Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

fl nliJii 3. Porec, Probstei von 1251, Fassade 4. Porec, ,,Haus der beiden Heiligen". Mitte 13. Jh., Fassade Der Eigenart und Arbeitsbehandlung der aus römischer Zeit erhaltenen Denkmäler nach zu schließen, war Porec eine typische kleine Provinzstadt. Außer der erhaltenen urbanistischen Grundstruktur sind aus jener Zeit am bedeutsamsten die Überreste eines Tempels, der sich an der Westseite des Forums erhob, welches unter der Bezeichnung Marafor fortlebt (vgl. Abb. 2). Aus antiker Spätzeit ist von der Vielzahl heute untergegangener Baudenkmäler, von denen wir durch Literatur und archäologische Schürfung Kunde haben, ein Komplex sakraler Bauten im Nordteil der Halbinsel erhalten, dessen Objekte zwischen dem Anfang des 4. und der Mitte des 6. Jahrhunderts entstanden sind. Nach der heute noch bestehenden Kirche aus dem 6. Jahrhundert, die der Bischof Euphrasius erbauen ließ, wird die gesamte Gebäudeanlage als Komplex der Euphrasius-Basilika bezeichnet (vgl. Abb. 2). Dieser allgemein bekannte Gebäudekomplex ist in der Fachliteratur häufig behandelt worden, stellt doch die mit der großen Basilika aus dem 6. Jahrhundert abschließende Folge von Sakralbauten ein Problemgefüge von allgemeinster Geltung für die spätantik-frühchristliche Kunst dar. Die EuphrasiusBasilika selbst, in der die bekannten Wandniosaiken erhalten sind, ist ein Monument von ganz außer ordentlicher Bedeutung sowohl im Hinblick auf ihre Bauform (eines der frühesten Beispiele einer abendländischen Kultstätte mit dreifacher Apsis) als auch hinsichtlich ihres plastischen Schmuckes und der hochwertigen Mosaiken. Für die Denkmalpflege stellt die Instandhaltung dieses Komplexes wegen einer Reihe besonderer Umstände, von denen noch die Rede sein wird, ein äußerst schwieriges Problem dar. Nach einem längeren, durch geschichtliche Umstände bedingten Stillstand vom 7. bis zum II. Jahr hundert kommt es im 13. Jahrhundert wieder zu einer regeren Bautätigkeit. In dieser Zeit wurden nicht nur umfangreiche Arbeiten an den Befestigungswerken vorgenommen, sondern es sind auch zahlreiche Wohnbauten typisch romanischer Bauart entstanden. Darunter tritt besonders der einfache Monumental bau der Probstei hervor, dessen Errichtung auf das Jahr 1251 angesetzt wird. Die ganz flache Stein fassade wird in Höhe des ersten Obergeschosses durch sechs charakteristische Biphoren aufgegliedert (Abb. 3). Aus etwa derselben Zeit stammt auch das ,,Haus der beiden Heiligen" mit breiter Öffnung im Erdgeschoß und Reliefs der beiden Heiligengestalten an einem Fenster im ersten Obergeschoß (Abb. 4). Außer diesen beiden charakteristischen Bauwerken rührt aus dem 13. Jahrhundert noch das später etwas umgebaute Eckhaus am Decumanus her sowie eine größere Anzahl von kleineren Objekten, die im 15. und in den folgenden Jahrhunderten umgebaut wurden. Von Denkmälern der sakralen Architektur hat sich die Kirche des hl. Franziskus erhalten. Sie ent spricht dem Tjrpus der einschiffigen Predigerkirche, wie er während des 14. Jahrhunderts von den Franziskanern in vielen Städten längs der Adriaküste verwendet worden ist. An der Stelle eines unter gegangenen spätantiken Sakralbaus wurde, wahrscheinlich im 13. Jahrhundert, ein kleineres Kirchen gebäude errichtet, das im 14. Jahrhundert in die in der Hauptsache heute noch bestehende Kirche umgebaut wurde. Der Turm stammt aus dem 18. Jahrhundert und etwa zur selben Zeit erhielt auch das Innere seine reich ornamentierte Stuckdecke. Nachdem die Franziskaner zu Beginn des 19. Jahrhunderts Porec und die Kirche aufgegeben hatten, wurde letztere in der zweiten Jahrhunderthälfte profanen

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2