Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

gewesen ist, ehe es durch Bomben zerstört wurde. Dann aber hört mit dem 16. Jahrhundert die Bau tätigkeit in Poreö fast gänzlich auf. Die Gründe hiefür liegen in dem allgemeinen wirtschaftlichen Niedergang, der ganz Istrien erfaßte, sowie im katastrophalen Zusammenschrumpfen der Einwohnerzahl infolge der Verheerungen, die zahlreiche Pest- und Malariaepidemien anrichteten. Gewiß zeitigten auch das 17. und das 18. Jahrhundert noch einige Neubauten; sie sind jedoch mit ihrem geringen Kunstwert nicht mehr als das bescheidene Produkt einer Provinzialisierung der damals herrschenden Barock formen. Darunter mag das ,,Haus Sincic" am Decumanus erwähnt werden, worin heute das Stadt museum untergebracht ist. Erwähnt sei auch, daß einige bauliche Neugestaltungen in jener Zeit das Antlitz der Stadt gewandelt haben. Die bis dahin durch die Stadtmauern bewirkte völlige Geschlossen heit der Südflanke der Stadt wird nun aufgelockert. Haben sich die Häuser schon vordem an die Innen seite der Stadtmauer angelehnt, so erhält diese, nachdem ihre Punktion als Stadtbefestigung aufgehört hat, nunmehr Aufbauten, die an der Außenseite unmittelbar über der Mauer durch Arkadenreihen durchbrochen werden. So gewann etwa die Südseite der Stadt den Reiz besonderer Lebendigkeit. Die so in Jahrtausenden gewachsene Einheit und Geschlossenheit des gesamten Stadtbildes wurde durch die Bautätigkeit des 19. und 20. Jahrhunderts empfindlich gestört. Es entstanden Objekte, deren Anlage die bestehende urbanistische Struktur nicht berücksichtigt und deren Abmessungen mit den vorhandenen Maßstäben nicht übereinstimmen. Die mehrstöckigen Wohngehäude, die nun in größerer Zahl innerhalb der alten Häuserblöcke errichtet werden, haben die Wohnverhältnisse in der Stadt nur verschlechtert. Außerdem wurde durch die Bautätigkeit außerhalb der südlichen Stadtmauer die Kontur des Stadtsaumes verunstaltet. Wie anderwärts, so hat die neuere Zeit auch in Porec die bestehenden historischen Wertobjekte ihren eigenen Lebenserfordernissen nicht angepaßt, sondern sie oft vernichtet und durch eigene, wertlose Erzeugnisse ersetzt. Gegen Kriegsende haben Bombenangriffe dem Städtchen und insbesondere seinem Zentrum schweren Schaden zugefügt. Am Südufer wurden einige unmittelbar sich auf der Stadtmauer erhebende Häuser zerstört, so daß diese einst geschlossene Stadtfront aufgerissen worden ist. Dieser Durchbruch setzt sich bis zu dem kleinen Platz Predol fort. Im Stadtzentrum haben Bomben einen ganzen Häuserblock niedergerissen, der zwischen dem Hauptplatz an der Innenseite des einstigen Südtores, der Westseite des südlichen Teils des Cardo und der Südseite des Decumanus lag. Dadurch hat sich ein sinnloser großer leerer Raum gebildet, und die ursprünglichen Linien des Decumanus und des Cardo sind gerade an der empfindlichsten Stelle, an ihrem Schnittpunkt, gestört worden. Auch die Häuser der Umgebung, in der sich eine größere Anzahl historischer Baudenkmäler befunden hatte, sind schwer beschädigt worden. An der Nordseite des Decumanus hat die völlige Zerstörung einiger Objekte eine Lücke geschaffen, und außerdem wurde die erwähnte Häuserreihe von vier gotischen Bauwerken so sehr beschädigt, daß nur noch die steinernen Passaden stehen (vgl. Abb. 5). Ferner sind ein gotisches und ein barockes Gebäude an der Ostseite des Cardo derartig mitgenommen worden, daß der Straßenverkehr unmittelbar gefährdet war. Die beiden Gebäude mußten daher abgetragen und aus eigenem Baumaterial neu aufgebaut werden. Bedroht war auch das einzige der Vernichtung des vorerwähnten Häuserblocks entgangene Haus. Es war dies das schon genannte romanische Eckhaus am Decumanus, das eine ganz neue östliche und südliche Außenmauer erhalten mußte (Abb. 7). Im nördlichen Stadtteil haben die Bomben eine größere Anzahl von Bauwerken am Cardo und in der Umgebung des einstigen Nordtores nächst der ehemaligen St. Pranziskus-Kirche völlig zerstört oder schwer beschädigt. Die Kirche selbst wurde, wie schon gesagt, von den Flammen und Bomben arg zugerichtet, während in ihrer Nähe an der Ostseite des Cardo ein ganzer mittelalterlicher Gebäudeblock der Vernichtung anheimfiel. Auch einige Einzelobjekte wurden in diesem Stadtteil zerstört, so daß in einigen Straßenzügen unhaltbare Lücken klaffen. Zählt man zu diesen durch den Krieg verursachten Zerstörungen die schweren Schäden hinzu, die das Erbe einer Vergangenheit sind, die das Städtchen für längere Zeit zum Absterben verurteilt zu haben schien, so wird man ermessen können, wie verwickelt die Probleme sind, die sich dabei der Denkmal pflege stellen. Eine der schwierigsten Aufgaben der Denkmalpflege aber ist die Instandsetzung des Komplexes der Euphrasius-Basilika (Abb. 8—10). In den Jahrhunderten seines Bestehens immer wieder instand-

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