% 'V-v. N - 21. Neukirchen am Ostrong, Pfarrkirche, spätgotischer Altarschreiii aus Fragmenten zweier Altäre zusammengesetzt Anknüpfend an den ersten Bericht sollen nun von einigen Plastiken aus dem Waldviertel alle jene Einzelheiten mitgeteilt werden, welche im Zuge der Restaurierung festgestellt werden konnten. Die Madonnenfigur aus Flachau bei Döllersheim (Abb. 17, 18, 20) brachte die Überraschung, daß sie ein deutig mit dem Jahr 1500 datiert war, und es erscheint nicht ausgeschlossen, daß sie aus derselben Werkstatt hervorgegangen ist, der die schönen Figuren der Pfarrkirche Neukirchen am Ostrong entstammen. Die etwa 170 cm hohe Figur fällt durch die freie und großzügige Behandlung des Falten wurfes auf, zu der die ein wenig derbe Ausbildung des nackten Kindes in Kontrast steht. Die Draperie der schlanken Madonnenfigur ist tief unterschnitten; im Kleid zeigt sich das Motiv parallellaufender Falten, die sich über der Standfläche knicken, der Mantel weist jene großen lappigen Formen auf, welche einerseits eine tiefe Unterschneidung notwendig machen, anderseits durch dieselbe bedingt sind. Der Schleier ist nur ein schmales Tuch, das lose über dem herabfallenden Haar liegt und dessen rechtes Ende unter dem Kind hervorkommt, das danach mit seiner linken Hand greift. Bei der Freilegung der gotischen Fassung zeigte sich der Mantel in Gold mit bergblauer Innenseite, am Rande mit goldenen Ranken. Die Restaurierung bot insofern Schwierigkeiten, als nach der Abdeckung be sonders im Inkarnat immer wieder Blasenbildung auftrat. Die Figur ist teilweise hohl; wie so oft läßt sich an derRückseite ein Deckel abheben, der in das offene fallende Haar genau eingearbeitet ist (Abb. 17). Im Hohlraum befand sich eine kleine Spanschachtel, die neben Reliquien ein Papier mit der Datierung enthielt. Aus dem Text geht hervor, daß Abt Wolfgang von Zwettl die Figur am 6. Juni 1500 geweiht hat (Abb. 19). Es ist immerhin bedeutsam zu wissen, daß die Figur gerade zur Jahrhundertwende ent-
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