Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

OSKAE RaSCHATJER DIE OEANGERIE ZU SCHÖNBRUNN In Polgen der Österreichischen Musikzeitschrift^ berichtet Prof. Otto Erich Deutsch über große glanz volle Veranstaltungen des Wiener Hofes im Orangeriegebäude des Schlosses Schönbrunn, die am 6. Peber 1785 und 7. Peber 1786 stattgefunden hatten; 1786 war dabei auch Mozart beteiligt gewesen. Der Verfasser dieser Aufsätze ist überrascht, die Orangerie in den zahlreichen Veröffentlichungen über Schönbrunn kaum erwähnt zu finden, zudem konnte das Gehäude dortselbst von ihm als Außenstehenden erst nach einigen Mühen aufgefunden werden. Gewiß, nirgendwo in der Literatur sind bedeutungs vollere geschichtliche Daten üher die Orangerie wie über ihre Entstehung, Errichtung, Erhaltung oder ihren Erbauer zu erfahren, wie es anderseits bei der gewaltigen Ausdehnung des Gebäudes kaum verständlich erscheint, völlig übersehen werden zu können. Kaum ein anderes Denkmal der Architektur dürfte ein so allgemeines und ungeteiltes Interesse wie unser prächtiges und dabei so liebenswürdiges Schloß Schönbrunn mit allen seinen Anlagen für sich in Anspruch nehmen können und dennoch, wie wenig ist über das Glanz- und Reizvolle der herrlichen Schöpfung noch bekannt. Vielleicht erklärt das Widerspruchsvolle einigermaßen die Tatsache, daß eingehendere Porschungsarheiten über das Bau geschichtliche dieses einzigen Kunst- und Kulturdenkmales erst im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts einsetzen konnten^ und daß das Kaiserschloß erst seit vierzig Jahren für diesen Zweck ungehindert zugänglich ist. Im folgenden soll zur Klärung des Baugeschichtlichen der Schönbrunner Orangerie einiges von den Versäumnissen der vergangenen Zeit nachgeholt werden. Die Orthchkeit, wo sich das mächtige Orangeriegebäude befindet, mit den anschließenden Orangerie gärten kann als das Ursprungsgebiet für die gärtnerischen Anlagen und die Gartenwirtschaft Schönhrunns bezeichnet werden. Dieser näher dem Wienfluß zu gelegene Teil Schönbrunns, den vorwiegend diluviale Schotter bedecken, wies wohl nicht den für gärtnerische Kultur geeignetsten Boden auf, doch mag der Vorteil der Nähe der Wohngebäude, das reichlichere Vorhandensein von Wasser und die gegen Hochwässer besser geschützte Lage ursprünglich zur Wahl dieser Ortlichkeit geführt haben. Außer durch Brunnen, die reichlich durch Grundwasser vom nahe vorbeifließenden Wienfluß gespeist wurden, beförderte später in der Zeit Maria Theresias eine Wassermaschine Wasser aus dem nahen Mühlgraben in die Orangeriegärten. Schon im Lustgarten des alten Schönhrunn, das 1683 durch die Türken zerstört worden war, ließ man der Pflege von Orangenbäumen und fremdländischen Gewächsen besondere Sorgfalt angedeihen. Auch der Lustgarten des 1696—1700 neu erbauten Schlosses Schönbrunn Kaiser Josephs I. besaß eine Orangerie; von dem Zeitgenossen Volkamer wird 1714 der Lustgarten von Schönbrunn als einer der berühmtesten unter den deutschen und italienischen Gärten gepriesen, und erwähnt, daß in ihm die edle Orange gezogen werde'! In der Albertina befindet sich ein Stich von der damaligen kaiserlichen Orangerie in Schönbrunn, der in kreisförmiger Anlage um eine Pontäne über 300 Orangenbäumchen aufgestellt zeigt (Abb. 26). Wo sich diese damals zu Schönbrumi befand, ist nicht bekannt, wahr scheinlich war sie aber auch schon an der Stelle oder in der Nähe der heutigen Orangerie angelegt. Es könnte kaum ein anderer als dieser im östlichen Teil Schönbrunns gelegene Ort in Präge kommen, da sich gegen Westen vom Hauptgebäude des Schlosses der Pasan- und Tiergarten, gegen Süden das Gartenparterre und gegen Norden das Ufergelände des Wienflusses hinzog. Die Kultur fremdländischer Gewächse bildete besonders zur Zeit Kaiserin Maria Theresias einen Haupt zweig der Hofgartenwirtschaft. Pläne vom Schloß Schönbrunn aus den Vierzigerjahren des 18. Jahr hunderts zeigen bereits an der Stelle der heutigen Orangerie ausgedehnte Gebäudeanlagen, die offenbar den genannten Zwecken dienten. Der Schloßhauptmann von Würz, der am Beginn der Regierung der ^ österreichische Musikzeitschrift. Jahrg. 1954, Heft 2, und Jahi'g. 1957, Heft 10. ^ Quirin Leitner, Monographie des Schlosses Schönbrunn. Wien 1875. ^ Johann Christoph Volkamer, Hesperides oder Gründliche Beschreibung der Edlen Citronat-Citronen und Pomeranzen Früchten, Bd. 2, Nürnberg 1714.

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