135. Magdalensberg, südwestseitig des Tempels au das Forum grenzende Bauten DER MAGDALENSBERG Die Arbeitsgemeinschaft der Ausgräber heißt den Kongreß willkommen, wenngleich sie ihm nur Weniges aus der Spät antike zeigen kann. Das späteste, dem 6. Jh. n. Chr. zugehörige Zeugnis ist ein Sgraffito, das an der Stirnwand des Repräsentationshauses in den Verputz eingeritzt worden ist und ergänzt lautet: \^quand'\o migramu\s de vitalsecul]i d{o)7n{i)n{u)s noster [nobis propüius esto]. Jünger, aus der Zeit des Dominates, sind die an der Schmal wand der Vorhalle des genannten Repräsentationshauses auf gemalten Segenswünsche: [vita] Caesari XV et.. ,,Langes Leben dem Kronprinzen, gesagt ISmal und . . ferner ^\Augusto n{ostro) multos a\n]nos, hono orbis w[aio.] ,,Unserem Kaiser viele Jahre, ihm, der geboren ist zum Heile des Erdkreises." Hier fehlt die Zahl, wie oft der Wunsch wiederholt worden ist. Im letzten Geschichtsabschnitte des römischen Staates, dem autoritären, steht der Untertan dem Gottkaiser gegenüber. Dem entspricht es, daß die Wünsche der Untertanen die Form langer Litaneien annehmen. Sie werden in Rom vom Senat gesprochen, in den Provinzen von den Stadtsenaten und den Provinzialversammlungen, also in unserem Falle von den Dekurionen Virunums und den Delegierten, welche daselbst, d. i. in der Hauptstadt Binnen-Norikums, zusammenkamen. Wenn nicht alle, so sind zumindest Abgesandte noch in späten Tagen bei feierlichen Gelegenheiten auf den Berg gepilgert und haben im alten Repräsentationshause Weihestunden abgehalten mit Loyalitätserklärungen für das Wohl des Kaisers und des Reiches. Von Virunum auf den Magdalensberg sind es mehr als 10 km, keine allzuweite Strecke, aber immerhin ist es nicht gewöhnlich, daß Körperschaften solche Wande rungen unternehmen. Die Ausgrabungen geben Antwort auf die Frage nach dem Ursprung dieser Bergfahrt. Die Stadt auf dem Magdalensberg ist groß geworden durch ihre Produktion in Eisen und einer Art Bronze, durch Schmiede und Gießer. Vor allem war es das norische Eisen, ein echter Stahl, der schon um die Wende vom zweiten zum ersten Jh. v. Chr. Händler aus Rom und Aquileia anzog. Es sind die gleichen Firmen, welche auf den Großmärkten arbeiteten, z. B. auf der Insel Delos. Die Stadt auf dem Magdalensberg war der Italien nächste und wichtigste Handels platz der Ostalpenländer. Als solcher erlangte er auch poli tische Bedeutung. Ein altes Bündnis und der lebhafte Handel verbanden das norische Königreich so enge mit Rom, daß ein Krieg sich beim römischen Vorstoß an die Donau erübrigte, vielmehr 15 v. Chr. eine durchaus friedliche Besetzung möglich war. Das Neue, was die Grabungen lehrten, ist, daß die Stadt auf dem Magdalensberg damals ein Zentrum der Okkupation
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