Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

L.WX'II I IK'0 II WAl WloiM I C.ANVIII m\K(y II Mv( Wm\k 116. Canonesseite, Paris, Bibl. Nat., Cod. 8849 117. Canonesseite, München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm.19101 118. Anfangsseite, München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm. 19101 Tegernseer Evangeliar^®. Die Handschrift enthält keine Evangelistenbilder, sondern nur zehn Canonesseiten (Abb. 117), ein nicht figurales, mit dem Kreuz geschmücktes Anfangsblatt (Abb. 118), vier etwas reicher und zwei etwas einfacher verzierte Initialen. Die Handschrift hat schon früh wegen ihrer ausgezeichneten Schrift Beachtung gefunden, Chroust hat sie vermutungsweise nach Trier lokalisiert, Bischoff hat auf Salzburger Zusammenhänge hingewiesen. Wenn die beiden vorgenannten Plenarien von Swarzenski und Boeckler als Schwester-Handschriften angesehen wurden, so muß ein ähnliches, ja noch viel engeres Verhältnis für den Pariser und den Münchener Codex angenommen werden. Den Beweis dafür liefern die zehn Canonesseiten, welche die des Pariser Codex bis in alle Einzelheiten des Ornaments auf das genaueste wiederholen. Eine andere Möglichkeit als eine unmittelbare Übernahme scheint hier ausgeschlossen. Der Münchener Codex zeigt lediglich eine Erweiterung des Ornamentes durch umpunktete Ovale und kürzungsstrichähnliche Verzierungen in den breiteren Säulenschäften, durch deren Hinzutreten die spätere Entstehung dieser Handschrift nachgewiesen zu sein scheint. Die völlige Übereinstimmung der Canonesseiten der beiden Handschriften soll durch die Gegenüberstellung eines beliebigen Paares von zwei solchen Seiten belegt werden (Abb. 116 und 117). Die Anfangsseite des Evangelientextes vor dem Matthäus-Evangeliar zeigt ein gerahmtes Kreuz mit Knotenornamenten in der Mitte und an den Kreuzarm-Enden (Abb. 118). Die Rahmung ist sehr einfach, mit der oben erwähnten, für diese Handschrift kennzeichnenden Verzierung, die Art des Flechtbandes wirkt wie eine Frühstufe des beginnenden ,,anglo-saxonischen" Stiles. Es gibt dazu eine nicht weit hergeholte Parallele in einem Freisinger Codex Clm. 624221, j^^ch 811 und vor 836 entstanden sein dürfte, und der auch sonst der Salzburger Buchkunst und Ornamentik auffallend nahesteht. Die Initialen der Evangelien-Anfänge sind noch weiter, bis auf die monumentalisierte Grundform der Kapitalbuchstaben, vereinfacht. Sie sind mit wenigen Farben und mit Gold ausgeführt, das als dünnes 2» A. Chroust, Monumenta palaeographioa II/I/4 u. 5. — E. F. Bango, Eine bayerische Malerschule des XI. u. XII. Jahrhunderts. München 1923, S. 5. A. Goldschmidt, Deutsche Buchmalerei, Taf. Xlb, S. 33. — B. Bischoff, Die Südostdeutschen Schreib schulen und Bibliotheken der Karolingerzeit. I. (Sammig. Bibliothekswiss. Arbeiten 49). Leipzig 1940, S. 162: Südostdeutsch, nicht nach Mitte 9. Jh. Bischoff, 1. c-, S. lOOff., Nr. 38. Canonessammlung.

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