Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

Gilbert Trathnigg DER RÖMERWALL IN WELS Noch vor wenigen Jahrzehnten konnte man in Wels Reste einer alten Wallanlage gut erkennen, die sich von der Burg nördlich bis zur heutigen Schubertstraße hinzog, dort nach Westen bog und erst bei der Quergasse neuerlich einen rechten Winkel bildete^. Von dort verlief sie etwa der Bernhardinund Feldgasse parallel und noch etwa 50 m über die Maria Theresien-Straße hinaus (Abb. 119). Diese Anlage, im Volksmund ,,RömerwaU" genannt, hatte eine Länge von rund 2850 m und schloß, wenn man die beiden Endpunkte durch eine Gerade verband, rund 90 ha ein. Diese Wallanlage war darüber hinaus noch interessant, weil sich unter ihr die Reste der römischen Stadtmauer nachweisen ließen. Für Wall und römische Stadtmauer ist die Südfront bisher noch nicht aufgefunden worden. Sie entlang der mittelalterlichen Stadtmauer zu suchen, ist verlockend. In diesem Fall wäre die Anlage der mittel alterlichen Stadt in der Südostecke der römischen Anlage errichtet worden. Die Stadtmauern, die in ihrer letzten Gestalt auf die Anlagen unter Albrecht III. zurückgehen, schlössen nur ein Gebiet von 12 ha ein. Ferdinand Wiesinger, der nicht nur als leitender Beamter der Stadt, sondern auch als Heimatforscher, Denkmalpfleger und Museumsleiter der Nachfolger Dr. Franz von Benaks war, hat für die Erforschung beider Anlagen wesentliches geleistet und sie in seiner Arbeit ,,Zu der Topographie von Ovilava (Wels)"^ und in seinem Buche ,,Heimat im Wandel der Zeit"® niedergelegt und Verlauf und Gestalt des Walles zu seiner Zeit beschrieben. In letzterem vermutet er (S. 50), daß der Wall zur Zeit der Ungarneinfälle entstanden sei. Ihm folgt W. Schauer, Stadt und Stadtgebiet in Österreich, Diss. Wien 1936, S. 238. Beobachtungen bei Erdarbeiten^ der letzten Jahre haben die Angaben Wiesingers über die römische Stadtbefestigungsanlage im wesentlichen bestätigt. Für den Abstand der Türme haben sie jedoch keine Ergebnisse gebracht®. Fundstelle: Kanalbau, Ringstraße Nr. 45: Kelleraushub Roseggerstraße Nr. 6—8: Aushub für Benzinlager, Roseggerstraße Nr. 3—5: Kelleraushub, Stelzha.merstraße Nr. 13: Befund: Anfahi'en eines Befestigungsturmes. Anfahren der Spitzgräben. Anfahren der Stadtmauer und an zwei Stellen von Spitzgräben. Anfahren der Spitzgräben. Kabelgraben, Bahnhofstraße Nr. 36: Stadtmauer und Grabensystem. Aushub am Straßenrand, Schubertstraße Nr. 6, vor dem Eingang: Ostecke der Stadtmauer. Da in einer Tiefe von 48 cm unter der Straßenoberfläche eine 15 cm hohe Kulturschichte und unter dieser ein Estrich über einer Rollsteinlage gefunden wurde, ist es möglich, daß hier ein Eckturm lag. Eine Erweiterung der Notgrabung war hier nicht möglich. Schubertstraße 16, Aushub am Straßenrand: Römische Stadtmauer; Mauerstärke von 1,90 m spricht dafür, daß die Seitenwand eines Turmes angeschnitten wm'de. Die Weiterverfolgung der Reste in die Straße hinein war nicht möglich. ^ Auf ihr verlief ein Promenadeweg. Eine letzte Erinnerung daran ist die Parzelle 1760/2 Kat. Gem. Lichtenegg, die noch ein kurzes Wegstück erkennen läßt. 2 Jahreshefte des österr. arch. Institutes XXI—XXII (1924), Sp, 345—424 (Beiblatt). ® Die Heimat im Wandel der Zeiten, Wels 1932, S. 28ff. ^ Darüber und über die Ausgrabungen in Wels wurde berichtet in: Welser Zeitung, 12. 2. 1953: Wehrhaftes Wels vor 1800 Jahren. — O.-Ö. Nachrichten, 16. 2. 1953: Römerfunde aus Wels. ~ O.-Ö. Kultui'bericht, 3. 4. 1953: Römerfunde. — Mitt. d. O.-Ö. Volksbildungswerkes, III, Nr. 5: Römische Funde in Wels, Ausgrabungen am Römerwall. — Pro Austria Romana, III, 18f.: Untersuchungen in Wels. — Welser Zeitung, 22. 7. 1954; Rieselmauern aus römischer Zeit. — Tagblatt, 4. 9. 1954: Neues vom römischen Wels. — Welser Zeitung, 8. 1. 1955: Grabungen in die Römerzeit. — O.-Ö. Heimatblätter 1955: Rieselmauern in Wels. — Pro Austria Romana V (1955), 18: Grabungen in Wels 1954. — Jahrbuch des Musealvereines Wels 1955, 47—51: Welser Ausgrabungen. ® Auch die Lage der Tore ist noch nicht festgestellt. Straßenzüge wurden bisher in der Salzburgerstraße (Grabung Wiesinger, a. a. O., Plan 150; Kanalgrabung 1958) und parallel zum Kaiser Josef-Platz, etwas südlicher als dieser (Grabung Wiesinger, a. a. O., Abb. 154) gefunden. Ein Platz oder eine Straße befand sich vor dem heutigen Kreisgerichtsgebäude. Römische Mauer bzw. Estrichreste fänden sich Ecke Pollheimerstraße und Maria Theresien-Straße und neben der ehem. Spitalskirche in der Stelzhamerstraße. Daher sind dort keine römischen Straßen zu suchen.

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