Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

wurde der Suchgraben auf 6 m verbreitert und noch weitere 9,5 m vorgetrieben. Auf dem angegebenen Horizont wurde eine rund 2 m breite Anschotterung mit Rollsteinen gefunden (Abb. 121). Die Stärke und Lagerung der einzelnen Steine war estrichartig. Diese Anlage sollte, wie später deutlich wurde, einen festen Weg über die Anschüttung im Grabenbereich herstellen. Knapp unter dieser Straße wurden größere Steine gefunden. Die Form erschien zunächst unregelmäßig, jedoch zeigte es sich, daß die Ecke einer Fundamentierung angeschnitten worden war, die aus sehr grobem Rollschotter bestand. Teile dieser Rieselmauer und kleinere Stadtmauersteine waren verwendet worden, um für den Weg eine bessere Fundamentierung herzustellen. Dadurch war der Verlauf der Rieselmauer zunächst schwer feststellbar, er konnte jedoch deutlich herausgearbeitet werden (Abb. 122). 40 cm unter der Straßenanlage am Nordrand unseres Grabungsgebietes fand sich 1 m breit und 4,5 m lang noch ein Estrich aus Mörtel auf einer Rollierung, die auf Schlier aufgelegt wurde. Die Reste einer dazugehörigen Mauer konnten nicht gefunden werden, auch Spuren einer Holzkonstruktion waren nicht nachweisbar (Abb. 120 u. 123). Erst 40 cm tiefer konnte die Grabensohle, die mit Rollsteinen ausgelegt worden war, erreicht werden (Abb. 120 u. 124). Die Aufschüttung über dem Fundament der römischen Stadtmauer betrug an der Ostgrenze der Grabung 80 cm, jedoch stieg dahinter der Wall am Nachbargrundstück noch leicht an. Einebnungen sind auch hier erkennbar. Südlich der Grabungsstelle ist der Wall schon vor längerer Zeit vollkommen abgetragen worden. Kleinfunde, die uns Unterlagen für die Datierung des Walles gegeben hätten, wurden nicht gemacht. Wir konnten lediglich beobachten, daß der Wall aus herbeigebrachtem Material aufgeschüttet wurde. Dies hat bereits Wiesinger a. a. 0. festgestellt. Für den Zeitpunkt der Wallaufschüttung ist festzuhalten, daß vorher die Stadtmauer abgetragen und das Material anderwärtig verwendet wurde. Der erste Spitzgraben — die weiteren konnten nicht untersucht werden — war in der Zwischenzeit eingeebnet worden. 60 cm über der tiefsten Stelle des Grabens befand sich Schlier, wie er sich bildet, wenn ein Graben ohne menschliche Einwirkung zuwächst. Erst darüber lagen 40 cm Füllerde, die eingeschüttet wurde oder vom Wall zwischen dem ersten und zweiten Spitzgraben abgerutscht sein kann. Für die Zeitdauer ist auch beachtenswert, daß wir zwei Hauseinbauten und eine Weganlage nachweisen konnten. Dazu stimmt gut, daß wir bei der ersten Grabung über dem inneren Laufweg eine Humusschicht von 10 cm fanden, über die erst der Wall aufgeschüttet worden ist. Wiesingers® Feststellungen und Beobachtungen konnten im wesentlichen bestätigt und ergänzt werden. Zu seiner Angabe, daß das Fundament aus einer Packung von Klaubsteinen bestehe, ist nachzutragen, daß es sich um eine ziemlich gleichförmige Baugrube handelt, die durchschnittlich 1,30 m tief und 1,70 m breit ist. In sie wurden in eingeschütteten Lehm Lagen von großen Rollsteinen mehrfach übereinander angebracht. Anhaltspunkte für eine Zerstörung durch einen feindlichen Angrifft® fanden sich nicht, obwohl man mit Brandresten bei der Vernichtung der hölzernen Wehrgänge rechnen hätte müssen. Der Befund unserer Grabung I bestätigt den regelmäßigen Abstand der Türme nicht^^. In der Zeit vom 5.—14. Mai 1958 wurde zwischen der Burg Wels und dem Haus Altstadt Nr. 16 eine kleine Probegrabung (III) durchgeführt. Anlaß dafür waren Mauerreste, die sich unter der Straßendecke abhoben und eindeutig als Fundament der mittelalterlichen Stadtmauer anzusprechen sind. Es wurden ein Graben parallel zur Burg und drei parallel zur Stadtmauer geführt (Abb. 126). Die Fundamentierung von Stadtmauer (I) und Burg Wels ist gleich tief und reicht 1,40 m unter das heutige Straßenniveau (Abb. 125). Die untersten Lagen waren in beiden Fällen Rollsteine, eine Baunaht war zwischen beiden Bauwerken zu erkennen. Auch eine Baunaht in 60 cm der Fundamenthöhe ist beiden gemeinsam. Unterschiedlich ist jedoch die Technik, denn in der ersten Schicht des Burg fundamentes finden sich zumindest an der Grabungsstelle keine Rollsteine, während die Stadtmauer in dieser Schicht überwiegend aus Rollsteinen bestand (Innenseite). An der Außenwand zeigte sich dies an der Wand des Fundamentvorsprunges nicht so deutlich, da hier mehr anderes Steinmaterial zu sehen war. ° Siehe Anm. 2, Sp. 34.5—374. 1» Siehe Anm. 3, S. .50. Auf diese Annahme geht die Rekonstruktion von seinem Mitarbeiter K. Wolf, Stadtmuseum Wels, Inv. 41061, zurück.

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