Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

gearbeitet hatte. Bis 1945/46 war im Besitz des Stiftes ein Modelletto Sandrarts, das fast die gleiche Komposition wie die Figurengruppe in der unteren Zone bei unserem Gemälde aufwies. Es fehlt jedoch rechts von Maria der hl. Josef mit der Lilie, und die Gruppe um Maria ist ganz nach links gerückt und steht so kompositorisch im Gleichgewicht zur Gruppe um den Hohenpriester Zacharias und die drei musizierenden Engel. Da dadurch die Stellung des hl. Johannes besonders hervorgehoben wurde, könnte angenommen werden, daß ursprünglich das Gemälde für die Pfarrkirche bestimmt war, welche den beiden Johannes geweiht ist und erst dann für die Kapelle des Spitals (dem hl. Josef geweiht, 1676—1678 unter Abt Plazidus erbaut) zurechtgerichtet wurde. Daraus könnte sich die Unausgewogenheit der Gesamtkomposition ergeben haben und ursprünglich von Sandrart größer geplant, wurde das Bild vielleicht noch von ihm für den Altar zurechtgeschnitten. Bei der josephinischen Auflösung, so geht aus der Regierungs verfügung, Linz 1789, hervor, kam es in das Stift, wo es sicher nur im Raum des Sommerchores einen Platz hatte finden können. Bei der Wiedereinrichtung der ehemaligen Pfarrkirche als Friedhofskirche 1870/71 wurde es an der Wand auf der Seite der Sakristei aufgehängt. Aus dieser Zeit dürfte auch die eingreifendste Restaurierung, die Rentoilage und die aus gedehnten Übermalungen stammen. Bei unserer Restamierrmg mußten vor allem im oberen Drittel die Fäkalien der durch die Fernster ein- und ausfliegen den Vögel entfernt werden, die leider meist bis zum Grund gehende Verätzungen der Farbschichten verursacht hatten. Diese Verätzungen zeigten sich in Form 2—5 cm großer, dunkler Flecke, die große Partien des Bildes ganz dicht bedeckten; dadurch wurde, auch aus großer Entfernung gesehen, der Charakter der Farbtöne stark verfälscht. Der sehr harte und gegilbte Leinölfirnis und die Übermalungen konnten im wesentlichen durch Schaben oder mit einem Gemenge von Alkohol und Terpentin, also mit den üblichen Mitteln, ab genommen werden. Neben stellenweiser starker Muschel bildung von der Grundierungsschicht aus zeigte die Leinwand zwei große, quer über das ganze Bild laufende Risse und ebenso zahlreich vertikal laufende Risse. Nach Entfernung der alten Rcntoilage wurde die Rückseite der originalen Leinwand unter gleichzeitiger Tränkung mit einer Emulsion (Wachs und Harz in Torpentin gelöst) gebügelt, um die muschelförmig aufge stellte Färb- und Grundierungsschicht zu glätten. Schließlich wurde mit einem Harzwachsgemenge eine neue Leinwand auf gezogen. Fehlende Gewebeteile wurden eingesetzt, fehlende Grundierungsschichten ausgekittet; die den Gesamteindruck störejiden Fehlstellen wurden retuschiert. H. Kortan Abbüdungsnachweis: Bundesdenkmalamt (Fotoarchiv): 195; Bundesdenkmalamt (E. Mejchar): 196—198. NACHTRÄGE Anmerkung 12 zu: Gerhard Schmidt, Das Marienlympanon der Wiener Minoritenkirche als Quelle für deren Baugeschichle, S. 119—121: Erst nach Abschluß der vorliegenden Notiz erschien die Studie von Alfred May über „Kapitelkapelle und alter Chor des ehemaligen Wiener Minoritenklosters" (Wiener Schriften, Heft 5: Studien aus Wien, Wien 1957, S. May publiziert drei Schlußsteine, deren Herkunft aus den Gewölben der Ludwigskapelle er überzeugend nachweist. Stilistisch wirken sie relativ altertümlich und haben offenbar mit dem Marientympanon nichts zu tun. Nachtrag zu dem Aufsatz: Ernst (hildan, Ein protestantischer ßUderzyklus in der Steiermark, in vorliegender Zeitschrift Heft 112, 1957, S. S—12. Die Redaktion bedauert, daß in dem Aufsatz der Hinweis, daß im Winter 1955/56 von den Grazer Malern L. Kerciku und A. Raidl Kopien des Ereskenzyklus angefertigt wurden, unterblieben ist und möciite dies hiemit nachtragen. Die Kopien, bestehend aus 4 Tafeln im Format 40:100 ein, die die bemalten Wände jeweils in der Verkleinerung 1:5 wiedergeben, wurden durch einen Tempera-Farbauftrag auf besonders präparierten und auf starken Karton kaschierten photographischen Aufnahmen geschaflcn. Die Tafeln sind im Heimatmuseum Schloß Trautenfels des Landesmuseums Joanneum ausgestellt; die Kosten ihrer Herstellung bestritten das Bundesdenkmalamt und der Evangelische Oberkirchenrat A. 13. in Wien. Nachtrag zu vorliegendem Heft, S. 128, J. B.Fischer von Erlach-Schrifttiim 1956j57. Aufsätze in: Kunstchronik, 10 {1957), Heft 12: Hans Sedlmayr, Die europäische Bedeutung Johann Bernhard Fischers von Erlach, S. 334 Eberhard Hcmpel, Jugendwerke Fischers von Erlach, 8. 338 Bruno Grimschitz, Hildebrandt und Fischer, S. 341 Erich Hubala, Schleißheim und Schönbrunn, S. 349 Franz Fuhrmann, Neue Funde in Salzburg und ihre Bedeutung für das Werk und die Erkenntnis Fischers von Erlach, S. 353 Anton Ress, Fischer von Erlach in Venedig, S. 357 Eigentümer und Verleger: Anton Schroll & Co. in Wien V, Spcngergasse 37 • Herausgeber: Österreichisches Bundesdenkmalamt, Wien I, Hofburg, Schweizerhof, Säulenstiegc • Verantwortl. Redakteur: Dr. Otto Demus, Präsident des Bunde.sdcnkmaiamtcs, Wien I, Hofburg, Schweizerhof, Säulenstiege • Klischees: A. Krampolek, Wien IV, Viktorgasse • Druck: Christoph Reisser's Söhne, Wien V, Arbeitergasse 1—7 • Printed in Austria

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