Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

Anfang, nicht mehr als Zeit der Versuche ohne Erfahrung, Schon die Ausmaße der aufgefundenen Kirchen geben zu denken; in Bischofshofen ist die Ostwand 25 Meter, in Salzburg 33 m breit. Vergleichen wir, was zu dieser Zeit am Rhein stand oder auch in Fulda! Eine Dorfkirche, tief im Hinterland, im Gebirge, von solcher Stattlichkeit, wo wäre sie damals zu finden, selbst wenn man an die Absicht der Kloster gründung denkt? Man bedenke, was gleichzeitig für Mönchs siedlungen in Westfalen und Sachsen gebaut wurden. Es wird auch zur Frage, ob wir den Salzburger Dom Virgils schon richtig als Domkirche ansprechen dürfen zum Unterschied etwa von der Memorialkirche in Fulda. Wie tief mochten etwa Gesinnung und Gebräuche der Kirchenprovinzen im Süden das christliche Leben in Baiern bereits und zwar seit Genera tionen schon durchdrungen haben? Nicht in allem wird man dem parteiischen Bericht des Bonifaz folgen wollen; der bairische Vorschlag von 715 setzt doch Verhältnisse voraus, die für den Aufbau der kirchlichen Ordnung im Sinne Roms schon eine gewisse Gewähr geboten hätten. Sturm kam nach Fulda, nicht um für Baiern zu lernen, sondern weil er schon besondere Voraussetzungen mitbrachte, die für Fulda wichtig schienen! Aufregend könnte für solche Erwägungen erst recht das werden, was mit den Fundamenten des Virgildomes in Salz burg an Älterem zutage kam. Kaum wird man die merkwürdige, nach Art eines rudimentären Kleeblatts gestaltete Apsis (der dem Vorbericht in den Mitteilungen der Gesellschaft für Salz burger Landeskunde 1958 vor S. 273 beigegebene ,,schema tische" Plan ist an dieser Stelle verzeichnet; ungefähr richtige Linienführung Abb. 128) zum Virgilbau hinzurechnen können. Mag auch die Überlappung des jüngeren Ostwand-Fundamentes über die schwächeren Fundamente der Apsis zunächst gleich zeitige Entstehung vortäuschen, so stehen doch ausreichende Indizien entgegen, welche diese Deutung unmöglich machen. Im Innern des Apsisfundamentes fanden sich mehrfach Bei mengungen von Ziegelstaub im Mörtel, die im Mörtel der aus gedehnten Mauerzüge der Virgilzeit nirgends zu beobachten waren. Vor allem aber widerspricht die Bogenform der Apsis mit einem Durchmesser von 3,20 Meter den Ausmaßen des Hauptraumes des Virgildomes von rund 13 Metern lichte Weite durchaus; allzu exzentrisch läge sie auch gegenüber der Domachse! Dagegen könnte diese Apsis sehr gut zu einem nur um Jahrzehnte älteren Baurest gehören, der — wüi'de sich diese Hypothese festigen lassen — allerhöchstes historisches Inter esse gewinnen würde. Die Skizze Abb. 128 zeigt, an welche Zusammenhänge gedacht ist. Der kurze Kreisbogen im Nach barraum gehört zu einem Bau, der, in nachantiker Zeit ent standen, offenbar schon nach wenigen Jahrzehnten in dem Augenblick eingeebnet wurde, als man den Virgildom zu bauen begann. Was aber könnte dies gewesen sein? Ein Bau kreisrunder Form, wahrscheinlich mit Umgang (so wäre bei dem Fehlen des Mörtels im bogenförmigen Fundament zu vermuten) und mit Apsis im Osten! Leider versagen die histo rischen Quellen. Wir hören nichts von Bauten unter Bischof Johannes, und rmter jenen, die von Ruprecht berichtet sind, läßt sich keiner mit einem Kultbau an dieser Stelle identi fizieren. Keinesfalls aber schließt das Fehlen von Nachrichten den Bestand weiterer kirchlicher Bauten aus dieser Zeit in Salzburg aus; wir dürfen im Gegenteil mit Wahrscheinlichkeit deren mehrere annehmen, und es würde nur zu gut mit den damaligen Baugewohnheiten übereinstimmen, wenn ein Memorialbau der Anlaß gewesen wäre, die neue Kirche, den 128. Salzburg, Domausgrabungen. Mauern eines Rundbaues unter dem Virgildom Schematische Skizze ,,Dom" Virgils, über einer verehrten Stelle zu errichten. Frei lich wird man über solche Fragen erst sprechen köimen, wenn die Grabungen in Salzburg abgeschlossen sind und die aus führliche Veröffentlichung darüber vorliegt. So wenig also die Grabungen der letzten Jahre durch einheit liche Planung veranlaßt waren oder als Beginn der systema tischen Untersuchung gewertet werden könnten, so haben sie doch dm'ch die Vielfalt der Probleme, die sie neuerdings in den Vordergrund schoben, mit umso eindringlicherer Klarheit gezeigt, vor welcher Fülle an Aufgaben die frühmittelalterliche Bauforschung in Österreich steht. Fbanz Jubaschek Abbildungsnachweis: Aus Germania 35, 1957, Heft 3/4, S. 332: Abb. 127.

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