131. Laubendorf, frühchristliche Kirche, Ansicht der Apsis, im Scheitel der Bischofssitz 132. Laubendorf, frühchristliche Kirche, Ansicht des gemauerten Unterbaues des Bischofssitzes 133. Laubendorf, frühchristliche Kirche, Teilansicht des Altarplatzes. Im Boden die Ausnehmungen für die hölzernen Chorschranken; in der Bildmitteoben die am Boden liegende Deckplatte (Grabstein des Troüca) 134. Laubendorf, frühchristliche Kirche, nördlicher Abschluß der Apsis; gemauerte Bank in der Nordostecke des Schiffes, auf dem Boden die Ausnehmung für die Chorschranken Die Kirche ist eine Saalkirche mit Apsis. In der Apsis ist eine Priesterbank mit einem sogenannten Bischofssitz eingebaut. Der Altarplatz liegt, an die Apsis anschließend, im Schiff (Abb. 131). Das Mauerwerk besteht aus örtlich gewonnenem Steinmaterial und ist maximal bis zu einer Höhe von rund 1,10 m über dem Apsisboden erhalten. Die Achse der Kirche weicht von der Ost-West-Richtung um rund 23° nach Süden ab. Gesamtlänge der Kirche außen: 19 m. Breite: 8,10 m. Innen maße des rechteckigen Schiffes: Länge: 13,65 m. Breite: 6,95 m bzw. 7,20 m. Die Apsis hat einen Innendurchmesser von 4,8 m und eine Tiefe von 3,45 m, demnach ist der Apsidenbogen um 1,05 m gestelzt (Abb. 130). Die Priesterbank ist in den Apsidenbogen eingebaut und hat eine Fußstufe, die mit rotem Mörtel verputzt war. Im Scheitel der Apsis ist ein sogenannter Bischofssitz mit einer Stufen vorlage aufgemauert (Abb. 132), der Sitz selbst dürfte aus Holz gewesen sein, da seitlich desselben, im Mörtel der Fußstufe der Priesterbank, der Abdruck eines Holzpfostens erhalten ist. Das aufgehende Mauerwerk der Apsis war, nach am Boden liegenden farbigen Putzresten, mit rosa und blauen Klecksen bemalt. Den Boden der Apsis bedeckt ein einfacher Mörtelbestrich. Einige Tuffblöcke lassen an eine Einwölbung der Apsis denken. In und vor der Apsis lagen kleine Bruch stücke einer profilierten Marmorplatte, der Tischplatte des Altars. Eine hölzerne Chorschranke trennte die Apsis von dem um rund 8 cm tiefer liegenden Schiff. Der Altarplatz liegt unmittelbar vor der Schi'anke im Schiff und war ebenfalls durch Holzschranken eingefriedet (Abb. 133). An der Stelle des Altars lagen Bruchstücke der Deckplatte des Reliquien behälters bzw. der Bodenplatte des Altartisches. Diese — ein in zweiter Verwendung stehender römerzeitlicher Grabstein aus einheimischem Marmor — läßt noch nachstehende Lesung zu: . . . SIUS . P . L . TROVCA/ VS . L (A)NCHIAL/ ....V.F. .S. . / T A .. ./ Genannt ist ein Freigelassener namens Trouca und ein zweiter mit dem griechischen Namen Anchialüs. Troüca ist ein einheimischer Name (1. Jh. n. Chr.). Vom Schiff konnten nur die Eckpunkte aufgesucht werden. Außerhalb des Altarplatzes ist in der Nordostecke des Schiffes eine kleine Bank aufgemauert (Abb. 134), während sich in der südöstlichen Ecke möglicherweise das Fundament eines Kredenztisches abzeichnet. An Kleinfunden kam nur in der Nordwestecke des Schiffes ein kleiner, glatter, versilberter Kupferbecher zutage. In Norikura wurde bisher noch keine frühchristliche Kirche mit einer in der Apsismauer eingebauten Priesterbank ge funden. Diese Type ist bis jetzt die letzte und jüngste in der Entwicklung der frühchristlichen Kirchen im südlichen Norikum^°. Ihre Zerstörung fällt wohl mit dem Slawen einbruch zum Ende des 6. Jhs. n. Chr. zusammen. Ihre beste Entsprechung findet die Kirche von Laubendorf in der Kirche Sa. Maria delle Grazie in Grado^^. Von großem Interesse ist die Frage, warum in der Kirche von Laubendorf, die nur zweieinhalb Wegstunden entfernt vom Bischofssitz Teurnia liegt^^, ein sogenannter Bischofssitz aufgerichtet wui'de. Gab es eine Zeit, in welcher der Sitz des Bischofs nicht Teurnia, sondern — vielleicht nur zeitweise — Laubendorf war, oder saß auf einer solchen Kathedra unter Umständen auch ein Archipresbyter ? In keiner der bisher in Kärnten freigelegten frühchristlichen Kirchen wurde eine Kathedra vorgefunden. Diese Frage bedarf noch der Lösung. Zusammenfassung frühchristlicher Kirchengrundrisse in Norikum, in: R. Noll, Frühes Christentum in Österreich, Wien 1954. R. Egger, Frühchristliche Kirchenbauten im südlichen Norikum, in: Sonderschriften des Österr. Arch. Inst., Wien, Bd. IX, S. 125, Abb. 109. — G. Brusin, Die Lage des Altares in den frühchristlichen Kirchen von Venetien und Norikum, in: Carinthia I, 143. Jg., 1953, S. 272ff. bzw. R. EggerFestschrift, Klagenfurt 1952, Bd. I, S. 212 (italienisch) sowie auch Ejnar Dyggve, Über die freistehende Klerusbank, Carinthia I, 143. Jg., 1953, S. 298ff. bzw. R. Egger-Festschrift, Klagenfurt 1952, Bd. I, S. 41. — G. Brusin u. P. L. Zovatto, Monumenti paleocristiani di Aquileia e di Grado, Udine 1957, S. 420ff. sowie auch die Basilika auf der piazza Vittoria, S. 501 ff. — H. Swoboda u. W. Wilberg, Bericht über Aus grabungen in Grado, ÖJ. H. IX, 1906, Beiblatt Sg. 1 u. Fig. 3. Eine zusammenfassende Darstellung von Teurnia als Bischofssitz bei R. Egger, Teurnia, 4 Aufl. 1955, Anhang S. 77. H. Dolenz Abbildungsnachweis: Alle Aufnahmen Ing. Hans Dolenz, Klagenfurt.
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