, Ulmich (,,01micht"), Vergröss. Haupt zentrum der Auswanderung war offenbar Landeck. In den Bürgerlisten sind auch frühere Angehörige der in Luxemburg stationierten kaiserlichen Regimenter verzeichnet. Doch sind die Tiroler fast ausnahmslos Handwerker: Steinmetz (masson.
Ii: illi '-1i, .' i ■ -ilJtf»., ttem • f 5i=,- . - jr ir-T ^-i^aSea i» .^1 14. Echternach, Pavillon im Abteigarten Steinhauer, tailleur de pierre), Zimmermann, Stukkateur. Manchmal ist statt der Bezeichnung des Handwerks die Mitgliedschaft einer Zunft vermerkt, z.B. St. Thiebaut = Theohaldusamt, womit wenigstens die Zugehörigkeit zum Baugewerbe gesichert ist. Merkwürdigerweise erscheinen seit etwa 1740 manche Tiroler mit dem Vermerk: rotisseur = Zunft der Garköche. Doch sind auch unter ihnen zweifellos Bauhandwerker gewesen. Die buntgemischte Zunft der Garköche war leichter zugänglich, die Aufnahme weniger kostspielig. Auch außerhalb der Hauptstadt Luxemburg finden wir Tiroler, vor allem in den kleinen Landstädtchen Diekirch, Echternach, Fels, Grevenmacher, Remich, Vianden, Wiltz, aber auch in Dörfern, wie Feulen, Helmsingen, Kayl, Monnerich, Reckingen-Meß, Simmern. 1714 waren, nach Beendigung des spanischen Erbfolgekrieges, die Niederlande und mit ihnen das alte Herzogtum Luxemburg an das Haus Habsburg-Österreich gekommen. So dauerte die Einwanderung aus den österreichischen Ländern im ganzen 18. Jahrhundert an. Nach Jahrhunderten der Zerstörung und Verarmung wurde nun überall im Land gebaut. Heute noch zeugen zahlreiche IHrchenbauten, aber auch viele stattliche Bürgerbauten und Bauernhöfe vom größeren Wohlstand der theresianischen Zeit und vom Können der Tiroler Steinmetzen. Prof. Joseph Heß macht darauf aufmerksam, daß die Tiroler Familien treu und fest zusammenstanden. Sie waren Paten bei Kindtaufen, Bürgen bei Neueinbürgerungen, schlössen auch Ehen untereinander, obwohl die meisten einheimische Bürgerstöchter heirateten. Manche brachten es zu hohem Ansehen, wie die Tschiderer in Diekirch (Fels und Echternach), die Mungenast in Echternach, deren Nachkommen Magistratspersonen nnd sogar Minister stellten. Die Salner (Tschalner) in Vianden gaben dem alten Burgstädtchen im 19. Jahrhundert zwei hervorragende Bürgermeister. Ein Johann Salner trat in österreichische Militärdienste und starb als Kommandeur des Artillerieregiments Nr. 20 in Temesvar (1842—1895). Noch 1788 verzeichnet das Bürgerregister der Stadt Luxemburg Einbürgerungen von Österreichern. Jedenfalls machte die Eroberung Luxemburgs durch die französischen Revolutionsarmeen mit dem Ende der österreichischen Herrschaft auch Schluß mit den Einwanderungen. Bauten der Tiroler. Nicht alle Tiroler Steinmetzen haben ihre Namen in geschichtlich nachweisbarer Klarheit mit den zahlreichen Neubauten des 18. Jahrhunderts verknüpft. Die meisten waren ohne Zweifel tüchtige Handwerker, die ihr gediegenes Können in den Dienst seihständiger Baumeister und Unternehmer stellten. Doch kenneir wir schon jetzt eine stattliche Reihe von Tirolern, die selbständig,
ff:s d »II 7 ■■ ■■ i üll Kl i 15. Echternach, Orangerie der Abtei als Baumeister und Unternehmer, Kirchen, Brücken und größere Bürgerbauten erstellten. Auch Bauten, zu denen sie nachweislich nicht die Pläne lieferten, müssen hier aufgeführt werden. Die Übergänge zwischen Architekt, Unternehmer und ausführendem Bauhandwerker waren weniger scharf betont, und dem technisch und künstlerisch gut ausgebildeten Unternehmer blieb offenbar mehr Spielraum für die Ausführung, als wir das heute gewohnt sind. Ein und derselbe Meister wird bald als Steinmetz, bald als Architekt und dann wieder als Unternehmer genannt. Von den vielen namentlich bekannten Tiroler Steinmetzen werden nachstehend nur die aufgeführt, deren Namen mit größeren Bauten sicher in Verbindung gebracht werden konnten. Sigmund Mungenast. Am bekanntesten waren in Luxemburg schon früher die Mungenast (Munggenast, Munkenast, heute Mongenast), da sie zwei hervorragende Baumeister lieferten, die in Zahl und künstlerischem Rang der ausgeführten Bauwerke alle anderen übertreffen. Der ältere Mungenast, Sigmund, später auch Simon genannt, kam 1729 aus der Herrschaft Landeck nach Echternach, wo die alte, von St. Willibrord 698 gegründete Benediktinerabtei das damals größte Bauvorhaben im Luxem burg des 18. Jahrhunderts in Angriff genommen hatte; den Neubau der Abteigebäude (1727—1736). Sigmunds Vater war Zephyrin Munggenast; vermutlich bestehen nahe verwandtschaftliche Zusammen hänge mit Franz Munggenast, dem Mitarbeiter Prandtauers beim Bau der Abtei Melk und Erbauer der Stiftskirche von Herzogenburg, sowie mit Joseph Munggenast, dem Erbauer von Stift Altenberg. Prandtauer selbst stammte aus dem Bezirk Landeck. Die Pläne für den Neubau der Abtei Echternach schuf Dom Leopold Durand, Mönch der Abtei St. Avold, der vor seinem Eintritt ins Kloster seine Ausbildung an der Academie d'Architecture in Paris empfangen hatte, gleichzeitig mit Germain Boffrand. Da der bauleitende Unterarchitekt Johann Wolfgang Tyri (du Ry?) 1730 starb, ging die Bauleitung an Sigmund Mungenast über, der später als Abteibaumeister fest angestellt wurde. Schon Prof. Nikolaus Goetzinger hat darauf aufmerksam ge macht, daß in den Abteibauten westliche und östliche Einflüsse ineinanderströmen. Im Prälaten flügel klingt deutscher und österreichischer Barock an, während der Innenhof den kühlen Geist der lothringischen Schloßhöfe atmet. Der dem Prälatenflügel Amrgelagerte Torbau war rein französisch, im Geist Boffrands. In einem notariellen Schriftstück vom 28. Feber 1759 (Staatsarchiv Luxemburg) erklärt Sigmund Mungenast, er habe die Pfarrkirchen von Monnerich, Flaxweiler, Eppeldorf, Itzig, Betzdorf und Alzingen erbaut. Für das stattliche Orangeriegebäude im Prälatengarten zu Echternach (um 1750)
' ^ war eine sichere Zuweisung bisher nicht möglich. Doch kann dieser Bau ihm als fest angestelltem i k Abteibaumeister mit großer Wahrscheinlichkeit zugeschrieben werden; ebenso der Bau des Echternacher Refugiums in der Stadt Luxembürg (1751). Sigmund Mungenast starb 1770 in Paul Mungenast. Aus Sigmund Mungenasts ' ' i Ehe mit der Echternacher Bürgerstochter Maria Magdalena Erntz (1734) entsproß als ältester Sohn Paul Mungenast, wohl der bedeutendste Baumeister Luxemburgs im 18. Jahrhundert. ^ Ausbildung sind wir im unklaren. ~ beiten am Neubau der Pfarrkirche, die der Vater j jedo^ch^ 1759 als^ sein mgenes^ ^ Abteibaumeister an Gartenanlagen und Garten16. Lauterbom-Echternach, Kapolle haus in Bolleudorf bei Echternach (nach Walter Zimmermann). 1768—1769 baut er gleichzeitig die Pfarrkirche von Bettemburg, die 1888 der heutigen Kirche weichen mußte. 1780 erbaut er, wieder für die Abtei, das stattliche Schlößchen Weilerbach, eine knappe Wegstunde oberhalb Echternach. Ein Sohn Pauls, Simon (junior), war beteiligt an den Malereien im Weilerbacher Schloß. Er war Schüler von Br. Abraham von Orval (Wackenroder). 1782 entsteht das Hospital in Bitburg. Zimmermann vermutet, daß auch das alte Schloß in Bitburg (1764) ein Werk von Paul Mungenast war. Bollendorf, Weilerbach und Bitburg sind altluxemburgisches Gebiet und kamen erst 1815 an Preußen. 1776 wird Paul Mungenast als ,,geschw. Feldmesser der Stadt Echternach" bezeichnet. Im gleichen Jahr wird er nach dem Mosel städtchen Grevenmacher berufen, um ein Gutachten über den baulichen Zustand der Pfarrkirche abzugeben. Ein letztes Werk, das wir mit großer Wahrscheinlichkeit Paul Mungenast zuschreiben können, ist die reizvolle Kapelle bei Schloß Lauterborn, die um 1784 im Auftrag von Abt Emmanuel Limpach, dem letzten Abt von Echternach, erbaut wurde. Ludwig und Heinrich Kintzele. Ein Christian Küntzele wird erstmals 1715 in Mamer, westlich von Luxemburg, erwähnt. Er soll um 1655 in St. Antoni in Tirol geboren sein, wahrscheinlich bei Sonnenburg, Bezirk Bruneck. Sein Sohn Ludwig, geboren kurz vor 1700, heiratete 1722 Maria Stochert aus Heisdorf, Tochter eines Tirolers. 1737 baute Ludwig Kintzele, nach den Plänen von Ingenieur General de Beauffe, die originelle Schloßbrücke, die das ehemals stark befestigte Felsmassiv des Bock mit der Luxemburger Altstadt verbindet. Er starb 1768 als Siebzigjähriger. 1762 wird erstmals auch sein 1723 geborener ältester Sohn Heinrich als Baumeister erwähnt, der zusammen mit dem Vater die Pfarrkirche von Weimerskirch erbaute. Die Kintzele, ein auch heute noch weitverbreitetes Geschlecht, zählten Steinmetzen in allen Generationen. Ein Ludwig Kinsle von Helmsingen wird 1788 als Experte zur Abnahme der neuerbauten Pfarrkirche von Brandenburg bei Diekirch berufen. Ein J. B. Kintzele aus Heisdorf schuf die Pläne zur neugotischen Pfarrkirche von
Steinsei, die 1851—1852 gebaut wurde. Er voll- j endete seine technischen Studien in München ^ ^ Einige andere Tiroler Steinmetzen im 1' Luxemburger Gxitland. Christian Starck aus J: ■. Hl die^ neue Kirche der früheren (spätgotischen) ^ Michael Steyr, Maurermeister zu Echternach, I & * vn unternimmt 1763 den^ Bau der Pfarrkirche von ' j ,> Steinhauer in Grevenmacher, wird 1731 erwähnt. |^BH||irH| m .'^jk 1750 haut er die Pfarrkirche in dem henach- 3;.; =it S[^H harten Moseldorf Machtuim Die Kirche, uni^^l^8.55 Tiroler Steinmetzen in den Ardennen. Von Andreas Schlottert, Meistersteinmetz im ] 7. Viaiulen, Keukirche Ardennerstädtchen Wiltz (1761 als ,,architecte" bezeichnet), erfahren wir zuerst 1728, da er mit der Pfarrei Weicherdingen einen Vertrag über den Neuhau der Pfarrkirche abschließt. 1729 haut er diese nicht sehr große Dorfkirche, eine unserer reizvollsten Barockkirchen, mit ihrem monumentalen Turm und ihrer gut erhaltenen Ausstattung. 1729 übernimmt er auch den Neuhau der Pfarrkirche von Rachamps, im benachbarten BelgischLuxemhurg, das damals noch zum Herzogtum gehörte. Ebenfalls 1729 haut der rührige Meister die Büi'gerkapelle von Wiltz. 1737 folgt die Pfarrkirche von Pintsch. Andreas Schlottert stammte aus dem Bezirk Landeck. Ein Johann Hell, aus Tirol nach Vianden zugewandert, erbaut in dem alten Burgstädtchen 1760 das Oratorium der Marianischen Sodalität, 1770 die zweitürmige Neukirche auf dem Friedhof an der Our (Alex. Koenig). Joseph Tangel (Dangel, Dengel), ein anderer Baumeister in Vianden, haute 1757 die Pfarrkirche von Fouhren hei Vianden. Eine zeitgenössische Notiz der Pfarrchronik von Fouhren bezeichnet ihn als ,,tyrolensis". Kunstgeschichtliche Auswirkungen. Über die kunstgeschichtlichen Auswirkungen der Tiroler Einwanderung in Luxemburg läßt sich heim heutigen Stand der Erforschung noch nichts Abschließendes sagen. Sicher ist, daß von den Tirolern eine starke Förderung des barocken Bauens ausging. Diese süd östlichen Einflüsse kreuzten sich in Luxemburg mit französischen. Zweifellos hat auch Trier, die damalige Bischofsstadt Luxemburgs, Anregungen ausgestrahlt, vor allem der Neubau von St. Paulin (1734—1754), zu dem Job. Balthasar Neumann die Pläne geliefert hat. Ob die Tiroler auch die nachgotische Form zahlreicher mittlerer und kleiner Kirchen der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts — Kreuzrippen gewölbe auf toskanischen Pilastern — als Tiroler Bautradition in Luxemburg eingeführt haben, das ist eine Frage, die bisher noch nicht geklärt werden konnte. Luxemburger in Österreich. Abschließend sei darauf hingewiesen, daß die Wanderbewegung nicht ausschließlich eine ostwestliche war. Schon im 13. Jahrhundert wanderten zahlreiche Luxemburger Bauern nach Siebenbürgen aus. Im 18. Jahrhundert setzte eine neue Auswanderungsbewegung ein, die als hauptsächliches Ziel den Banat Temesvar hatte; so besonders 1723 und 1726. Die Bewegung
muß auch unter Maria Theresia von neuem eingesetzt haben, denn 1764 verbot die Kaiserin das Auswandern unter Androhung wahrhaft drakonischer Strafen. Aber noch 1765 und 1766 wanderten weitere Familien nach Ungarn aus. 1770 wurde das Edikt von 1764 neu eingeschärft. Luxemburger standen als Soldaten in kaiserlichen Diensten, besonders während des Dreißigjährigen Krieges. So die Generäle Johann von Beck (1588—1648) und Johann von Aldringen (1588—1634). Luxemburger wirkten als Ärzte in Wien, Luxemburger Jesuiten als Erzieher und Beichtväter am kaiserlichen Hof. Auch heute sind die Beziehungen zwischen dem kleinen Luxemburg und Österreich lebendiger, als man bei solcher Entfernung vermuten könnte. Die Luxemburger reisen in den Ferien gern nach dem sympathischen Land an Inn und Donau. Und seit Jahrzehnten kommen kleine Österreicher, besonders Wiener Kinder, zur Erholung für längere Zeit nach Luxemburg. Man kann die Beziehungen zwischen den beiden Ländern vielleicht am treffendsten charakterisieren mit dem Wort Newmans: Cor ad cor loquitur. QUELLEN UND NACHWORT Stadtarchiv Luxemburg: Registres des Bourgeois Nos 2, 3, 4. Arthur Schon, Zeittafel zur Geschichte der Luxemburger Pfarreien von 1500—1800. Esch 1954—1957 {Regesten des Luxemburger Provinzialrats und von Notarsprotokollen). J. P. Glaesener, Verfassung und innere Verwaltung der freien Stadt Diekirch in den Jahren 1747—1785. Publications de la Section Historique de l'Institut Gr. D. Band 51, S. 290—395. Goetzinger, Nikolaus, Echternacher Kunstdenkmäler. Luxem burg 1934. Joseph Hess, Simmern im Eischtal. T'Hemecht 1955—1958. Dom B. J. Thiel OSB, Pfarrei und Dorf Weicherdingen. Luxemburg 1953. Walter Zimmermann, Die Baumeisterfamilie Mungenast in Echternach (Luxemburger Wort, 15. März 1932). Der vorstehende Aufsatz ist der erste Versuch einer Zusammen fassung des weit gestreuten Stoffes. Es ist beabsichtigt, das Thema später in einer Luxemburger Geschichtszeitschrift eingehender zu behandeln, mit Quellennachweis auch der Einzelangaben. Mein Dank geht zunächst an Herrn Professor Dr. Frodl, der die Arbeit anregte und in seine schöne Zeitschrift aufnehmen wollte, an den Landeskonservator in Innsbruck für wertvolle Aufschlüsse. Für Identifizierung verstümmelter Tiroler Orts namen danke ich den Herren: Mgre. Dr. Josef Resch, Landesarchivar Dr. Fritz Steinegger und Prof. Dr. Karl Finsterwalder, alle in Innsbruck. Ferner danke ich für mündliche und schriftliche Mitteilungen den Herren: Dr. Victor Conzemius, Echternach Lehrer Frangois Decker, Niederfeulen Prof. Dr. Emil Donckel, Luxemburg Prof. Dr. Joseph Hess, Luxemburg Dechant Theodor Lesch, Vianden Prälat Dr. Joseph Reckinger, Luxemburg Rektor Joseph Reuter, Luxemburg Museumskonservator Georges Schmitt, Luxemburg Pfarrer Guill. Schumacher, Nommern Bibliotheksdirektor Dr. Alphons Sprunck, Luxemburg Prälat Dr. Albert Steffen, Luxemburg Dom B. J. Thiel OSB, Düdelingen Lehrer Joseph Thein, Wiltz sowie den freundlichen Herren vom Stadtarchiv in Luxem burg. Die Photos, zum Teil eigens für diese Veröffentlichung auf genommen, erhielt ich vom Office du Film Scolaire in Luxem burg, dessen Leiter, Herrn Marcel Franziskus, wie auch seinen Mitarbeitern ich zu besonderem Dank verpflichtet bin.
KREUZGANG VORHALLE STIFTSKIRCHE Fig. I. Lambach, Stiftskirche, tJbersichtsplan: Grundriß in Läuthaushöhe. Siehe umseitige Legende Norbert Wibiral BEITRÄGE ZUR ERFORSCHUNG DER ROMANISCHEN WESTANLAGE DER STIFTSKIRCHE IN LAMBACH* Die im Sommer 1956 an den romanischen Gewölbefresken im ehem. Läuthaus durchgeführte Reinigung und Konservierung (Abb. 18)^ führte in den folgenden Jahren zu Untersuchungen dieses sowie der darunter liegenden Räume, welche den Zweck hatten, über die vermutete Fortsetzung der Malereien an den Wänden sowie über die architektonische Gestalt der romanischen Westanlage der Kirche Auf schlüsse zu erhalten^. Die im Gange befindlichen Vorarbeiten^ sind bei einer gewissen Zäsur angelangt, welche eine erste Übersicht sowie die Aufstellung einiger Arbeitshypothesen gestattet (vgl. Fig. I). In die wahrscheinlich 1639 beim Ausbau der Westtürme ein gezogenen Verstärkungsmauern der genannten Räume wurden Tastlöcher (in verschiedener Tiefe; oben 55—60 cm, unten 18—135 cm) getrieben und Schächte zur Untersuchung der Bodenverhältnisse ausgehoben, welche zu folgenden Fest stellungen des romanischen Altbestandes geführt haben: Fig. II A. Läuthaus. Ornamental bemalte Fensterleibung im Südturm. Fig.II, VB, Abb. 19—21. Läuthaus. Südliches Joch (Südturm), Westwand, unter der Herodesszene (Magier und Schriftgelehrte vor dem König) des Gewölbes: zuerst auf einer Fläche von ca. 50 X 60 cm elf Köpfe (ganz und in Teilen, vermutlich alles Männer) freigelegt. Bei einer späteren Erweiterung des Tastloches nach unten^ die Gestalten zur Gänze erfaßt. Hiebei kamen zwei weitere männliche Figuren im Vorder grunde der Szene zum Vorschein: eine zusammenbrechende bärtige Gestalt, der eine Krone, welche mit der beiderseits mit Knöpfen verzierten niedrigen Krone des Merodes in der Szene darüber® Ähnlichkeit hat, vom Haupte fällt. Ein Greis versucht den Stürzenden zu stützen. Gegenstand der Massen- * Die Freilegungsarbeiten an den Wänden des ,.Läuthauses" sind im Jänner und Februar 1959 (durch Prof. Dr. Walliser) fort gesetzt worden und haben weitere, z.T. ausgezeichnet erhaltene Partien der künstlerisch hochwertigen malerischen Ausstattung des Raumes ans Tageslicht gebracht. Ein weiterer Bericht folgt im Heft 4/1959. Die Redaktion ^ Restaurator Prof. Dr. Fr. Walliser. Eine ausführlichere Würdigung der wichtigen Arbeit soll im Zusammenhang mit weiteren Freilegungsarbeiten zur Erforschung der romanischen Westchoranlage der Kirche folgen. 2 Für besonders wertvolle Mitarbeit dankt der Verfasser Prof. Dr. Fr. Walliser sowie Dipl.-Arch. B. Reichhart, der die Pläne (Fig. I—VI) gezeichnet hat. Beide Herren haben einen wesentlichen Anteil an der Forschungsarbeit. Ferner ist vor allem der hochw. eftiftsvorstehung von Lambach, insbesondere Sr. Gnaden dem Herrn Abt Benedikt Oberndorfer, für das außerordentliche Interesse und die liberale Unterstützung bei den Arbeiten zu danken. ® Vorberichte des Referenten über die Untersuchungsergebnisse in: Linzer Kirchenbl. 1957/35 vom 1. September 1957; Christi. Kunstbl. Heft 4/1957, S. 26f.; ebenda, Heft 1/1958, S. 14; Österr. Zeitschr. für Kunst und Denkmalpflege, Heft 1/2, 1958, S. 41. ** Aus technischen Gründen (Einzug eines Entlastungsbogens, Lichtleitung) können hier und beim Engelfresko vorderhand keine Aufnahmen vom Gesamtbestand gebracht werden. ® E. v. Sacken, Die romanischen Deckengemälde in der Stiftskirche zu Lambach, in: Mittheil, der Central.-Comm. XIV, 1869, S. 92ff., Beschreibung der Szene S. 98. 3 Denkmalpflege
K L M i I Lambach, Stiftskirche, Westanlage: In den Grundrißdar stellungen ist der bis zum Datum der Berichterstattung festgestellte, bzw. erschlossene oder angenommene roma nische Mauerbestand stärker ausgezogen. Maßstab 1:200 Fig. II. Schnitt Nord-Süd mit Blickrichtung Osten Fig. III. Grundriß in Läuthaushöhe Fig. IV. Grundriß des Erdgeschosses (Vorhalle) Fig. V. Schnitt Süd-Nord mit Blickrichtung Westen Fig. VI. Vorläufige Bekonstruktion der romanischen Westanlage: Schnitt Nord-Süd mit Blickrich tung Osten
m-mr » -.i' • <1. k0"%tf m : '9<J '-W...- 'ft «Ii r V,.' ^ ■Äl..^;' ' ■ kyß-m 18. Lambach, Stiftskirche, Läuthaus, Mittelkuppel Szene bei dem derzeitigen Freilegungszustand nicht sicher bestimmbar. Fig. III, V C. Läuthaus. Bogen in der Westmauer des Mittel joches; das freigelegte Stück unbemalt. Er öffnete den Raum vielleicht in ein Westjoch (siehe Fig. IV N). Fig. III, V L, Abb. 22. Läuthaus. Nördliches Joch (Nordturm), Westwand, unter der Szene mit dem Heimritt der drei Magier: zwei Greise bis zur Hälfte freigelegt; der vordere hält ein Buch; beide sehen nach links (vom Betrachter aus), wo der Randteil einer offenbar kleineren nimbierten Gestalt, welche eine Rolle vor sich hält (auf dem Photo nicht sichtbar), auszunehmen ist. Gegenstand nicht exakt bestimmbar. Fig.III, IIE, Abb. 23. Läuthaus. Nördliches Joch (Nordturm), Ostwand. Zuerst Reste eines Engelskopfes mit Nimbus unter der Darbringungsszene des Gewölbes festgestellt. Bei der späteren Erweiterung des Tastloches nach unten ganze Engels gestalt freigelegt. Sie hält Tuch oder Gewand vor sich. Gegen stand nicht eindeutig gesichert. Der Engel steht über einem an der Leibung ornamental bemalten Bogen, der mit seinem Scheitel 158 cm über dem bestehenden Boden des Raumes liegt und somit wesentlich niedriger ist als der Mittelbogen. Fig. III, II F, Abb. 24. Läuthaus. Mittleres Joch, Ostwand. Seitliches Tastloch legt in einem Ausmaß von ca. 70 cm die ornamentale Bemalung des Wandpfeilers unter dem nörd lichen Scheidbogen frei. Die Dekoration schließt an die durch Freilegung eines Probestreifens festgestellte vereinfachte Fortsetzung der Malereien des sich zum Langhaus (jetzt barocke Orgelempore eingeschoben) öffnenden Gurtbogens an. Fig. III, II G. Läuthaus. Südliches Joch (Südturm), Ost wand. Teil eines ornamental bemalten Bogens freigelegt. Gegenstück zu Fig. III, IIE, Abb. 23. Fig. V H. Vorhalle unter Läuthausraum. Westwand des Nordjoches. 78 cm tiefes Tastloch 43 cm unter dem nicht zum Altbestand gehörenden Gewölbeeinzug. Reste eines gemalten perspektivischen Mäanders, welcher 87 cm unter dem Gewölbe scheitel durch roten Strich nach unten abgegrenzt wird. Von da ab nach unten keine dekorative Malerei im Tastloch wahrnehm bar. Vermutlich Sockelzcne zu Malerei Fig.III, VD, Abb. 22. Fig. II J, Vorhalle unter Läuthausraum, Ostwand des Nord joches. Tastloch ca. 50 cm unter späterem Gewölbeeinzug stößt auch bei 135 cm auf keinen romanischen Mauerbestand. Die Tatsache darf als Beleg dafür angesehen werden, daß sich das Tastloch aller Wahrscheinlichkeit nach in der Zone der im darüberliegenden Raum ansetzenden romanischen Bogenöffnung befindet (vgl. Fig. III, II E). Fig. IV, II K, L, M, Abb. 25,26. Vorhalle unter Läuthausraum®. Sondierbohrung vor dem Kircheneingang zur Untersuchung der Boden- und Fundamentverhältnisse für die geplante Entlastungskonstruktion. Hiebei Feststellung einer parallel zur Westfront (38 cm von der Außenkante der Kirchenwestmauer nach Osten) verlaufenden Mauer, welche durch zwei Bau nähte dreigeteilt wird. Die beiden Seitenteile K, M konnten aus ® Es sei festgehalten, daß die Planzeichnungen in den Angaben der Mauerstärken, Winkel und Niveauverhältnisse auf einer im letzten Kriege durchgeführten Vormessung des Stiftes und der Kirche beruhen. Eine geodätisch präzise Überprüfungs vermessung, vor allem der Westanlage der Kirche, wird als Desiderat angemeldet.
19. Lambach, Stiftskirche, Läuthaus, Tastloch, Fig. III,VB, Figuren aus einer Massenszene statischen Gründen nur in einem verhältnismäßig schmalen Streifen untersucht werden. Sie sind im oberen Teil romanisch bemalt. Die Fresken haben sich nach oben fortgesetzt und sind vom derzeitigen Fußbodenniveau der Vorhalle durch schnitten: die Tiefe des ausgeschachteten Raumteiles betrug 210 cm unter der jetzigen Pflasteroberfläche. Aus dem Unter suchungsergebnis der Boden- und Baustoffprüfstelle der o.-ö. Landesbaudirektion ist folgendes zu entnehmen: bis zu dieser Tiefe ist an dieser Stelle (bei den anderen Bohrlöchern außer halb der Kirche variieren die Maße infolge ungleicher Niveau verhältnisse) Schüttmaterial, darunter Kies/Sand. In 210 cm Tiefe dürfte somit der Estrich bzw. Boden des später zuge schütteten romanischen Raumes zu suchen sein. Im Schütt material konnten kleine bemalte Putzstücke festgestellt werden, die möglicherweise von dem eingeschlagenen Gewölbe (unwahrscheinlicher: Decke) herrühren. Mittelteil L. 190 cm breit, liegt ungefähr in der Flucht des derzeitigen Kircheneinganges. Die Mauer ist unbemalt, doch verputzt. Es handelt sich um die wohl spätere Vermauerung eines Zuganges in den durch diese Mauerteile ostseitig begrenz ten romanischen Raum'. Der Verputz dieser Vermauerung spricht dafür, daß der Raum auch nachher bis zur endgültigen Aufgabe in Verwendung stand und noch einen oder mehrere ' Eine im Dezember 1958 durchgeführte Öffnung des Bodens im Inneren der Kirche zur Feststellung der Fundament Verhält nisse ihrer Westmauer legte beiderseits des Einganges zwei in der Kirchenachse verlaufende verputzte Mauerzüge frei, die einen in der Nordsüderstreckung ca. 315 cm messenden Raum mit kleiner Nische an der Südwand bilden. Seine Osterstrekkung ist noch unbekannt, nach Westen (unter dem Eingangs portal konnte nicht gegraben werden) dürfte er durch den genannten Zugang mit dem oben erwähnten Raum kommu niziert haben. Aus Zeitgründen kann diese Entdeckung erst in einem späteren Bericht genauer beschrieben und mit den übrigen Funden sowie den Ergebnissen einer geplanten Such grabung, in Zusammenhang gebracht werden. In Fig. IV daher nicht eingetragen. andere Zugänge gehabt hat. Ein Tastloch an der Nahtstelle zur bemalten Mauer K zeigt, daß sich deren Malerei nicht um die Kante fortsetzt. Mauerteil K, Abb. 25, 26. Nördlich vom Zugang. Im oberen Teil (125 cm über dem Estrich) gemaltes perspektivisches Mäander band, darüber figurales Fresko: zwei in entgegengesetzter Richtung liegende nackte Gestalten, die linke vermutlich eine Frau; über ihnen Unterschenkel in Kreuzbinden® von einer weiteren Figur, die vom barocken Fußboden in Kniehöhe abgeschnitten wird (freigelegte Fläche: Höhe 40 cm. Breite 53—56 cm). Gegenstand derzeit nicht genau bestimmbar. Mauerteil M. Südlich vom Zugang. Anordnung des Freskos wie K. Darstellung kaum ausnehmbar. Es scheint sich um stürzende oder schwebende Figuren zu handeln. Daß der Raum, von dem die beschriebene Mauer einen Teil der bemalten Ostwand bildete, über das jetzige Fußbodenniveau hinausragte, ist evident; daß er schon in romanischer Zeit teilweise unterirdisch war, wird auf Grund der durch die Sondierbohrungen an der Nord- und Südseite ermittelten Fundamentsohlen (Nordturm: 160cm unter Bodemiiveau; Südturm: 130 cm unter Bodenniveau; an den Mauerrändern der Türme gemessen) sowie aus der Sockelhöhe der Türme (der »Sockel des Südturmes müßte z. B. ca. 8^/2 m hoch angenommen werden, wenn unser Raum oberirdisch gewesen wäre und die ganze romanische Kirche somit sein Niveau gehabt hätte) angenommen, ist derzeit jedoch nicht exakt beweisbar, weil das genaue Niveau des Erstbaues noch nicht festgestellt werden konnte. Im Gegensatz zu den übrigen Freilegungen mußte dieser entdeckte Bestand nach seiner Aufnahme vorerst wieder zugeschüttet werden. Die bemalten Wände wurden vorher folgendermaßen abgesichert: vorsichtiges Anlegen einer Glas wolleschicht vor Primanitplatten, hinter welchen eine ungemörtelte Mauer aufgerichtet wurde. Fig. IV N. Romanischer Sockel und Lisenen des Südturmes sind vor allem an seiner in den späteren Stiftskomplex ein gebauten Westseite gut ablesbar. Hier kann noch das Quader mauerwerk festgestellt werden. Wichtig ist nun, daß in zwei an die Westfassade des Turmes anschließenden Kellerräumen eine senkrecht an die nördliche Lisene gesetzte Quadermauer® auszumachen ist, welche 294 cm in westlicher Richtung ver läuft, wo sie von einer deutlichen Baunaht im Gesamtmauer werk abgegrenzt wird. Die darüber liegenden Räume konnten in ihrem Mauerbestand vorderhand noch nicht untersucht werden. Die Untersuchung des Mauerwerkes ergab, daß mit dem Vorhandensein eines mit figuralen und ornamentalen Fresken bemalten romanischen Mauerbestandes in der ganzen, vom Erstbau offenbar allein erhaltenen Westanlage der Kirche gerechnet werden kann. Aufgabe der Denkmalpflege soll es sein: a) die bedeutenden romanischen Malereien soweit wie möglich freizulegen und zu konservieren, b) die ursprüngliche Gestalt der ganzen Westanlage zu er forschen. Bei den Vorarbeiten mußte leider festgestellt werden, daß das romanische Mauerwerk stellenweise schlecht erhalten ist. Die nördliche Arkade weist z. B. starke Rißbildungen auf. ® Vgl. die gleiche Beinkleidung bei den Magiern in den Gewölbe fresken des Läuthauses; Sacken a. a. 0., S. 95. ® An ihr wurde von E. Hainischund dem Referentendie eingemauerte Spolie eines römischen Reliefsteines entdeckt.
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