Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

BUCHBESPRECHUNGEN Hans Riehl: Österreichische Malerei in H auptwerken, Verlag Kremayr und Scheriau, Wien 1957, mit 12 Farbtafeln und 79 einfarbigen Kunstdruckbildern. Wie der Autor im Vorwort betont, soll der Bildband die Hauptwerke der österreichischen Malerei weiten Kreisen zugänglich machen und durch ihre Interpretation den Sinn für die geistigen und künstlerischen Werte der abgebildeten Malwerke öffnen. Dieses Ziel ist nicht nur erreicht, sondern erweist sich nun, da das Buch vorliegt, als echtes Anliegen der kunst- und geistesgescbichtlichen Volksbildung, das von berufener Seite als Aufgabe erkannt und mit der reichen l^rfahrung des Autors in einer außerordentlich anregenden Weise bewältigt ist. Einer vertieften Kunstbetrachtung dient auch die instruktive Anlage mit seitenweiser Gegenüberstellung von Bild und Interpretation und mit allgemeinen Einführungen in die einzelnen Epochen, die in ihren geistigen, geschicht lichen und soziologischen Voraussetzungen eindringlich charakterisiert sind. Dem Kunstfreund wird so eine lebendige Beziehung zu den in Österreich beheimateten Schöpfungen der Malerei vermittelt — erfreulicher Weise mit Einschluß jener Gebiete, zu denen der Laie im allgemeinen schwerer einen Zugang findet: das Frühmittelalter als Beginn und das 20. Jahr hundert als Abschluß eines Längsschnittes, der die österreichi sche Kunst im weiteren Sinne des komplexen historischen Geschehens erfaßt. Die sorgfältige, auf die Zugänglichkeit der Originale Bedacht nehmende Auswahl des Bildmaterials, seine sinnvolle Gruppierung und die Qualität der Reproduktionen erhöhen die Wirkung des schönen und für die Methode der Kunsterziehung vorbildlichen Werkes. Erika Doberer Studien aus Wien. Herausgegeben vom Historischen Museum der Stadt Wien, Heft 5 der ,,Wiener Schriften", Wien1957. Die 16 Aufsätze, die der 272 Seiten starke, ausgezeichnet ausgestattete und mit 132 Abbildungen illustrierte Band (Kunstdruck) in sich vereinigt, gehen fast alle von Gegen ständen aus, die sich in den Sammlungen des Historischen Museums der Stadt Wien befinden. Weitgespannt sind denn auch, dem Charakter des Museums entsprechend, die Themen der Untersuchungen. Von besonderem Interesse für die Denk malpflege scheinen uns der Aufsatz A. Neumanns, ,,Zui' Entstehung von Vindobona", der sich mit der gegenwärtigen Fundsituation auseinandersetzt und zu dem Schluß gelangt, daß nur neue Bodenfun de ,,die derzeit unlösbare Frage nach der Lage des ältesten Lagers" werden beantworten helfen, und der Beitrag von A. May, ,,Kapitelkapelle und alter Chor des ehemaligen Wiener Minoritenklosters" zu sein. Anlaß zu dieser Untersuchung boten drei Schlußsteine, die bei der Demo lierung des Klosters aufgefunden wurden und sich seit 1901 im Wiener Historischen Museum befinden. Die Steine sind von bedeutender künstlerischer Qualität. An Hand zahlreicher Unterlagen, auch an Plänen, alten Photos und Ansichten, weist May die Herkunft der Stücke aus der Kapitelkapelle nach. A. May und E. Felmayer führen mit dem Aufsatz ,,Ein unbekannter Wiener Maler" ein Bild von A. Marzik vor (gest. 1812), das eine große Ansicht der Leopoldstadt von der Rotenturmbastei darstellt und hohes topographisches Inter esse verdient. Unter den vielen anderen sehr lesenswerten Beiträgen (z. B. E. Felmayer, ,,Der Maler Thaddäus Helbling und sein angebliches Mozartbildnis", F. Glück, ,,Ein Don JuanRelief von 1787", H. C. R. Laudon, ,,Ein neu entdecktes Bild Joseph Haydns", F. Glück, ,,Das Reisenotizbuch eines Wiener Dichters mit Zeichnungen von Moritz von Schwind" usw. usf.) ragt noch einer infolge der Seltenheit des behandelten Gegen standes und seiner Einzigartigkeit als kulturhistorische Quelle hervor. H. Kaut j^ubliziert ,,Ein Erinnerungsbuch von 1825 für die Wiener Kaufmannsfamilie Baumann", das sich seit 1916 im Besitz des Historischen Museums befindet. Fast die Hälfte der 81 Blätter des Albums enthält Darstellungen, die über die Lebensgewohnheiten einer Wiener Bürgerfamilie in herzlicher und sympathischer Weise Auskunft geben. Reizvoll die Blättei", auf denen die Wohnräume sehr originell so dar gestellt sind, daß ihr Grundriß, gleichzeitig aber auch, herunter geklappt, die Wände mit dem Mobiliar erscheinen. Wir können den ,,Studien aus Wien" nur recht bald eine Fortsetzung wünschen und dem Herausgeber gratulieren. W. Feodl Gemälde des historischen Museums Frankfurt am Main. Herausgegeben zum Jahrestag des hundertjährigen Bestehens der städtischen Gemäldesammlung im histori schen Museum, bearbeitet von Wolfram Prinz, Frank furt 1957. Ebenso arnbitioniert und sehr aufwändig ausgestattet, gewährt der vorliegende Band einen Überblick über die Geschichte der Frankfurter Städtischen Gemäldesammlung und über die wichtigsten Stücke ihrer Bestände. Die 1857 zum ersten Mal als Galerie ausgestellte Sammlung umfaßte in der Hauptsache die Bilder einiger Privatsammlungen, die als Stiftungen in den Besitz der Stadt gelangt waren und der Museumsgesellschaft, die den Bestand der aus den säkularisierten Kirchen und Klöstern Frankfurts stammenden Bilder verwaltet hatte. Dieser Kern ist naturgemäß seither durch Schenkungen und Ankäufe bedeutend erweitert worden. Es ist hier nicht der Ort, eine Beschreibung der im übrigen rühmlichst bekannten Gemälde galerie zu geben. Es verdient lediglich das hohe künstlerische Niveau der Bestände von den spätgotischen Tafeln der Dominikanerkirche bis zu Liebermann und Corinth hervor gehoben zu werden. Dazu kommen die vielartigen Bezüge, die zwischen den Bildern — ihren Themen, ihrer Herkunft, den Künstlern nach — und der Stadt Frankfurt bestehen. Eine nach Art, Umfang und Qualität charakteristische Sammlung, die mancher an Vergangenheit und in der Gegenwart ähnlich reichen Stadt als Muster dienen könnte. W. Frodl Martha Reinhart, Franz Stecher, mit einer Einleitung von Otto Benesch, herausgegeben vom Kulturamt der Stadt Linz, Wien-München 1957. Im Jesuitenkolleg zu St. Aiidrä i. L., im Aloisianum in Linz, in der Innsbrucker Jesuitenkirche und dem dortigen Servitenkloster, in der Linzer Maximilianskirche und an einigen anderen Orten findet sich eine Reihe von Bildern nazarenischen Ge präges, die über das gewohnte geringe Maß der damaligen Kirchenmalerei hinausgehen und, etwa in der ,,Vision des hl. Franz de Hieronymo" (Linz, Maximilianskirche), eine eigen artige, wenn nicht eigenwillige Künstlerpersönlichkeit ver raten. Der Maler ist der in Nauders in Tirol 1814 geborene

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