Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

mm '.Sa 131. Graz, Joanneum(ehem. St.LambrechterStiftshof),entworfen vonDomeniooSciascia Ambrosius fl. Simonis Nutclauss aus „Vaetanum (=-- Fetan, Ftan) apud Ingadinorum Rhetos liberos". Zu Beginn des 17. Jahrhunderts lassen sich Misoxer Meister auch in den heutigen österreichischen Gebieten nachweisen. Der Roveredaner Benedetto Prato (auch Prati, eingedeutscht Wise, Wiese) ist 1601—1603 in Bregenz, wo er am Martinsturm arbeitet. Domenico da Prato erbaut um 1610 die Klosterkirche in Bregenz. Julio (Giulio) Basso wird nach 1610 Baumeister des damals österreichischen Markgrafen von Günzburg in Burgau. In Oberösterreich sind es Antonio und Cassiano Ragathon aus Castaneda, die zusammen mit Nikiaus Zillier 1625/26 die Stukkaturen im Chorherrenstift Reichersberg ausführen. 1635—1640 erbaut wahrscheinlich Giov. Batt. Viscardi aus S. Vittore die Sebastianikirche in Schärding. Nach 1642 arbeiten Andrea und Giacomo Provin (Provini) aus Mesocco am Stiftsgebäude von Spital am Pyhrn; Giacomo baute auch noch einen Brunnen im Hof des Schlosses Altperstein. Seit dem zweiten Drittel des 17. Jahrhunderts ist Domenico Sciascia (Sciassia) in Österreich tätig. 1633 erscheint er in seinem Heimatort Roveredo in der Liste der Confraternitä del SS. Rosario, in Österreich zum ersten Male in einem Brief des Abtes Benedikt Pierin von St. Lambrecht 1639, der ihm im gleichen Jahre noch den Bau des Stiftsgebäudes überträgt (Abb. 130). Allem Anschein nach war Sciascia zu dieser Zeit schon ein bekannter Architekt. Im Auftrage von St. Lambrecht leitete er den Umbau der Wallfahrtskirche von Mariazell, von 1644 an. Ferner baute er Schloß und Kirche St. Gotthard bei Graz in den Jahren nach 1654. Und in Graz selbst entwarf er den St. Lambrechter Stiftshof mit der Kapelle, das jetzige Joanneum (Abb. 131). Wonisch möchte ihm auch das Stift Lilienfeld zuschreiben, wo er von 1666—1674 beschäftigt war. Noch 1675 kämpfte er um die ausstehenden Gelder, die ihm vorenthalten wurden. Nach dem großen Brand von Judenburg, 1670, wurde er beauftragt, aus den erhaltenen Resten der gotischen Pfarrkirche einen neuen Bau zu errichten. Auch dürfte das Kapuzinerkloster in Und, zwischen Stein und Krems in Niederösterreich, das 1656 abbrannte, von Sciascia wiederaufgebaut worden sein. Dagegen scheint es, daß die ihm zugeschriebene Pfarrkirche von Köflach (Weststeiermark) nicht von ihm, sondern von seinem bisher unbekannten Bruder Cipriano errichtet wurde, wie aus gefundenen Baurechnungen ersichtlich ist.

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