M'»n \l\ i|lj , lU I ' m -V-AiIiii-l gar jenseits der Kirchengrenze. Formtraditionen des abendländischen Mittelalters konnten in Ungarn und Rußland schneller überlagert und abgelöst werden. Es ist sehr bezeichnend, daß sich die deutsche Baukunst gegenüber den zunächst nur durch graphische Vorlagen vermittelten ,,fremden" Schmuck motiven erst dann aufnahmewillig zeigte, als Italien die kurz vor der Wende zum Cinquecento wieder entdeckte Groteske anzubieten hatte: ein aus dem anti-klassischen Geist der Antike geborenes Ornament, das der absterbenden Drolerie des Nordens wesensverwandt erscheinen mußte. Und ebenso bezeichnend bleibt die Feststellung, daß die von der deutschen Architektur aufgenommenen Impulse aus dem Süden überall dort entsprungen sind, wo die Errungenschaften der toskanischen Renaissance bereits eine dem Norden entgegenkommende Umbildung erfahren hatten. In der Lombardei waren das vor allem die Bauten und Dekorationen des Amadeo-Kreises, in Venedig die Werke der Lombardi. Man wird aber auch außerkünstlerische Faktoren mit in Betracht ziehen müssen. Schon Binder hat davor gewarnt, den Humanismus als unmittelbaren Antrieb für die Aufnahme südlicher Formen in der deutschen Kunst zu überschätzen (Holbein d.d., 1951, S. 20); der Stil der Ulmer Boccaccio-, Aesop- und Terenz-Illustrationen erweist die Berechtigung solcher Zweifel zur Genüge. Die religions politische innere Aufspaltung Deutschlands und Österreichs im 16. Jahrhundert hat es dann auch nur zu einer betont einseitigen Förderung des italienischen Einflusses kommen lassen. Denn während der katholische Auftraggeber mit der bewußten Entscheidung zum ,,römischen" Stil den päpstlichen Machtanspruch repräsentativ zum Ausdruck bringen konnte (z.B. die äußere Umgestaltung des Domes in Halle/Saale durch Kardinal Albrecht von Brandenburg 1524 als Reaktion auf die Vorgänge im nahen Wittenberg; Abb. 16), wurde auf protestantischer Seite zusammen mit der italienischen Form zunächst auch der italienische Künstler abgelehnt. Erst in der zweiten Jahrhunderthälfte — etwa gleichzeitig mit verstärkten Einstrahlungen aus den Niederlanden — überflutete eine erste breitere Comaskenwelle deutschen Boden. Das geschah, nachdem der Augsburger Religionsfriede eine kurze Ära gegenseitiger Duldung zwischen den Glaubensparteien herbeigenötigt und die Nürnberger Rivius-Vitruv-Ausgabe (1548) das Signal zum Durchbruch des nordischen Manierismus gegeben hatte. Ahhildwigsnachweis: Dr. Nicolo Rasmo, Bozen: Abb. 11, 12; Prof. Dr. Victor Lasareff, Moskau: Abb. 13,14; Prof.F, Mali,Palermo: Abb. 15; Walter Danz, Halle a. d. Saale: Abb. 16.
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