Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

mm'W [fW" m 103. Köln, Dom; Dreikönigenschreiii, Detail der Stirnseite bedeutendste Beispiel dafür ist wohl der Siegelring des Westgoten-Königs Alarich II. (Kunsthistorisches Museum, Wien, Antikensammlung). Der Name, dessen Buchstaben hier zu dem Monogramm vereint wurden, konnte leider bisher noch nicht befriedigend aufgelöst werden. Nun ist die Siegelgemme aber nicht nur der einzige geschnittene Stein des Reichsapfels, sondern auch an bevorzugter Stelle montiert: im Schnittpunkt der Kreuzbalken. Das könnte vielleicht reiner Zufall sein — anderseits aber liegt doch auch die Vermutung nahe, daß zur Zeit der Entstehung des Reichs apfels, das ist meines Erachtens die Wende des 12. zum 13. Jahrhundert, man sich über die Bedeutung des Monogrammes Gedanken machte und, da der Gebrauch derartiger Monogramme bereits aus der Übung gekommen war, auch damals schon eine christologische Deutung nahe lag. Die kreuzförmige Anordnung und die am besten lesbaren Buchstaben verleiten ja zu solchen Kombinationen. Diese Theorie wird angeregt durch die zentrale Position des Steines eben an jener Stelle des Kreuzes, die ,,durch das Haupt des Erlösers eine besondere Weihe für allemal erhielt", weshalb ,,die Vierung . . . gerade das Herzstück des Kreuzes gewesen zu sein" scheint, ,,das immer dem Höchsten und Heiligsten vorbehalten blieb"®. Es wäre daher möglich, auch das Kreuz des Reichsapfels in die von Josef Deer zusammengestellte Gruppe einzubeziehen und die Verwendung der alten Siegelgemme just an solch bevorzugter Stelle durch eine christologische Interpretation ihres Monogrammes zu erklären. Dann ergäbe sich aber auch klar, daß die Seite mit dem geschnittenen Stein als Vorderseite aufzufassen ist, die mit dem etwas größeren oblongen Amethyst als die Rückseite des Kreuzes. Für Datierung und Lokalisierung des Reichsapfels, der meistens in das späte 12. Jahrhundert datiert und mit der Kaiserkrönung Heinrichs VI. gerne verbunden wird (1191)^®, wäre meines Erachtens auch ein charakteristisches Detail des Filigrans, das nur in der kreisförmigen Füllung der Unterseite des Apfels vorkommt, heranzuziehen: die ausgestanzten naturalistischen Blättchen, die von den Filigranbogen abzweigen (Abb. 102)ii. Sie zeigen sich engstens verwandt jenen, die einige der Platten an der Stirnseite des Kölner Dreikönigenschreines zieren (Abb. 103). Es ist dies eine Verwandtschaft, die über allgemeine Gleichsetzungen hinausgeht und die Vermutung bestärkt, daß es sich bei dem Reichsapfel um eine kölnische Arbeit handelt. Die engen Beziehungen des Werkes zu den niederrheinischen Goldschmiede arbeiten des ausgehenden 12. Jahrhunderts wurden bereits vor längerer Zeit von Erich Meyer dargelegt ® Josef Deer, Das Kaiserbild im Kreuz, in: Schweizer Beiträge zur Allgemeinen Geschichte, Bd. 13, 1955, S. 48ff. " Besonders Erich Meyer, Goidschmiedekunst des 9. bis 13. Jahrhunderts, Zeitschrift für Kunstpschichte, Bd. 10, 1941/42, S. 194. — Die ältere Literatur ist verzeichnet bei Hermann Fillitz, Die Insignien und Kleinodien des Heiligen Römischen Reiches, Wien-München 1954, S. 50. Die Anregung dazu verdanke ich Msgr. Joseph Hoster, Köln. Vgl. Anmerkung 10.

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