44. Inzersdorf, Filialkirche; Schöne Madonna, Zustand nach der Restaurierung 1955/56 (Detail) 45. Schauersberg, Wal 1 fahrtskirche, Gnadenmadonna vom Hochaltar, links gotische Kernfigur (1490) der barocken Ummantelung entkleidet, rechts barocke Ummantelung gebung erhalten mußte; aus dem Hannesen-Stöckl kam eine spätgotische Madonnenstatue in die Pfarrkirche zu Münz kirchen, wo sie nunmehr am Hochaltar Aufstellung ge funden hat; hier lag die Situation gerade umgekehrt: das Gesichtsinkarnat mußte nach vorhandenen Resten ergänzt werden, während die alte Fassung am Mantel und am Futter noch weitgehend erhalten war. Bei der Madonna in der Schillhubergutkapelle in St. Florian hingegen handelt es sich infolge Fehlens der alten Bemalung um eine fast vollständige Neufassung, auf welche schon zum Schütze des Objektes an exponierter Stelle nicht verzichtet werden konnte. Auch bei dem spätgotischen Hochrelief mit der Anbetung der hl. drei Könige in der Pfarrkirche zu Attersee mußte auf einen ähnlichen Kompromiß eingegangen werden. An der spätgotischen Plastik des hl. Leonhard aus der Friedhofs kirche zu Spital am Pyhrn erfolgte ebenfalls eine Festi gung und Neufassung nach vorhandenen Resten des Alt bestandes. Eine interessante Feststellung wurde bei der Restaurierung der barocken Madonnenstatue des Hochaltares der Wnllfahrtskirche zu Schauersberg (Abb. 45) bei Wels gemacht: die Plastik besteht aus einer gotischen Kernfigur (1480/90), vor die man im 18. Jahrhundert eine barocke Ummantelung gelegt hat. Die von der Denlcmalpflege geförderte ursprüngliche Absicht, die gotische Figur, welche zweifellos das alte Gnaden bild darstellt, zu restaurieren und auf die barocke Ummantelung zu verzichten, mußte aufgegeben werden, da das Pfarramt über Drängen der Bevölkerung, welche an die barocke Ma donnenstatue gewöhnt war, eine Zusage verweigerte^''. Es ist festzuhalten, daß auch letztere Lösung denkmalpfiegerisch akzeptabel ist, da die in Oberösterreich an sich seltene Um mantelung einer gotischen Plastik durch eine barocke selbst schon einen historisch gewordenen und somit denlanalwürdigen Zustand darstellt. An Restaurierungen barocker vSteinplastiken sind zu erwähnen: die Mariensäule in Wernstein, eines der bedeutendsten Objekte dieser Art in Oberösterreich, 1647 entstanden und ursprünglich bis zur Herstellung einer Bronzenachbildung (1667) in Wien auf dem Platz Am Hof; die 1667 von J. P. Spazzo geschaffenen Portalplastiken des Brückenturmes (Tassilo, Karl d, Gr., Heinrich II.) an der barocken Fassade des Traktes zum äußeren Stiftshof in Kremsmünster; ferner die barocken Brückenfiguren sowie die von Veit Königer geschaffene Dreifaltigkeitssäule vor der Kirche in Spital am Pyhrn. Auch der Vorschlag, die Kernfigur unter der barocken Ummantelung durch eine Kopie zu ersetzen und sie somit frei zu bekommen, drang leider nicht durch — interessanter Beleg für die bei der Landbevölkerung noch so starke unmittel bare (magische) Verbundenheit zum Kultobjekt.
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