Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

174, 175. Theresianiim, Kücheiihof. Die den Hof verunstaltenden Einbauten wurden entfernt, dahinter war die alte architek tonische Gliederung vorhanden, die instandgesetzt wurde. Nach der Wiederherstellung und Neufärbelung zeigt sich der Hof wieder in seiner ursprünglichen Gestalt gefeiert und hat in einem der Salons eine kleine Ausstellung eingerichtet, die überaus anschaulich die Schicksale des Palais vor Augen führt. IV., Theresianum (Abb. 174—176, 178, 179): Das 1616—1625 errichtete kaiserliche Lustschloß, die Favorita — es gab der Straße später den Namen —, wurde 1683 beim Heraimahen der Türken auf Befehl des Grafen Starhemberg niedergebrannt, aber knapp nach dem Abzug der Türken 1687—1690 von Lodovico Ottavio Burnacini unter Verwendung der noch vorhandenen Grundmauern wiederaufgebaut. In der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts diente es der kaiserlichen Familie als Sommersitz, wurde durch Zubauten erweitert und im Inneren prächtig ausgestattet. 1749 ließ Maria Theresia in dem Gebäude eine Erziehungsanstalt errichten, die als ,,Maria Theresianische Akademie" für Wien und Österreich für nahezu 176. Theresianum, Speisesaal, während der Freilegung der Stuckornamentik und der Reliefköpfe zwei Jahrhunderte zum Begriff wurde. Diese neue Bestimmung des Schlosses war wieder mit verschiedenen Umbauten, vor allem im Inneren, verbunden. 1797 wurde der Mittelteil an der Favoritenstraße aufgestockt und 1804 einschließlich des Mittelportals klassizistisch umgestaltet. An der äußeren Gestalt hat sich seit diesem Umbau im Anfang des 19. Jahrhunderts nichts Wesentliches mehr geändert. Die ICriegs- und Nachkriegs zeit haben dem Theresianum verhältnismäßig wenig Schäden zugefügt, allerdings befand es sich in einem äußerst ver nachlässigten Zustand (es mußte nach Beendigung des Krieges der russischen Besatzungsmacht zu Verfügung gestellt werden). Nach Rückstellung des Gebäudes an das Kuratorium der Theresianischen Akademie wurde sehr bald der Plan zur Wiedereinrichtung einer Mittelschule mit Internat gefaßt. Das Bundesministerium für Handel und Wiederaufbau beabsichtigte, einige Gebäudetrakte ganz abzutragen und durch Neubauten zu ersetzen. Das Bundesdenkmalamt hat hiezu keine Zustimmung gegeben und wurde in seinen Bemühungen um die Erhaltung des wertvollen Baudenkmales durch das Kuratorium der Theresianischen Akademie tatkräftig unter stützt. Die Gesamtanlage, charakterisiert durch die Auf einanderfolge von drei fast quadratischen Innenhöfen, ebenso die äußere Erscheinung bleiben miverändert. Im dritten Hof, dem sogen. Küchenhof, wurden spätere Einbauten entfernt, wodurch die ursprüngliche Wirkung wieder hergestellt werden konnte. Die Hoffassaden sind instandgesetzt und wmxlen in einem gelblichen Ton gefärbelt. Im Inneren sind nur mehr wenige Räume in ihrem originalen barocken Zustand erhalten, so das Stiegenhaus mit seiner reichen Stuckdecke, ein daran anschließender Raum mit ähnlicher Dekoration, bereichert durch Deckengemälde, weiter die Kapelle, der Speisesaal, die Bibliothek und das mit reicher Kunstmarmordekoration und Malereien auf Goldgrund ausgestattete Goldkabinett.

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