Auf diese Schicht, die rund 50 cm stark ist, folgt eine graue bis bräunliche Schicht (VII), die ohne Fundstücke etwa der ersten Schicht entspricht, zum Teil mergelartig ist. Unterhalb von dieser findet sich Schotterboden. Die Auswertung ist, da es sich nur um eine kleine Probegrabung handelte, nur mit größter Vorsicht möglich. Sicher befand sich an der Grabungsstelle in römischer Zeit ein sehr breiter Graben oder ein Becken; heute fließt in etwa 5 m Entfernung ein Mühlbach vorbei, der ursprünglich ein natürlicher Seitenarm der Traun war. Daß er früher diese Anlage gespeist hat oder durch sie durchgeflossen ist, ist durchaus möglich. Eine Entscheidung, zu welchem Zweck sie gedient hat, ist erst möglich, wenn die Längsschnitte verlängert werden und auch parallel zum Mühlbach gegraben wird. Während die unterste Schicht (VII) sich als natürliche Schichtung durch Absetzen von Schwebeteilchen erklären läßt, kommt bei der nächsten eine Aufschüttung dazu (VI), die wohl nach einem Brand erfolgt ist, aber die Anlage nicht zuschüttete, weil darüber nochmals das Absinken von Schwebestoffen (V) zu beobachten ist. Erst über diese kommt eine Sandschicht (IV), die von einer Überschwemmung herrühren dürfte. In diese Schicht ist erst der breite Spitzgraben eingeschnitten, der zu einer nachrömischen Verteidigungsanlage gehören wird, die noch zu suchen sein wird. Als diese nicht mehr verwendet wurde, wurde der Graben ausplaniert (III) und in diese Schicht zunächst ein Bauwerk (ältere Bau grube) (II) gebaut, über dessen Zweck noch nichts ausgesagt werden kann. Erst nach dessen Abbruch und Zuschüttung der völlig ausgeräumten Baugrube wurde die Stadtmauer (I) errichtet. Eine Parallele zu den seichten Spitzgräben ist mir im Bereich der mittelalterlichen Stadtmauer, des Römerwalles und der römischen Stadtmauer unbekannt; es ist möglich, daß man sie nur auf der Südseite anlegte als man den Römerwall aufschüttete oder daß sie zu einer älteren Wehranlage gehören, die wir sonst noch nicht kennen. Gegen die öfters festgestellte Verbringung der Steine der römischen Stadtmauer zu Bauzwecken könnte man einwenden, daß die Vita Severini Wels nicht mehr nennt und daß es daher nahe liege, daß damals Wels nicht mehr bestanden habe. Eine Neugründung sei jedoch vor dem 8. Jahrhundert quellenmäßig nicht nachweisbar. Nun ist aber die Vita Severini des Eugippius sicher für unser geschichtliches Wissen von unschätzbarem Wert, jedoch ebenso sicher ist sie nicht als historischer Bericht, sondern als Erbauungsbuch geschrieben, das nur das herausstellt, was die Größe und Heiligkeit Severins dem Leser eindringlich zeigt. Daß sie im Gegensatz zu anderen Viten trotz grundsätzlich gleichen Aufbaues so viel Geschichtliches bringt, hängt nicht mit besonderen geschichtlichen Interessen des Eugippius zusammen, sondern ergibt sich zwangsläufig aus der Eigenart des hl. Severin. Dieser führte nicht nur ein heiligmäßiges Leben, predigte mit Erfolg Buße, wirkte Wunder und prophezeite, sondern er wirkte auch ergänzend zu seinen sonstigen charitativen Leistungen als Diplomat und half der Bevölkerung im Grenzgebiet. Gerade seine größten Leistungen liegen in der Hilfe für die Grenzbevölkerung, gleich ob er warnte, zur Räumung von gefähr deten Orten aufforderte oder ob er durch seine Persönlichkeit und durch sein diplomatisches Wirken vor feindlichen Einfällen schützte. Dadurch ist so viel geschichtliches Material in seiner Vita enthalten, obwohl auch sie nur die Orte und die Personen nennt, die mit einer erbaulichen Tat des Heiligen verbunden sind. Alle anderen Orte und Personen nennt uns die Vita nicht, sie liegen für sie außerhalb des Interesses. Dies wird deutlich, wenn man sich vergegenwärtigt, daß das Leben und Wirken des Heiligen in der Zeit von etwa 460 bis 482 uns in 42 Kapiteln berichtet wird. Genannt werden uns aber lediglich II Orte und 37 Personen. Im Gebiete nördlich der Alpen werden uns dabei nur Orte an der Donau bzw. an der gefährdeten Westgrenze, zuerst Quintanis, später auch Orte der Salzach-Inn-Grenze genannt. Alle anderen Orte, die nicht in diesem unmittelbaren Grenzgebiet lagen, werden nicht berück sichtigt. Von den Orten direkt an der Grenze werden aber auch nur jene erwähnt, in denen der Heilige erfolgreich gewirkt hat. Wels braucht daher nicht nur in der Vita Severini nicht aufzuscheinen, weil es bereits zerstört war, sondern es genügte, daß der Heilige es aus diesem oder jenem Grund nicht besuchte, keine Gelegenheit für eine erbauliche Tat fand oder mit seinem Wirken ohne Erfolg war. Gegen die erste Möglichkeit spricht nun, daß sich in der letzten Zeit immer zahlreicher Rieselmauern nachweisen lassen, die nach den Ergebnissen der Lorcher Ausgrabungen spätrömisch und nachrömisch sind. Daß ältere Beobachtungen fehlen, ist nicht verwunderlich, da sie ja erst durch W. A. Jenny und
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