Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

wiu'de, daß der Handel keine Unterbrechung erfuhr und daß auf dem Berge durch 60 Jahre geduldig und sorgfältig der Übergang des besetzten Gebietes in eine römische Provinz Norikum vorbereitet wurde. Das Römische Reich baute auf dem Berge das Repräsentationshaus für die Beratungen mit den Delegierten der norischen Stämme, eine hallenumsäumte Anlage für die Verwaltung und einen massiven Tempel für die Reichsreligion. Unter Kaiser Claudius, etwa 45 n. Chr., war es so weit, daß Norikum Provinz und Virunum deren Hauptstadt sein konnte. Auf dem Magdalensberg, und zwar im Repräsentationshaus, entstand das römische Norikum. Wir verstehen, daß Gemeinderat und Landtag von Virunum zur Erinnerung an die Anfänge das Repräsentationshaus auf suchten, wie es die ersten Delegierten getan hatten. Ein Nach klang früherer Zeiten ist auch die Vierbergewallfahrt, die von der Kirche auf dem Magdalensberg am zweiten Freitag nach Ostern nach einer Mitternachtsmesse ihren Ausgang nimmt und eiligen Schrittes, manchmal laufend, drei andere Berge aufsucht, den Ulrichsberg, den Göseberg und den Lorenzer berg. Es ist eine alte Frühjahrsprozession für das Gedeihen des Brotgetreides. Wie auf dem Magdalensberge der Kirche ein antikes Heiligtum voranging, so trugen auch die drei anderen Berge vorchristliche Kultstätten; der Uhichsberg war ein Wallfahrtsort der Landesmutter Noreia. Die Bedeutung des Berges für die alte Geschichte Kärntens und Österreichs ist durch die Ausgrabungen offenbar geworden, wir sind glücklich, diese Forschungsstätte zu haben, an der keine Fabrik und keine moderne Siedlung die wissenschaft liche Arbeit hemmt. R. Egger Abbildungsnachweis: Dr. S. Hartwagner, Landeskonservator für Kärnten. ZWEI NEUE FUNDORTE FRÜHGESCHICHTLICHER GRÄBER IN NIEDERÖSTERREICH Wesentliche Aufgabe der Archäologie im Rahmen der Früh mittelalterforschung ist es, ihr neues Fundmaterial zu er schließen und zugänglich zu machen. Kaum eine andere Sektion dieser Symbiose von Wissenszweigen zur Erforschung des ersten Jahrtausends n. Chr. vermag in gleicher Weise Impulse zu geben. Entscheidet doch im Grunde genommen beinahe jeder neue Fund über die Gültigkeit der bisher gewonnenen Erkenntnisse, sowohl in der Archäologie selbst als auch in den benachbarten Disziplinen. Grabungsergebnisse der letzten Jahre, gewonnen mit Hilfe subtilster Methoden, im Verein mit den entsprechenden Publikationen konnten überzeugen, daß dem Grab als solchem eminent dokumentarische Bedeutung innewohnt, wobei sowohl das einzelne Objekt für sich als auch der gesamte Fund komplex Aussagen zu machen haben. Es scheint daher geboten, den Fachkreisen jedes neue Fundgut möglichst kurz nach seiner Bergung vorzulegen, selbst dann, wenn nur eine bruchstückhafte Darstellung geboten werden kann, wie dies bei den beiden neuen Fundorten Mödling und Leobendorf zutrifft^. Der folgende Bericht will nur eine erste Nachricht sein. Mödling Im Sommer des Jahres 1954 kamen beim Fundamentaushub zu einem Neubau in Mödling, Lerchengasse 6, zwei Skelett gräber zutage, wovon eines zerstört, das andere aber unversehrt war. Die Fundstelle liegt am nordöstlichen Stadtrand und gehört deshalb schon zur Westflanke des Wiener Beckens. Beide Gräber, nur wenige Meter voneinander entfernt, lagen 1,75 m tief im gelben Tegel, etwa nordsüdlich (Kopf im ^ Die beiden Gräber von Mödling werden voraussichtlich in nächster Zeit im Jahrbuch des Museumsvereines Mödling aus führlich veröffentlicht werden. Die Fundstelle in Leobendorf hat bisher nur ein zerstörtes Grab ergeben. Eine Versuchs grabung ist dort für Mai 1958 vorgesehen. Norden) orientiert. Die breiten, wannenförmigen, mit Humus und Tegel aufgefüllten Grabgruben hoben sich im Schnitt gut ab. Beide Skelette waren in gestreckter Rückenlage am bloßen Boden bestattet worden. Während Grab 1 bei der Erdarbeit aus seiner ursprünglichen Lage gebracht "wurde, die Skelett reste, ein Glasgefäß und ein Tonkrug nicht sachgemäß gehoben worden waren, gelang es, Grab 2 nicht nur sorgfältig frei zulegen, sondern infolge geeigneter Bodenverhältnisse als Ganzes mit einem Erdblock als Unterlage in einen Holzrahmen zu fassen und in das Museum nach Mödling zu überführen. Freilegung, Übertragung und Restaurierung dieses Grabes stellten an alle, die damit befaßt waren, beachtliche Anforde rungen, weshalb ich hier den Herrn des Heimatmuseums Mödling sowie Herrn Grabungsassistenten G. A. Mazanetz für ausgezeichnete Mitarbeit meinen Dank ausspreche. Weiters habe ich Frau Univ.-Prof. E. Hofmann f, Herrn Univ.-Prof. A. Papp und Herrn Univ.-Doz. Ä. Kloiber für Spezialuntersuchungen zu danken. Grab 1: Erwachsener, wahrscheinlich männlich, phys. Alter etwa 21 Jahre. Beigaben: Henkelkrug aus Ton mit Glättmuster, H. 14,6 cm (Abb. 136, 1) — Glasbecher mit Fadenverzierung, H. 12,2 cm (Abb. 136, 2). Grab 2: Kind, phys. Alter etwa 6 Jahre. Beigaben: Glaskumpf, H. 7,4 cm — Glasflasche, H. 13,5 cm (Abb. 137,1) — Tongefäß, H. 12,2 cm (Abb. 137, 8) —Tonwirtel — Spiegel aus Weißmetall mit Öse und Verzierung auf der Rückseite, alt gebrochen, Dm. 4,9 cm (Abb. 137, 6) — 2 Fibeln aus Weißmetall, L. 4,6 cm (Abb. 137, 5) —• Schnalle aus Weiß metall, L. 4,1 cm (Abb. 137, 7) — 2 Ohrringe aus Weißmetall, Dm, 1,8 und 1,1 cm (Abb. 137, 4)—Perlen aus Metall, Bernstein und Glas, L. 0,3—3,7 cm — Reif aus Bronze, Dm. 1,4 cm — Messer aus Eisen, L. 9,7 cm — Kamm, zusammengesetzt aus drei Knochenplatten, verziert, L. 8,2 cm (Abb. 137, 3) — Zier steine und Muscheln — Tierknochen.

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