Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

- ^^*4^ ' I n B -3f.l I I Di. Seckau, Hofwirt, nach der Restaurierung Muschelmotiven mit reliefierten Büstendarstellungen und seitlichen Blattgehängen bilden die dekorative Belebung der Wandfiächen. Bauliche Schäden, durch Zeit und Witterung hervorgerufen, hatten die Schauseiten des Bauwerkes unansehnlich gemacht. Eine im Jahre 1957 von der Abtei Seckau vorgenommene Ge samtherstellung vermochte diesem ehemaligen Amtssitz seiner Stiftsanwälte wieder seine repräsentative Erscheinung zu verleihen. Neben den Entfeuchtungs-, Putz- und Stein arbeiten (am schmalen Portal und Sockel) lag das Haupt gewicht der Maßnahmen auf der Restaurierung und Ergänzung des an vielen Stellen losen oder abgebröckelten ornamentalen und figuralen Stuckwerkes (Arch. Schmidsfelden und Bild hauer Wendler) (Abb. 61). U. Ocherbatjek Graz, Kalvarienberg. Am Nordrand von Graz entstand auf dem felsigen Austein am Ufer der Mur unter dem Einfluß der Jesuiten seit dem Jahre 1606 eine Kalvarienberganlage, die späterhin vielfach weiter ausgebaut, zum Teil wieder zerstört und auch mehrfach renoviert wurde. Vor die zu Beginn des 17. Jahrhunderts am Fuß des Berges erbaute und 1668 vergrößerte Ölbergkapelle wurde 1723 von der Bruderschaft Maria Reinigung eine von Arkaden und Loggien durchbrochene Schaufassade gestellt, in der unter axialer Ein beziehung des Vorplatzes das Schauspiel der Verspottung Christi mit einer höchst theatralisch angeordneten, buntfarbigen Skulp turengruppe zur Darstellung gebracht ist. Diese Fassade (des inzwischen zur Pfarrkirche gewordenen Gotteshauses) mit den neun Skulpturen der Ecce-Homo-Darstellung'', denen noch nachträglich am Vorplatze ein kreuztragender Heiland und eine Schmerzhafte Maria® zugefügt wurden, bildet, obwohl als letzter Teil der Anlage errichtet, den Auftakt der Leidens- ' R. Kohlbach, Barocke Kirchen in Graz, S. 146; dem land schaftlichen Bildhauer Joh. Jakob Schoy und dessen Werkstatt zugeschrieben (1722/23). ® R. Kohlbach, Barocke Kirchen in Graz, S. 144; Veit Königer zugeschrieben (um 1760). darstellungen und das künstlerische Hauptwerk des Kalvarienberges. Nach der in den Jahren 1954—1957 erfolgten Restaurierung der ebenfalls am Bergfuß gelegenen ovalen Dismaskapelle (von 1701) konnte endlich die Wiederherstellung der Pfarrkirche in Angriff genommen werden (Abb. 63). Dieser Bau war durch einen mechanisch aufgebrachten, feinen Spritzbewurf, der sich auch über Kapitelle und Gesimse hinzog, in seiner Ober flächenwirkung stark beeinträchtigt. Seine steinernen Zierteile und Balustraden waren durch Witterungseinfiüsse arg be schädigt; die Steinskulpturen wirkten trotz der vielfachen kräftigen Ölübermalungen von der Ferne gesehen gut, bei näherer Beobachtung zeigte sich jedoch, daß die Substanz der Figuren unter den deckenden Anstrichen bedroht war. Da der vorhandene Putz großenteils noch gut haftete, wurde dessen Oberfläche zur Milderung der ungünstigen Körnung mit einer Kalkschlämme übertüncht. Über diese wurde dann eine helle, nicht zu gelb wirkende Satinoberfarbe gezogen. Die steinernen Architekturteile wurden gereinigt, ausgebessert und mit einer dünnen Lasur versehen, um die vielen alten und neuen Einstückelungen auszugleichen. Die vielfachen h arb schichten der Figuren wurden auf mechanischem und che mischem Wege (Kieslinger-Paste) entfernt, die Steinpartien durch Einsetzen von Führungen gegen weitere Schäden geschlossen (Abb. 62, 64). Obgleich die Wirkung der lediglich gereinigten Steinfiguren eine vorzügliche war, entschloß man sich, die ehemals vorhandene kräftige Farbfassung der t iguren wiederanzufertigen®, da diese ein entscheidendes, belebendes Moment in der Gesamtwirkung der Anlage bildet. Es bleibt zu hoffen, daß sich die vom rührigen Pfarrvorsteher eingeleitete, vom Land Steiermark und vom Bundesministe rium für Unterricht geförderte Restaurierung auch auf die übrigen Stationen und Figurengruppen des Kalvarienberges erstrecken kann, um einem eigentümlichen und nur wenig beachteten religiösen Denkmal der Barockzeit wieder die ver diente Geltung zu verschaffen. G. Kooolitsch Seckau, Färberkreuz. Vor einem schönen, den Markt Seckau im Westen abschließenden Biedermeierhaus, kennzeichnet ein reizvolles kleines Baudenkmal die in die Gaal abzweigende Straßengabelung; die als ,,Färberkreuz''' bekannte Hl. Nepomuk-Kapelle, ein offener, auf Pfeiler gestellter Nischenbau mit flachem, von einem großen Zwiebelknopf bekröntem Rhomben dach. Die dem Ort zugekehrte Seite ziert eine kleine, holz geschnitzte Nepomukfigur in stukkiertem Wolkenkranz, die Rückfront ein kreuztragender Christus aus Stein. Das Chronogramm eines in Medaillons gemalten Textes ergibt die Jahres zahl 1766. ® Der bei der Freilegung gefundene harte Leinölgrund und zahlreiche Farbreste weisen darauf hin, daß die Skulpturen bereits im ursprünglichen Zustand mit einer Ölfassung ver sehen worden waren. Die Neufassung der Figuren erfolgte mit lichtechten Farben auf der Basis eines wasserlöslichen Kunst harzbinders. Diese Fassungsart bewirkt, daß die Farbe in den Stein eindringt und die Feinheiten der Steinoberfläche bei behalten bleiben. Lange Zeit der Witterung ausgesetzte Farbfassungsproben mit Kalkkasein und Vinavil als Binde mittel zeigten bisher keine Veränderungen. Im Herbst 1957 wurde eine Probefassung an zwei Figuren der Fassade angelegt, die Fassung der weiteren Skulpturen wird im Frühjahr 1958 erfolgen. Diese Arbeiten führte Restaurator Heinz Hiebl, Graz, aus.

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