Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

Verarbeitung umfangreichster Materialien, Reisenotizen, Tage büchern usw. verwendet worden ist, mit dem Museum zusammenhängen bzw. von diesem ausgehen. Die Hirschegger Rauchstube, die noch P. Rosegger bei einem Museumsbesuch zu stiller Einkehr einlud, ist sozusagen das Symbol der jahre langen, auf den Untersuchungen von Karl Rhamm fußenden Bearbeitung dieses Sachgebietes zu völliger Klärung. Die Trachtengalerie begleitet das große Werk des ,,Steirischen Trachtenbuches", das, von den Vorarbeiten Konrad Mautners ausgehend, den großen Stoff durch die exakten Methoden des historisch geschulten Volkskundlers meisterte und dabei auch ins Leben wirkte, nicht nur durch den Kampf gegen die Verkitschung echter Tracht auf Bühne und Film, sondern vor allem durch die Beratung, welche Formen besonders der Frauentracht auch heute noch durch Anpassung an gegen wärtige Erfordernisse weiter gepflegt werden können. Als drittes Symbol wirkt die Gestaltung der Neubauten im Museumsbereich: Stöckl, Galeriebau und Heimatsaal trennen ihn deutlich von der benachbarten Palmburg, einem Renais sancebau, der seinerzeit ebenfalls dem Krankenhaus gedient hat und heute das Bezirksgericht Stadt Graz (Strafsachen) beherbergt. Die Baugestalt dos Ganzen schließt sich in klaren Formen und wohlgebildeter Bedachung ohne jeden Historis mus dem alten Klosterkomplex an und ist ein lebendiges Beispiel für heimatliche Bauweise im besten Sinne, wie sie Gerainb in der nach dem zweiten Weltkrieg veröffentlichten ,,Steirischen Landbaufibel" als Bekenntnis zu dem Gedanken des ,,Heimatschutzes" vertreten hat. Auch soll nicht vergessen werden, welche wertvolle Hilfe Geramb der staatlichen Denk malpflege bei der im ersten Weltkrieg vorgeschriebenen Ablieferung der Zinngeräte und der Kirchenglocken geboten hat, hauptsächlich in dem ihm von seiner Jugendzeit her besonders vertrauten obersteirischen Murgebiet. Wieviel guter Rat bei der Errichtung bzw. Umgestaltung von Kriegerdenkmalen nach dem zweiten Weltkrieg unter seiner geistigen Führung wirksam geworden ist, kann nur der ermessen, dem die geringe Auswirkung der vom Verein für Heimatschutz während des ersten Weltkrieges verlegten Flug schrift gleicher Zieh-ichtung zum Leidwesen aller um bessere Erfassung der Aufgabe bemühten Kreise und Kräfte bekannt ist. Hier haben die Erkenntnisse des Historikers über die ,,Flurdenl?male" der Heimat im Stillen mitgesprochen^. Wir nehmen Abschied von einem Menschen, dessen Leben sich trotz mancher harter Widrigkeiten — auch von der Gesund heit her — doch erfüllt hat. Neben den sichtbaren Dauer leistungen, auch den zahlreichen gedruckten Weiken, steht aber ein viel Tieferes: Das Wirken auf Herz und Gemüt durch den Ruf zur Heimat und ihren auch heute noch nicht erstorbenen Kräften. Mahnend, kündend und erschließend! Hier hat auch die Denlnnalpflegc innigst zu danken und ein Vermächtnis zu wahren. W. Semetkowski ^ Unter den Widmungen an Viktor Geramb ist neben der des 3. Bandes der ,,Steirischen Geschichte" durch Hans Pirchegger die von Hanns Koren und Leoyjold Kretzenbacher mit dem Titel ,,Volk und Heimat" 1949 herausgegebene ,,Festschrift" wichtig, in der der ausgedehnte Schüler- und Freundeskreis herzlich und sachlich zu Wort l^onimt. EMIL LADEWIG f Der am 30. September 1957 nach längerer Krankheit ver storbene Baurat Dipl.-Ing. Ai'chitekt Emil Ladewig war ein Vierteljahrhundert lang ein fleißiger Mitarbeiter des Bundesdenkmalamtes und hat mit künstlerischem Takt und Ein fühlungsvermögen zahlreiche bauliche Restaurierungen beson ders in Wien, Niederösterreich und im Burgenlande geleitet. Er war der Sohn des in der Zeit der großen Bautätigkeit der Ringstraße (1858-1888) aus Aachennach Wien eingewanderten Franz Wilhelm Ladewig, der es hier durch Können und Fleiß zum k. k. Hofdekorationsmaler und zu Ansehen und Wohl stand gebracht hatte. In einem stattlichen Biedermeierhaus auf der Wieden wuchs der am 2. Juni 1884 geborene Sohn Emil, umgeben von wertvollen alten Möbeln, Plastiken und Gemälden, heran und zeigte schon frühzeitig ein vom Vater ererbtes zeichnerisches Talent. Nach dem Besuch der Real schule studierte er an der Architekturfakultät der Technischen Hochschule in Wien unter Prof. Karl König, der den begabten und strebsamen Hörer sehi* schätzte. Ladewig erlangte 1909 das Ingenieurdiplom und trat sogleich in die Dienste der niederösterreichischen Statthalterei. Aber schon 1910, noch imter dem Präsidenten Baron von Heilert, wurde der Bau adjunkt des niederösterreichischen Staatsbaudienstes Emil Ladewig in die Technische Abteilung der k. k. Zentral kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale übernommen und hier zum Assistenten in der 10. Rangklasse der Staatsbeamten ernannt. An dieser Stätte, die seit 1920 Bundesdenkmalamt heißt, hat Ladewig dann unter den Präsidenten Franz Prinz von und zu Liechtenstein und Dr. Fortunat von Schubert-Soldern, nur unterbrochen durch die Kriegsdienstleistung (1914—1918) während des ersten Weltkrieges, bis zu seiner Versetzung in den dauernden Ruhestand — er war vorher einige Jahre mit Wartegeld beurlaubt gewesen — am 1. Jänner 1938 gewirkt. Unter den vielen Arbeiten, die der im Laufe der Jahre zum Oberstaatskonservator vorgerückte und mit dem Titel eines Baurates ausgezeichnete Architekt Ladewig als Denkmalpfleger geleistet hat, sei nur der gelungene große Um- und Ausbau des Schlosses des Deutschen Ritterordens in Gumpoldskirchen erwähnt, den Ladewig in den Jahren von 1930 bis 1932 durch führte. Erfolgreich hat er sich auch an denkmalpflegerischen und städtebaulichen Preisausschreiben beteiligt. So erhielt er mit seinem Entwürfe für die künstlerische Wiederinstandsetzung des Trautson-Palais und des an den Bau angeschlossenen ehe maligen architektonischen Gartens den ersten Preis. Schwere, kaum überwindbare wirtschaftliche Hemmungen haben freilich bis heute die Realisierung dieses Projektes verhindert. Baurat Ladewig war eine ideale Künstlernatur, die sich auch in bemer kenswerter Weise in dichterischen Schöpfungen äußerte. Er war in seinen gesunden Tagen ein von Frohsinn sprudelnder Gesellschafter, ein witziger Stegreifsänger und begabter Imitator bekannter Schauspieler und Sänger. Vor allem war er ein treuer und beliebter Kamerad seiner Amtskollegen, ein braver Diener seines Amtes und ein einwandfreier Charakter. Karl Ginhart

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