4. Restaurierung von Werken der Malerei a) Fresken: Im sogen. Läuthaus der Stiftskirche zu Lambach', einem drei jochigen Raum mit Flachkuppeln hinter der barocken Orgelempore, entdeckte der Stiftsarchivar P. Pius Schmieder 1868 romanische Fresken in der Gewölbezone. Dargestellt ist die Nikopoia und der Zyklus der HI. Drei Könige in Anlehnung an das lateinische Magierspiel, mit Ausnahme einer stark zerstörten Szene an der Ostseite des nördlichen Kuppelraumes, welche als Darbringung Jesu im Tempel gedeutet wird (Abb. 47). Diese Gemälde wurden 1939 im Zuge einer Gesamt instandsetzung des Inneren der Kirche gereinigt und gesichert. Die damals schon festgestellte weißliche Schleierbildung über den Malereien'"'^ konnte jedoch nicht auf die Dauer beseitigt werden. Erst 1956 erfolgte die Entfernung des Schleiers und die Konservierung der Malereien durch Prof. Dr. Franz Wal liser®. Bei der Behandlung der Fresken ist man natürlich rein kon servierend verfahren. Bei den kleinen Fehlstellen (Haarrisse und abgefallene Stücke) wurde nur dort, wo sie stark störten, eine farbige Schließung in dem jeweils entsprechenden Lokalton vorgenommen, der aber gegenüber dem Originalbestand heller gehalten ist. Auf jede figurale Ergänzung wurde verzichtet, und die großen Fehlstellen sind im Hinblick auf den außer ordentlichen künstlerischen und dokumentarischen Wert des Altbestandes als solche belassen worden. Sie wurden mit einem feinen Neuverputz versehen, gegenüber den bemalten Flächen um eine Spur tiefer gesetzt und in einem leicht schummerigen indifferenten Ton so neutralisiert, daß ihre zu befürchtende Störfunktion nach Möglichkeit ausgeschaltet ist. 1957 und 1958 erfolgten "Untersuchungen des aufgehenden Mauerwerkes dieses sowie des darunter liegenden Raumes durch Prof. Dr. Fr. Walliser und den Referenten, welche zur teilweisen Freilegung figuraler und ornamentaler romanischer Fresken hinter den barocken Verstärkungsmauern geführt haben. Femer wurden im Bereiche ^ler unter dem sogenannten Läut hause liegenden Kirchenvorhalle Teile eines halb unter irdischen, figural und ornamental ausgemalten Raumes fest gestellt, welcher aller Wahrscheinlichkeit nach mit der West krypta des romanischen Erstbaues der Kirche identisch ist. Der freigelegte Raumteil mußte nach Sicherung der Malereien vorderhand wieder geschlossen werden. Seine Entdeckung erfolgte anläßlich der für die geplante Entfernung der barocken Verstärkungsmauern notwendigen Untersuchungsarbeiten über die Fundamentverhältnisse durch Arch. B. Reichhart und den Referenten. Die vorläufigen Ergebnisse machen sehr wahrscheinlich, daß der untersuchte Baukomplex die bereits von P. Schmieder vermutete romanische Westchoranlage der Kirche darstellt. ' Vgl. die Kurzberichte des Referenten über die 1957 u. 1958 durchgeführte Restaurierung, die Freskenfunde und Raum untersuchungen in: Linzer Kirchenblatt 13, 1957/35 vom 1. Sept. 1957; Christi. Kunstbl. 1957, H. 4, p. 26f., Abb. 29 u. 30; ebenda 1958, H. 1, p. 14, Abb. 11. In erster Linie auf das Eindringen von Stickstoffverbin dungen in den Raum (aus dem mit Fledermausexkrementen übersäten Dachboden über dem Läuthaus durch die Gewölbe öffnungen für die Glockenstricke) zurückzuführen. ® Die ständige Beobachtung der Fresken ergab, daß seit nun mehr über einem Jahr keine neue Schleierbildung aufge treten ist. Ihre Freilegung und Erforschung wird umfangreiche und zeit raubende Arbeiten erfordern. Es sei daher vorerst nur diese erste "Übersicht gegeben. Über Vorbereitung, Methode und Ergebnis des Vorhabens soll in einem eigenen Aufsatz Rechen schaft abgelegt werden. Auch das so aktuelle Problem der Datierung und kunstgeschichtlichen Ableitung dieses bedeu tenden romanischen Freskenbestandes wird einer näheren Untersuchung bedürfen. Anläßlich der Instandsetzung des Innenraumes der Pfarrkirche zu Rechberg im Mühlviertel wurde im Zuge von Entfeuch tungsmaßnahmen der Innenverputz abgeschlagen. Hiebei konnten an der Nordwand des Bauwerkes im unteren Teil Quadermauerwerk und darüber unter einem späteren Verputz spärliche Freskenreste mit der Darstellung von Köpfen über einem Friesband und Ganzfiguren mit Nimben in der unteren Reihe (wahrscheinlich Christus und die Apostel) festgestellt werden. Eine genauere Datierung ließ sich angesichts des ruinösen Zustandes nicht durchführen, doch kann gesagt werden, daß es sich hiebei um Malereien aus der Zeit um 1200 handeln dürfte. Im Gegensatz zu späteren chronikalischen Nachrichten beweist dieser Fund, daß das Langhaus der Kirche älter ist als der um 1520 neu gebaute Chor der Kirche. Die vorhandenen Gemäldereste waren allerdings so gering fügig, daß an ihre Konservierung nicht gedacht werden konnte, weshalb man sich nach ihrer Aufnahme zu einer Übertünchung entschließen mußte. Aus der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts stammen die Fresken im Ennser Frauenturm (Abb. 46), welcher seinerzeit eine Kapelle des anstoßenden gotischen Johanniterspitals besessen hat. Hier befinden sich Darstellungen der Passion Christi und verschiedener Heiliger in Ganzformat und in Medaillons. Sie waren stark verunreinigt und teilweise beschädigt. Prof. Fritz Weninger hat die 1911 durch Hans Viertelberger wieder entdeckten Fresken (sie wurden in der Barockzeit übermalt und anläßlich der Verwendung des Turmes als Mälzerei mehrmals übertüncht) gereinigt und konserviert sowie die teilweise starke Versinterung bekämpft. An der Südwand konnte fest gestellt werden, daß es sich bei den beiden weiblichen Heiligen um Dorothea und Martha und nicht, wie bisher angenommen, um Barbara und Margaretha handelt. Interessant ist der verschiedene Grad der Verblassung dieser Fresken, der wohl unter anderem davon herrührt, daß sie teilweise al secco übermalt waren. Schon weniger als die Fresken in der Göttweigerhofkapelle zu Stein weisen diese Malereien stilistische Verwandtschaft zu dem Kunstzentrum St. Florian auf, dessen ursprünglich wohl sicher vorhanden gewesene Monumental malerei heute nicht mehr erhalten ist. Immerhin ergeben sich Analogien zu der sehr bedeutenden Buchmalerei dieses Stiftes, die eine Datierung um 1320 vertretbar erscheinen lassen®. Der Raum hat derzeit keinen Verwendungszweck und wird von lokalen Stellen (Ennser Musealverein) betreut werden müssen. Ebenfalls aus der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts stammt das Gros der vorderhand teilweise freigelegten Fresken in der barockisierten Kapelle des Alten Schlosses in Steyregg. Die Malereien stellen dar: im Chor die Heiligen Georg und ® Wichtige Hinweise zur Datierung und kunstgeschichtlichen Einordnung werden Prof. Dr. O. Demus, Dr. J. Zykan und vor allem Dr. G. Schmidt verdankt. Vgl. G. Schmidt, Die gotische Malerschule von Stift St. Florian, in Mitteil. d. Gesellsch. für vergleich. Kunstforschung in Wien, 10, 1958, Nr. 3, p. 29ff. 6 Denkmalpflege
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