Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

gesetzt und durch Zubauten ergänzt, begannen regelmäßige Erbaltungsmaßnabmen im Sinne der modernen Denkmalpflege etwa in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Gegenwärtig sind es zwei Umstände, die dieses wertvolle Baudenkmal von Grund auf bedrohen: Das unablässige Eindringen von Meerwasser in die einzelnen Teile des Gebäudekomplexes und die statische Labilität des Kircbengebäudes. Wegen des karstigen Baugrundes und der geringen Erbebung der ganzen Halbinsel über den Meeresspiegel, insbesondere aber wegen der nahen Uferlage der Baudenkmäler, dringt das Wasser auf unterb'discbem Wege in die tiefergelegenen Gebäudeteile und überschwemmt sie zeitweilig. Dies gilt besonders für das Gelände nördlich der Basilika, wo sich Mosaiken aus der Zeit vor dem Basilikabau beflnden. Ein Teil dieser Mosaiken wurde schon ehedem mit einer wasserundurchlässigen Unterlage verseben; die auf dem ursprünglichen Grunde verbliebenen Mosaikteile aber wurden dadurch dem Andringen des Meerwassers nur um so mehr ausgesetzt, ja von dem zwischen den Mosaiksteinen vordringenden Wasser überflutet. Überdies verbindert die über die Mosaiken gespannte schwere Betondecke eine ordentliche Lüftung und ein rasches Verdampfen des eindringenden Wassers, was wieder das Wuchern von schädlichen Algen und Flechten auf der Oberfläche der Mosaiken begünstigt. Es ist also dringend nötig, das Problem in seiner Gesamtheit in Angriff zu nehmen. Das zweite Problem entstand dadurch, daß nach Durchführung den Maßnahmen, die der Basilika ihre ursprüngliche Gestalt zurückgaben (Abnahme der schweren barocken Decke und Niederreißung einiger Anbauten), das Gebäude seine statische Festigkeit einbüßte. Infolgedessen, vielleicht aber auch wegen früherer Ursachen, entstanden an fast allen marmornen Stützsäulen starke Sprünge, insbesondere aber weist die zweite Säule der nördlichen Bogenführung einen so starken Sprung auf, daß die Sicherheit des ganzen Bauwerkes in Frage gestellt ist. Da der Denkmalpflegedienst Angaben über frühere Schutzmaßnahmen nur insoweit besitzt, als sie veröffentlicht sind, mußte zunächst eine eilige Sicherung des Objektes durchgeführt und dann an die Ausarbeitung der Unterlagen für das Gesamtvorhaben geschritten werden. Um die Mosaiken der früheren Sakralbauten vor dem Untergang zu bewahren, wurden die am stärksten gefährdeten Teile abgenommen. Im Kirchengebäude selbst wurde, in Anbetracht der horizontal wirkenden Kräfte, eine provisorische Sicherung durch Versteifung mittels eines Systems untereinander verbundener Holzstützen vor genommen, wodurch die Möglichkeit eines Zusammenbrechens ausgeschlossen wurde (Abb. 9). Von allen plastischen Architekturteilen wurden Gipsabgüsse gemacht (so auch von der erwähnten besonders gefährdeten Säule, die daraufhin bandagiert wurde), während die plastischen Verzierungen Schutzhüllen gegen etwaige Beschädigungen bei den weiteren Arbeiten erhielten (Abb. 10). Nachdem auf diese Weise die unmittelbare Gefahr für die Baudenkmäler abgewendet war, ging man zur Ausarbeitung der tech nischen Unterlagen über. Ein besonderer Fachausschuß verteilt die Aufgaben, die einzelnen Sach verständigen arbeiten an der Lösung der jeweils ihr Fachgebiet betreffenden Fragen. So wird u. a. an der Erforschung der geologischen Bodenbeschaffenheit, der Meerwasser- und Grundwasserbewegung, der Lebensbedingungen der Schmarotzerpflanzen auf den Bodenmosaiken gearbeitet; gesammelt werden mikroklimatische Daten für den Bereich der Mosaiken, durchgeführt wurden Analysen der Bausteine und des Originalmörtels, geprüft wird auch der frische Mörtel, auf dem die Mosaiken bis zu ihrer Rückversetzung an ihren ursprünglichen Ort aufliegen. Die einzelnen Bauteile werden ebensowohl auf ihre statische Tragfähigkeit geprüft, wie in der nächsten Umgebung archäologische Grabungen vorgenommen werden, um auch die letzten Einzelheiten des Gesamtkomplexes festlegen zu können. Die Endergebnisse aller dieser Untersuchungen sollen schließlich zu einem Elaborat zusammengefaßt werden, das die Grundlage zur statischen Assanation und sachgemäßen Instandsetzung dieses kunstgeschichtlich so wertvollen Gebäudekomplexes bilden wird. Außer diesen umfangreichen Vorarbeiten am Basilika-Komplex wurden Denkmalschutzmaßnahmen auch an jenen Baudenkmälern durchgeführt, deren Weiterbestand infolge ihrer schweren Beschädigung fraglich war. So wurde bei dem romanischen Eckhaus am Cardo eingegriffen, bei dessen Straßentassade eine Festigung genügte, während die übrigen Außenmauern neu airfgebaut werden mußten. Von den beiden Häusern, dem gotischen und dem barocken, an der Ostseite des südlichen Cardo, waren nur die schiefstehenden und schwer beschädigten Frontseiten übriggeblieben. Diese mußten ganz abgetragen und neu aufgebaut werden, wobei nur das unbrauchbar gewordene Baumaterial durch neues ersetzt

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