Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

- Ii 97. Ansicht der Südwand des vorromanischen Domes (Virgilbau) 98. Ansicht der Südwand des vorromanischen Domes (Virgilbau) mit dem Zugang zum Loculus; man beachte beiderseits des Mannes die verlegten Steine der Einfassung großen und 1 m hohen Raum, der seinem Aussehen nach nur als Grabstelle erklärt werden kann, obwohl wir mit Ausnahme einer Schnalle und einigen Eisenbeschlägen im Inneren nichts mehr vorfandeiR. Der Vorgang bei der Errichtung der Anlage kann an Hand des Befundes eindeutig rekonstruiert werden. Nachdem man den Außenputz der Mauer abgeschlagen hatte und das Fundament der Mauer freigelegt worden war, wurde in der ganzen Länge der Grabstelle die Mauer ausgemeißelt und auf die vorgeschriebene Höhe von rund 1 m gebracht. Mit Ausnahme der durch Steine eingefaßten rechteckigen Öffnung wurde nach Einführung des Sarges die Öffnung im Süden durch Einfügen der Tuffquadern wieder geschlossen und mit Mörtel verschmiert. Soweit der Putz gestört war, wurde er durch einen neuen ergänzt, wobei man sorgfältig darauf achtete, daß der neue Putz den alten überlappte. Die viereckige Öffnung dürfte mit einer Platte abgedeckt gewesen sein. Als wir die Mauer freigelegt hatten, war an den kritischen Stellen der Putznaht diese nur mehr zum Teil überlappend erhalten, der Rest war mit Mörtel verschmiert; an diesen Stellen waren also drei bzw. vier verschiedene Putze und Mörtel festzustellen. Als der Boden der Liupramkapelle eingegossen wurde, verdeckte er auch die viereckige Öffnung vollkommen. Dieser Boden wurde von uns mit Ausnahme der später an die Südmauer der Virgilbasilika angebauten Gruft völlig intakt angetroffen. Allerdings störte der tiefer liegende Boden dieser Gruft den Estrich bis zur Öffnung der in die Mauer versenkten Gruft, so daß wir anläßlich der Ausgrabung nicht mehr feststellen konnten, wann die Gruft geleert wurde. Der Brauch, innerhalb der Mauern einer Kirche zu bestatten, ist selten und bisher in unserem Heimat lande, soweit mir bekannt ist, für die Zeit des 8./9. Jahrhunderts — und nur in diese Zeit kann ja nach dem Befund die Anlage datiert werden — nicht bekannt®. In den Gesta archiepiscoporum Salisburgensium® wird das Leben des hl. Virgil beschrieben. Die Quelle für diese Biographie bildete die Conversio Bagoariorum et Carantanorum, doch bringt der unbekannte Autor der Gesta, der im 12. Jahrhundert geschrieben hat, doch auch einige Nachrichten, die über die Conversio hinausgehen. Es handelt sich naturgemäß um solche, die sich zu seinen Lebzeiten oder kurz zuvor abgespielt haben. Wohl die bedeutendste ist die Erzählung von der Auffindung des Grabes des hl. Virgil anläßlich des Dom-Neubaues unter Konrad III., der ja, wie unsere Grabungen gezeigt haben, wahrscheinlich der Schöpfer des großen romanischen Domes gewesen ist^". ' Die erwähnten Funde werden zur Zeit konserviert. 8 Ein Befund in Ossiach, der ähnlich ist, gehört einer späteren Zeit an und ist noch nicht veröffentlicht. 9 MG. SS XI ed. H. Pertz 1854, S. 86ff. Vetters, a. a. O., S. 88. Trathnigg, a. a. O., S. 229f.

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