_322»- trf 11. Sanzeno (Südtirol), Pfarrkircbe, 1472 beg., Westfassade und Portal 1486—1493 f ' A 12. Sanzeno (Südtirol), Pfarrkircbe, Westportal, Detail "'j Knotenpunkte dieses Netzes bildeten die oft eng benachbarten Herkunftsorte im lombardischen Seen gebiet ; allein in Carona, einem damals kleinen Dorf bei Melide gegenüber von Bissone am Lago di Lugano, waren neben den soeben genannten Familien Aprile und Pilacorte auch die Lombardi, Molinari, Solari und della Scala beheimatet. Ab etwa 1460 sind ganze Gruppen lombardischer Bildhauer in Rom anzutreffen, schon seit den ersten Dezennien des Quattrocento arbeiteten zahlreiche Comasken neben toskanischen Steinmetzen in Venedig. Die entscheidende Verschmelzung oberitalienischer und toskanischer Formelemente, die 1470—1490 zur Ausprägung der als typisch venezianisch geltenden Frührenaissance-Architektur in der Lagunenstadt führte, geschah unter maßgeblicher Beteiligung des gebürtigen Luganesen Pietro Lombardo. Alle diese Beobachtungen drängen die Frage nach dem Vorhandensein eines ,,ComaskenStiles" in den Vordergrund. Ausgehend von der toskanischen Plastik des Duecento hat Schmarsow bereits 1890 dasselbe Problem angerührt (St. Martm von Lucca, Ital. Forschgn. z. Kunstg. I) und seine Hypothese einer ,,Schule" von Como gegen die Einwände v. Tschudis und Swarzenskis vergeblich durchzufechten versucht (Rep. f. Kunstw. XIV, SlOff.; XV, 170ff.; XXVIII, 168). Die Kongreßbeiträge von Varenna haben nun eindeutig erwiesen, daß sich auch in der beginnenden Neuzeit die Situation nicht grundlegend verändert hat. Die weitgereisten maestri comacini waren keineswegs Träger einer eigenen, stilistisch faßbaren Schultradition, selbst wenn man den engeren Begriff der Lokalschule auf ein allgemein lombardisches Gepräge ausweiten wollte. Im Gegenteil: Handwerkliche Fertigkeit bis zur technischen Virtuosität und formale Anpassungsfähigkeit bis zur völligen Verleugnung des eigenen ambiente kennzeichnen die Werke dieser artisti dei laghi, deren stets kompromißbereite und einfühlsame Hingabe an den genius loci oder Auftraggeber sie zu ebenso geschmeidigen wie gefürchteten Konkurrenten im Baugewerbe hat werden lassen. Daß ,,comaskisch" nur die Provenienz des Ausführenden, nicht das künstlerische Profil seines Schaffens bezeichnen kann, wird symptomatisch deutlich in den Werken des Antonio Medaglia ,,lapicida de Pelo superiori Vallis Intelvi Cumensis", der 1524 für den renaissance freudigen Kardinal Bernardo Clesio in Trient S. Maria Maggiore nach dem Mantuaner Alberti-Vorbild S. Andrea erbaute und ein Jahrzehnt später in der unweit Trient errichteten Kirche von Civezzano ,,gotische" Rippen unter die Wölbschale stukkierte. Mag solche Disponibilität auch durch die Wünsche der Bauherren erzwungen worden sein, so setzt sie doch eine Wandlungsfähigkeit voraus, die geradezu als Charakteristikum der maestri comacini angesprochen werden darf. Es befremdet daher nicht, daß
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