Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

N X'.'- 13, Moskau, Hauptportal der Uspenskij -Kathedrale (Maria Himmelfahrt) im Kreml, erbaut 1475—1479 von Aristotele Fieravanti 14. Moskau, Kreml, Spasskaja Baschnia (,,Erlöser-Tor" oder ,,Heilige Pforte"), erbaut 1491 von Pietro Antonio Solari; Glockenturm-Aufbau 1626 saS Ii ■ I es nach Ausweis der Akten wiederum Comasken waren, die um 1490 für die spätgotische Pfarrkirche von Sanzeno in Ital.-Südtirol (erb. seit 1472) auf Verlangen der Gemeinde ein pseudoromanisches Westportal im Typus des rundbogigen Stufenportals mit drei eingestellten Säulen errichteten (Abb. 11 und 12) — ein bemerkenswertes Beispiel auch für die bisher vorwiegend in bildlichen Architekturdarstelhmgen verfolgte Wiederaufnahme romanischer Bauformen um 1500 (vgl. darüber zuletzt P. Halm, Münchner Jb. d. bild. Kunst 1951, S. 127ff., bes. S. 153f. Abb. 5 und 8). Hat die Erfassung des einschlägigen Denkmälerbestandes in Italien Klarheit über das Wesen der comaskischen Kunsttätigkeit gebracht, so blieb es den ausländischen Referenten vorbehalten, durch das Aufdecken der Wanderwege dieser Meister den Wirkungsradius der zu Beginn der Neuzeit weit über die Grenzen des Heimatlandes hinausdrängenden Strahlkraft auszumessen. Unversehens war damit zugleich die übergeordnete Frage nach den Aufnahmebedingungen südlicher Bau- und Deko rationsformen gestellt. Denn es zeigte sich, daß einerseits nicht überall in Europa Comasken es waren, die als erste Herolde der neuen Form erschienen sind, und daß andererseits der terminus a quo für die einzelnen Territorien recht unterschiedlich anzusetzen ist. Vorweggenommen: Der deutsche Sprachraum, obgleich dem Mutterland der italienischen Wander künstler unmittelbar benachbart, hat ihnen zuletzt die Tore geöffnet. Zwar ist der Einfluß südlicher Bau- und Schmuckformen bereits um 1500 festzustellen und im Bereich der höfischen Porträtkunst werden zur gleichen Zeit schon die ersten Italiener über die Alpen gerufen (Adriano Fiorentino, Jacopo de' Barbari), aber ein breiterer Einstrom der anderwärts längst beschäftigten Baukompanien aus dem Süden ist in Deutschland nicht vor dem vierten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts nachzuweisen (Dresden, Landshut). Desgleichen in Österreich, das nach den Türkenwirren erst mit der Erhebung Wiens zur Residenz (1533) wieder Boden gewinnt für neue repräsentative Bauvorhaben; kaum früher tauchen Comasken in Böhmen und Schlesien auf (Belvedere in Prag, Schloß Brieg). Schlagartig verändert sich jedoch diese geschichtliche Situation, sobald man den Blick ost- oder westwärts wendet. Die erste aus dem Quattrocento überhaupt bisher bekanntgewordene Berufung eines italienischen Architekten ins Ausland erfolgte 1409 nach Ungarn: Manetto Ammannatini, gen. Manetto da Firenze. Die von ihm erbauten Kirchen und Paläste, die der Florentiner Diplomat Rinaldo degli Albizzi 1426 bewunderte, sind nicht erhalten; man weiß aber, daß unter König Sigismund weitgehende künstlerische Beziehungen zur Toskana gepflegt wurden. Matthias Corvinus, der mit den Sforza in lebhafter Verbindung stand,

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2