Ob sich an dieser Stelle ein Friedhof mit mehreren Gräbern befunden hatte, oder ob es sich um Bestattungen von Bewohnern eines einzelnen Gehöftes handelt, konnte nicht festgestellt werden. In unmittelbarer Nähe, soweit es die Fundamentgrube erkennen ließ, zeigten sich jedenfalls keine weiteren Grabgruben. Gräber mit älmlicher Ausstattung sind in Österreich, vor allem nördlich der Donau, schon vordem zutage gekommen (Laa a. d. Thaya, Untersiebenbrunn). Auch der neue Fund von Smolin (Tschechoslowakei)^ kann hier vergleichsweise herangezogen werden. Zu einzelnen Fundstücken, wie z. B. dem Henkelkrug mit eingeglättetem Ornament, gibt es in Österreich mehrfach Entsprechungen nördlich und südlich der Donau (Laa a. d. Thaya, Marchegg, Leobendorf, Tulln, Grafenwörth, Breitenbrunn, Groß-Höflein, Stinkenbrunn, Wien-Simmering, Carnuntum). Solange eine eingehende anthropologische Untersuchung der Skelette noch nicht vor liegt, kann an ihre ethnische Zuweisung nur mit Vorsicht gegangen werden. Stützt man sich aber nur auf das Beigaben material, wird man wohl mit der Bezeichnung ,,ostgermanisch" nicht fehlgehen. Für die zeitliche Eingliederung in das 5. Jh. n. Ohl', sind vor allem der SpiegeP, die Ohrringe und der Kamm maßgebend. Den Gräbern von Mödling muß u. a. deshalb Beachtung ge schenkt werden, weil Funde dieser Art und Zeit im engeren Bereich von Wien selten sind. Im Verein mit den jüngst zutage gekommenen Altsachen in der Stadt selbst liefern sie einen guten Beitrag zur Siedlungsgeschichte des Wiener Beckens im 5. Jh., der den Historikern willkommen sein dürfte. Leobendorf Im Februar 1958 wurde in der Sandgrube der Gemeinde Leobendorf, am linken Donauufer nordwestlich von Korneu burg gelegen, bei Abbauarbeiten ein Skelettgrab angefahren und zerstört. Das Skelett eines jugendlichen Individuums (etwa öjährig) sowie zwei Tongefäße nahm Herr H. Göttinger, Leobendorf, in Verwahrung. Herr Direktor F. Zeißl, Korneu burg, veranlaßte die weitere Obsorge für den Fundplatz. Beiden Herren möchte ich hier für ihre Mithilfe danken. ^ Areheologicke Rozhledy 1952, S. 107. ^ J. Werner, Beiträge zur Archäologie des Attilareiches. Bayr. Akademie d. Wiss. Phil.-hist. Klasse. Abhandlungen, Neue Folge, Heft 38B, München 1956. Maße des Grabes: Tiefe: Im; Länge oder Breite: l'SO m. Orientierung wahrscheinlich Ost-West. Das Skelett dürfte etwa 50—60 cm tief im Lehm gelegen haben. Über Grabgrube, Orientierung und Körperlage des Bestatteten kann nichts ausgesagt werden, desgleichen über die genaue Fundstelle der Gefäße. Skelett^ und Beigaben gelangen nach ihrer Bestaurierung und Bestimmung in das Heimatmuseum Korneuburg. Grab 1: Kind, phys. Alter etwa 6 Jahre. Beigaben: Henkelkrug aus Ton mit Glättmuster, H. 13,5 cm (Abb. 138, 1) — Schüssel aus Ton mit zwei Henkeln (einer ergänzt), H. 7,5 cm (Abb. 138, 2). Da nur ein bei der Auffindung zerstörtes (vielleicht beraubtes) Grab voiliegt, ist ein Zusammenhalt mit anderen Komplexen kaum erfolgversprechend. Es bleibt die Beschränkung auf den einzelnen Fund. Der Henkelkrug gehört ohne Zweifel in die Reihe der beim vorhergehenden Bericht über Mödling heran gezogenen Stücke, wobei eine große Übereinstimmung mit den Stücken aus Tulln und Grafenwörth auffällt. Anders steht es bei der Frage nach Entsprechungen zur Schüssel. Sehr ähnliche Formen, jedoch ohne Henkel, lassen sich allenthalben im engeren und weiteren Bereich der donauländischen Frühgeschichte nachweisen (Wien XXI, Leopoldau, Baumgarten, N.-Ö., Maros-Lekenczc, Siebenbürgen). Die Umbruchschüssel von Maros-Lekencze (ohne Henkel) leitet E. Beninger aus spätkeltischen Vorbildern her, eine Annahme, die viel für sich hat^. Dagegen gehören Schüsseln mit Henkeln in dieser Zeit zu den Seltenheiten. Da bei Grab 1 von Leobendorf die anthropologische Be stimmung noch aussteht, zudem, abgesehen von den beiden Tongefäßen, noch das sonst übliche Inventar an Schmuck und Waffen fehlt, ist sowohl bei der ethnischen als auch zeit lichen Einordnung größte Zurückhaltung am Platz. Bleibt zu hoffen, daß nach Abschluß der geplanten Grabung aus reichendes Material vorliegt, welches eine präzise Beurteilung zuläßt. ^ Das Kinderskelett befindet sich derzeit im Anthropologischen Institut der Universität Wien zur Untersuchung. ® E. Beninger, Ein westgotisches Brandgrab von MarosLekencze (>Si0benbürgen). Mannus 30, 1938, S. 122f. G. Mossler Abhildungsnachiveis: Alle Aufnahmen Bundesdenkmalamt Wien. FRÜHGESCHICHTLICHE AUSGRABUNGEN, DURCHGEFÜHRT IN DEN JAHREN 1956 BIS 1958 VOM NIEDERÖSTERREICHISCHEN LANDESMUSEUM a. Rohrendorf, Ger.-Bez. Krems Bei den Arbeiten in der Schottergrube Ehgartner, etwa 1 km östlich von Rohrendorf, wurden bei Schottergewinnungs arbeiten ca. 20 langobardische Skelettgräber aus der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts n. Chr. zerstört. Nach Bekannt werden des Tatbestandes wurde mit der Untersuchung der umliegenden Felder 1957 begonnen, wobei 14 Bestattungen, die fast alle — und zwar vermutlich von den Awaren — ge plündert worden waren, festgestellt wurden. Die Grabung wird 1959 fortgesetzt. Der Belag von über 30 Gräbern weist diesen Friedhof somit als den größten langobardischen Be stattungsplatz Österreichs auf.
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