60jährigen Frau liegt das Skelett einer Taube; c. Steinkistengrab 27/1952, Ende des 4. oder Anfang des 5. Jhs.: aus der sorgfältig zugerichteten Kiste und der auffallenden Beigaben armut ist auf den Einfluß chidstlichen Totenkultes zu schließen; d. die Armlage des genannten Grabes 100/1951 läßt vermuten, daß auch in weiteren 21 Gräbern mit ähnlicher Armhaltung ein christlicher Totenritus gegeben sein mag. Einige Gräber des Ziegelfeldes aus dem 5. Jh. liefern Gürtel schnallen, die als der Völkerwanderungszeit angehörig beurteilt werden müssen. Aus dem 6. Jh. sind die zwei reichen Germanengräber zu nennen; die Beigaben des reichen Frauengrabes 25/1953 gehören dem austrasischen Kreise an. Vor allem im westlichen Teile des Ziegelfeldes sind Gräber des frühen 7. Jhs. festzustellen, die als die bis jetzt ältesten als baierisch erkennbaren Gräber in Oberösterreich festgestellt sind. Das Ziegelfeld erbringt den Nachweis eines handgreiflichen Kontinuum für die Zeit des 4. bis 7. Jhs. in Bezug auf den Ritus der bestattenden und bestatteten Bevölkerimg, also unmittelbar für die Menschen selbst. Rudolsdorf. Das Gräberfeld auf der Niederterrasse des west lichen Traunufers (SW von Linz, Abb. 139) hat bis jetzt 120 Gräber des 7. bis 8. Jhs. ergeben, hiebei 19 Baumsärge. Von den zahlreichen Männergräbern enthalten nur vier je einen Sax und nur eines eine Spatha, 10 Gräber zeigen Pfeilspitzen, ein Grab eine Lanzenspitze. Bei den Frauengräbern ist beigabenkundlich der detaillierte Nachweis eines Gehänges bemerkens wert. Dieses reicht von der Leibesmitte bis zum Knöchel, in reichverzierter Art, und trägt unten eine durch Eisenleisten verstärkte Tasche, in der sich ein Klappmesser befindet. Die so ausgestattete Frau des Grabes 119 besitzt außerdem ver zierte Riemenzungen vom Schuhwerk (Silber), einen Knochen kamm, zwei Eisenmesser, zwei Perlenhalsketten aus Glas- und Hohlperlen aus Silber, schließlich zwei reichverzierte Ohrringe aus Goldblech. Das Gräberfeld von Rudelsdorf ist eines der über 10 baierischen^ Begräbnisplätze, die in den letzten Jahren vom Berichterstatter untersucht und gehoben worden sind. Aus den Erkenntnissen dieser Arbeiten ergibt sich vielleicht ein neuer Blick zur Beantwortung der Frage über die Bildung der Baiei'n. ^ Amilian Kloiber, Über die Bevölkerung des bairischen Gräber feldes von Au bei Kleinmünchen, um das Jahr 700 n.Chr. 4. Beitrag zur Anthropologie der Stadt Linz, in : Naturk. Jahrb. d. Stadt Linz 1955, S. 55—118, mit 26 ganzseitigen Bildtafeln, 13 Tabellen im Text, ferner das Schrifttum zur frühgeschichtlichen Anthropologie Österreichs (Spätantike, Germanen. Slawen, Awaren, insgesamt 81 Titel). Amilian Kloiber Abhiklungsnacliweis: Dozent Dr. Amilian Kloiber, Linz: Abb. 139. FRÜHCHRISTLICHE UND FRÜHMITTELALTERLICHE FUNDE AUF DEM GEORGENBERG BEI MICHELDORF, O.-Ö. Mit Mitteln, die das Land Oberösterreich, der Bund und die Gesellschaft zur Erforschung der früh- und hochmittelalter lichen Denkmäler in Österreich zur Verfügung gestellt haben, konnte in den Jahren 1953, 1955 und 1956 unter der Leitung von H. Vetters eine größere Untersuchung und Grabung durch geführt werden. Die Arbeiten ergaben, daß auf dem markanten Berg seit der Hallstattzeit eine Siedlung bestanden hat (Fest stellung von Hüttengrundrissen). Spätestens seit der Latenezeit befand sich auf dem durch einen doppelten murus Gallicus bewehrten Berggipfel ein Heiligtum des keltischen Gottes Tutates, der auch für die im Tal liegende römerzeitliche Poststation Tutatio an der antiken Phyrnstraße namengebend gewirkt haben dürfte. In nachkonstantinischer Zeit wurde das Bergheiligtum des Tutates zerstört, es entstand eine spät antike Fliehburg, hinter deren Wällen auch eine frühchristliche Kirche erbaut wurde. Diese Anlage hat bis in das Friihmitfelalter weiter bestanden, wie eine dem 9./10. Jahrhundert angehörige Holzkirche und Gräber der Köttlacherkultur beweisen. Dem Holzbau folgte im 12. Jahrhundert (datiert durch Münze Ottokars V.) ein Steinbau, später erfolgte der Anbau eines gotischen Chores bzw. die Umwandlung in die nocli heute stehende Kirche des hl. Georg^. ^ Vgl. zusammenfassend H. Vetters, Der Georgenborg bei Micheldorf, Oberösterreich, in: Jahreshefte d. österr. arch. Institutes XLIII, Beiblatt Sp. 123ff., hier auch die Literatur. Hermann Vetters
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