Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

wurde. Außer diesen umfangreichen Schutzmaßnahmen wurde eine größere Anzahl von kleineren vorgenommen, die sich bei leichtbeschädigten Objekten auf Dachausbesserimgen, bei den schwer beschädigten auf eine provisorische Festigung bis zur endgültigen Instandsetzung beschränkten. Das zweifellos schwierigste Problem bietet die Verletzung der urbanistischen Grundstruktur der Stadt. Deshalb wurden umfassende Untersuchungen und Studien durchgeführt, die von der geodätischen Gesamtaufnahme der Stadt und architektonischen Aufnahmen der Einzelobjekte bis zu archäologischen Grabungen reichen, so daß das umfangreiche Belegmaterial eine zureichende Grundlage zum Studium des Problems und zu seiner Lösung bildet. Die Assanation ist durch eine Wiederbelebung des historischen Stadtkerns, durch Bereinigung und Säuberung innerhalb der ursprünglichen Häuserblöcke, der ,,insulae", und soweit möglich, durch deren Wiederherstellung vorgesehen. Dazu kommen Instandsetzung, Ausbesserung und Adaptierung der vorhandenen wertvollen Bauwerke und, wo nötig, auch der Ausbau neuer Häuserblöcke. Auf alle Fälle ist die neuerliche Schließung des südlichen Weichbildes der Stadt durch ein geeignetes Objekt erforderlich, das zwar modern sein, sich aber in seinen Größenverhältnissen und in seiner Gesamtstruktur dem Charakter des historisch gewachsenen Stadtbildes harmonisch einfügen muß. Größere Schwierigkeiten bietet das Problem, das der durch den Einsturz eines ganzen Häuserblocks entstandene große Leerraum an der Kreuzung des Cardo und des Decumanus aufwirft. Die Lösung wird wohl in einer Wiederherstellung des Laufes des Cardo und des Decumanus sowie in einer Ausgestaltung des Leerraums zu einem Stadtplatz durch Verringerung seines Umfangs bestehen. Für die Wiedergutmachung des Schadens im nördlichen Stadtteil im Bereich der St. Franziskus-Kirche besteht bereits eine Lösung. Hier soll der Bau neuer Objekte den ursprünglichen Verlauf der Straßenzüge wiederherstellen. Geplant sind Wohnbauten moderner Bauart, die jedoch durch ihre Linienführung das alte Straßenbild herstellen und in ihre Umgebung hineinpassen. Das Gelände nördlich der Kirche soll nicht ausgebaut, sondern mit Grünflächen ausgestattet werden, was auch historisch gerechtfertigt ist. Für das beschädigte neuere Objekt, dessen Abmessungen den bestehenden Maßstäben nicht ent sprechen, ist eine Verringerung des Umfangs vorgesehen. Der ehemalige Sitzungssaal des Landtags in der Franziskus-Kirche soll zu einem Festsaal für kleinere Veranstaltungen umgestaltet werden. So sieht der neue urbanistische Plan, der sich in Ausarbeitung befindet, eine Gesamterneuerung der Stadt vor. Der große hiezu erforderliche Aufwand an Zeit und Mitteln wird weniger ins Gewicht fallen, wenn die Durchführung nach Maßgabe des allmählichen Auflebens der Stadt schrittweise erfolgt, wozu alle Voraussetzungen gegeben sind. Ein Vorgehen, das zudem den echten historischen und künstlerischen Werten volle Beachtung schenkt, ohne dabei von einer modernen Formgebung bei seinen eigenen Bauvorhaben abzusehen, wird zur Heilung der schweren, der Stadt zugefügten Wunden beitragen und die Voraussetzung dafür schaffen, daß unsere Zeit weiterbauen kann an dem, woran ungezählte Jahrhunderte in ununterbrochener Folge gewirkt haben^. ^ Die grundlegende Dokumentation zum Studium des städtebaulichen Problems von Porec, die auch für diesen Aufsatz benutzt ■wurde, befindet sich in der auf Veranlassung des jugoslawischen Denkmalpflegeamtes verfaßten Studie von Dr. Milan Prelog: Porec — grad i spomenici (Porec —■ die Stadt und ihre Denkmäler), Belgrad 1957 (im Verlag der Bundesanstalt für Denkmal schutz). Außer anderem Belegmaterial enthält diese Publikation auch eine umfassende Bibliographie der sich auf die Geschichte der Stadt und auf ihre Denkmäler beziehenden Literatur. Ahhildungsnachweis: Bildarchiv der österr. Nationalbibliothek: Abb. 8; alle übrigen Aufnahmen Denkmalamt Rijeka, Jugoslawien.

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