Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

112. Zwei Canonesseiten, Harburg, i-" • If Fürstl. Öttiiigen-Wallerstein'sche KunstfBammlung , ^ 'l und Bibliothek, Cod. I. 2. 2» 2 if A.» Js* ^ tMm --J ^Jliiliil sjfi .-11 Text in einer klaren, oft mit Ligaturen gekennzeickneten Minuskel. Am Textbeginn wechselt Schwarz und Rot. Ebenso gleichen sich folgende Details der Initialformen: Das Q (Lukas-Evangelium, Abb. III) den Formen von Abb. 109 und 110, das wellenförmige Endornament des I (Johannes-Ev.) dem Ornament des Zierfortsatzes im Olm. 15 814, Bl. Iv. Neu ist hier das Herausziehen der Flechtbänder aus der Fläche, während ihre Einfassung ganz dem Schulgut entspricht. Das Format der Handschrift ist schmal und hoch (302 x 164 mm) und demgemäß sind die Canonesbögen durch sehr hohe, aber wegen der schmalen Innenfelder eher plump wirkende Säulen gekennzeichnet. Die Basen sind aus drei- oder viereckförmigen, aber auch stufenartigen und kugeligen, rhombischen und kegelförmigen, stilisierten Formen gebildet. Sie sind aber ebenso flächenhaft aufgefaßt wie die ,,Kapitelle", unter denen sich verschiedene palmettenartige, stern- und arabeskenähnliche geflochtene Formen finden. Die weiteste Verbreitung hat ein stark stilisiertes Doppelkapitell, das sich außer in den folgenden Handschriften auch in der Mondseer Handschrift, Cod. Vind. 1193 findet, welche als gleichzeitig gelten kann^^. Die einfachen (nicht übergreifenden) Bogen sind verhältnismäßig zart, sie nähern sich manchmal der Hufeisenform und werden gelegentlich auch durch Spitzformen ersetzt (Bl. 24v, obere Reihe, Abb. 112, 25v), die auch als ,.Kapitelle" Verwendung gefunden haben (Bl. 23v, 24v, Abb. 112). Die Evangelistenbilder (Bl. 27 v, 86v, Abb. 113, 128v, 192v) haben dazu geführt, daß die Handschrift zuletzt in Verbindung mit der Ada-Gruppe bzw. in deren Nachfolge besprochen worden ist, wobei sich A. Boeckler freilich auf ikonographische Züge beschränkt hat^^ Den Anlaß zu dieser Einreihung hat die Vereinigung der Evangelisten mit ihren Symbolen zu einem Bilde gegeben, wobei die Symbole in der Lünette dargestellt und von dem darunter befindlichen Evangelisten durch architekturartige oder streifenförmige Bänder bzw. Friese getrennt sind. Die nimbierten, in seitlicher Haltung dargestellten Tiere halten Bücher, der frontal gerichtete Engel ein Spruchband; alle befinden sich vor farbigen ,, Weltraum "-Gründen. Die teils mit zarten Ranken, teils mit lorbeerkranzartigen Füllungen versehenen Bogen sind von drei ,,Ziersternen" bzw. ,,Ringen" unterbrochen; all dies hat ebenfalls Parallelen in der Ada-Gruppe. Die Formen der Kapitelle und der Säulenbasen verbinden die Vollbilder mit den Canonesarkaden. Die Säulen sind marmorartig, zum Teil spiralig gebändert, außer bei Johannes, wo sich der ,,Lorbeerkranz" des Bogens fortsetzt. Die Evangelisten sitzen auf zum Teil sehr mächtigen Thronen ohne Lehne, die Füße ruhen auf Fuß schemeln auf, die meist durch kleine Bogenreihen verziert und in umgekehrter Perspektive gezeichnet sind. Der Hintergrund ist leer und nur mit den Evangelistennamen in Goldkapitale geziert. Alle vier Vgl. H. J". Hermann, Die vorromanischen Hss. (beschreibendes Verzeichnis der illum. Hss. in Österreich, N. F. I, Leipzig 1923), S. 85ff. Nr. 19. Die Hs. ist dort als oberitalienisch-südschweizerisch lokalisiert. Vgl, Anm. 9.

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