Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

H. Vetters bei ihren Lorcher Grabungen nachgewiesen wurden. Außer dem Fund in der Grießkirchner straße und bei der Grabung III sind noch Salzburgerstraße Nr. 39—41, neuerdings auch Pollheimerstraße Nr. 15 und Anzengruberstraße Nr. 4 zu nennen. Es ist zu erwarten, daß bei Aushebungen im altrömischen Stadtgebiet noch weitere Funde dieser Art gemacht werden können. Für eine nachrömische Besiedlung liegen Gräberfunde des 8. Jahrhunderts vor, die noch F. Wiesinger veröffentlichen konnte^^. Daß zwischen der Auflassung der römischen Stadtbefestigung und der Auf schüttung des Walles längere Zeit liegt, die man mit einigen Jahrhunderten ansetzen muß, haben wir bereits zu zeigen gesucht. Die Aufschüttung des Walles muß nun in einer Zeit erfolgt sein, in der es notwendig oder nützlich war, eine solche große Anlage zu schaffen, die ebenso wie seinerzeit die römische Anlage als Fliehburg dienen konnte. Es muß aber auch eine Zeit sein, in der die notwendigen organisa torischen Voraussetzungen vorhanden sind. Ferdinand Wiesinger hat mit etwa 40.000 Fuhren Erde gerechnet, die man mit Hand- und Spannkräften zu diesem Werk herbeischaffen mußte. Er dachte an die Ungarnzeit, wobei auf die Schlacht bei Wels 943 zu verweisen ist. Es ist nun wahrscheinlich, daß man den Schlachtort deshalb wählte, weil man für den Fall einer Niederlage eine Zuflucht in der großen Wallbefestigung .suchen konnte. Es setzt aber nicht voraus, daß diese damals erst entstand. Vergleiche mit Ringwallanlagen in Erdberg und Markl (Südböhmen), mit Drösing, Oberweiden, Nieder weiden, Oberhausen-Sachsengang und Stillfried (Niederösterreich)sind möglich, ebenso mit mittel alterlichen Fluchtburgen im Burgenland, wie Schwarzenbach, Forchtenau, Purbach, Hornstein, Michelstetten, Mistelbach und Falkenstein. Der Vergleich ergibt aber nach dem gegenwärtigen Stand der Burgwallforschung im allgemeinen und bei den genannten Orten nur, daß jeweils in gefährdeten Grenzgebieten zu verschiedenen Zeiten Erdwälle als Befestigung entstehen. Besonders häufig sind sie dann aufgeführt worden, wenn sich die politische Lage durch Expansionsbestrebungen eines Teiles zuspitzte. Eine wirkliche Parallele, bei der die Wallanlage über den Resten einer römischen Befestigung aufgeschüttet worden wäre, findet sich bei den genannten Beispielen überhaupt nicht. Ein Wall über den Resten einer römischen Mauer findet sich nur bei dem sog. Kastell Ulmus im Burgenland^^. Im östlichen Oberösterreich^® liegt es nun so, daß zwei Epochen die Befestigungen von Orten nahe legen. Einmal die Awarenzeit und dann die Zeit der Ungar neinfälle. Um 700 wurde die Traunlinie Grenze, nach der Niederlage im Jahre 907 wurde die Grenze neuerlich zurückgenommen, aber nur bis zur Enns. In die erstere Zeit fällt die erste Nennung von Wels und Linz, um 900 wird die Ennsburg, um die herum das heutige Enns entstand, errichtet. Erich Trinks hat im Jahrbuch des Musealvereines Wels 1954i® sich eingehend mit Wels im Jahre 776 beschäftigt. Er kommt dabei zu dem Schluß, daß ,,Castrum" in jener Zeit einen Ort bedeutete, der durch eine Befestigung mit einer Mauer oder mit einem Wall den Charakter einer Stadt hatte. Im bayrischen Gebiet kommt die Bezeichnung Castrum nur den Bischofsorten Passau, Freising, Regensburg und Salzburg und außerdem noch Wels zu. Letzteres muß daher damals schon eine Ansiedlung von Bedeutung gewesen sein, die gegen den Osten, und zwar sowohl gegen die Awaren wie gegen die vor dringenden Slawen, exponiert war. Darüber hinaus ersteht Graf Machelm in dieser Arbeit als eine Persönlichkeit, die Macht und Tatkraft besessen hat. Wenn wir den Grabungsbefund, die allgemeine geschichtliche Lage und die besonderen Verhältnisse in Wels um 776 zusammenfassen, dann ist es naheliegend, daß in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts über den Resten der römischen Stadtbefestigung der später Römerwall genannte Ringwall aufgeschüttet wurde. Es handelte sich dabei um einen echten Ringwall ohne Einbau von Holzkonstruktionen und Das Reihengräberfeld in Marchtrenk, in: Mitteilungen d. Anthrop. Ges. in Wien, LXIX, 140ff. Wähi'end die Marchtrenkerfunde dem 8. Jahrhundert angehören, stammen die Welser Funde aus dem 7. Jahrhundert. Die Hauptfunde wurden in der Dr. Groß-Straße gemacht, also im Bereich des römischen Gräberfeldes, das ostwärts der Stadt lag. Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandte Wehranlagen in N.-Ö., in: Prähist. Forschungen, Heft 3, Wien 1953; derselbe, Hausburgen und Fluchtburgen im Burgenland, in: Burgenländische Forschungen, IX, 1950; verschiedene Berichte finden sich in: Unsere Heimat und in: Burgenländische Heimatblätter; K. Ulbrich, A. Ratz, H. Mitscha-Märheim, A. Ohrenberger, B. Saria: Die Wehranlagen von Burg, in: Burgenländische Forschungen, Heft 25; C. Schuchhardt, Die Burg in Wandel der Weltgeschichte, Wildpark-Potsdam 1931. Römischer Limes in Österreich. XVIII. Das sogenannte Kastell Ulmus wurde von Groller für römisch gehalten. Der Wall ist karolingisch, die Hofmauer römisch (freundl. Hinweis von H. Vetters). J. Zibermayr, Noricum, Bayern und Österreich. Passim. 16 Wels im Jahre 776.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2