Franz Stecher, der mit sechzehn Jahren nach Innsbruck kam (Schüler des Porträtisten Gebhard Flatz), um das Studium 1834 in der Akademie in Wien bei Kupelwieser fortzusetzen. 1838 wurde er Novize der Gesellschaft Jesu, verbrachte die Zeit von 1839 bis 1843 in Linz, trat 1844 in Innsbruck aus dem Orden aus, ging einige Jahre darauf nach Amerika; nach seiner Rückkehr starb er 1853 in Innsbruck. O. Benesch hat für das Buch, das außer der Monographie des Künstlers ein Werkverzeichnis enthält, das 143 Ölbilder, Fresken, Zeich nungen und Entwürfe umfaßt (vieles verschollen oder im letzten Krieg durch Bombenwirkung zerstört), eine aus gezeichnete und aufschlußreiche Einleitung verfaßt, die in drei Kapiteln den Künstler und sein Werk unter dem kunstgeschichtl ichen, geistesgeschichtlichen und psychologischen Aspekt behandelt. Diese allgemeine, von hoher Warte aus angestellte Betrachtung einesteils, die gründliche Bearbeitung des Themas (reiche Literatur- und Quellenangaben) andrer seits lassen den Band zu einer wertvollen Bereicherung der österreichischen Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts werden. W. Frodl Richard Milesi, Franz Wiegele, Oeuvre-Katalog von Elisabeth Reichmann-Endres, Buchreihe des Landes museums für Kärnten, geleitet von Gotbert Moro, zweiter Band, und: Leopoldine Springschitz, Arnold Clementschitsch, dritter Band derselben Reihe, beide Bände Klagen fürt. Es ist das Verdienst des Direktors des Kärntner Landes museums, Hofrat Dr. G. Moro, der kunstgeschichtlichen Forschung in Kärnten mit der,,Buchreihe" einen publizistischen Rahmen gegeben zu haben, der die Behandlung repräsentativer Themen in einer entsprechenden äußeren Form ermöglicht. Daß die ersten Bände nicht an weit zurückliegende Erschei nungen der Kunstgeschichte anknüpfen, sondern den bedeu tendsten Kärntner Malern der Gegenwart gewidmet wurden, zeigt, wie sehr man in Kärnten das Kunstschaffen der Ver gangenheit und das der Gegenwart als Einheit empfindet. Freilich weilen Anton Kolig und Franz Wiegele seit Jahren nicht mehr unter uns, und viele, zumal die J üngeren, betrachten ihre Malerei längst als ,,historisch". Sie gehört dennoch zur Kärntner Gegenwart, denn vieles von ihr — vor allem die ,,Farbe im Licht" — lebt in dem weiter, was seither gemalt worden ist. R. Milesi, der schon den Anton Kolig gewidmeten Band verfaßt hat, bewährt sich auch bei der Studie über die Kunst Wiegeies als ein gescheiter Autor, der die Zusammen hänge trefflich klarzustellen versteht. Besonders verdienstvoll das aus ihrer Dissertation hervorgegangene Werkverzeichnis von E. Reichmann-Endres. Leider vermögen die Farbtafeln eine nur unvollkommene Vorstellung von der farbigen Brillanz der Schöpfungen Wiegeies zu geben. Zu den Künstlerpersönlichkeiten, die aus Kärnten nicht mehr weggedacht werden könnten, zählt auch Aiuold Clementschitsch. Als sicherer, oft ein wenig zu routinierter Porträtist hat er sich einen ausgezeichneten Namen geschaffen. Darüber aber stehen (für die Kärntner Malerei der Zwanziger- und Dreißiger jahre) kühne Abstraktionen von hohem Stimmungsgehalt und farbigem Zauber (z. B. Feigenbaum, 1934, Österr. Galerie, Wien). Jene, die ihn besonders schätzen, werden in seinen frühen Bildern seine besten Leistungen sehen (Straßenbild, 1919, Der Ziegelwagen, 1922, Die Zigeunerin, 1922, alle in Kärntner Privatbesitz; Porträtskizzen aus den Zwanziger jahren). Während R. Milesi das Werk Wiegeies deutet, verfaßt L. Springschitz eine ausführliche Künstlermonographie über Clementschitsch, mit allen Vor- und Nachteilen, die einem solchen Unternehmen anhaften. Dankbar wird das Werk verzeichnis quittiert, dessen Zusammenstellung gewiß besondere Mühe gekostet hat. Die Farbtafeln entsprechen den Originalen weit besser als im vorigen Band. Wenn einDesideratum geäußert werden darf, so wäre es dies, ähnliche Bände auch den zu früh dahingegangenen Felix Esterl und Willi Zunk zu widmen. In einer repräsentativen Schau der Kärntner Malerei der neueren Zeit sollten ihre Werke nicht fehlen. W. Frodl Walter von Semetkowski: Graz. Ein Führer durch die Stadt und ihre Umgebung. Vierte, umgearbeitete und ergänzte Auflage, Graz 1957. 1910 war, wie der Verfasser im Vorwort ausführte, die erste Ausgabe dieses Führers erschienen, mit dem besonderen Zweck ,,an Stelle der in früheren Führern besonders gerühmten Bauten der Gründerzeit den Blick auf die alten malerischen Werte der Stadt hinzulenken". Damit war in Österreich wohl einer der ersten lokalen Führer geschaffen worden, der mit den Maßstäben maß, deren Grundlage die Historie und ihr Wirken im Ijebensbereich einer ehrwürdigen Stadt bildete. Die Liebe zu dieser Stadt und die in jahrzehntelanger be ruflicher Tätigkeit erworbene einzigartige Kenntnis ihrer Struktur und ihrer Funktionen, ihrer Denkmäler, selbst der verborgensten ihi'er zahllosen malerischen Winkel, haben den Verfasser befähigt, aus dem fast 200 Seiten starken Büchlein mehr als einen ,,Führer" werden zu lassen. Wir wünschten allen österreichischen Städten eine bei aller Kürze so erschöpfende Beschreibung. W. Frodl
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