170.1., Naglergasse 7, Geschäftsadaptierung. Durch Freilegung der alten »Segmentbogen, die im ursprünglichen Zustand be lassen und ausgebessert wurden, ist die wertvolle barocke Fas sade des Hauses wieder eine Einheit geworden räume zu gewinnen, vermutlich bereits im 18. Jahrhundert vermauert. Es ist dem Verständnis der Burghauptmannschaft zu danken, daß die Bogen im ersten und zweiten Obergeschoß wieder geöffnet werden. Die im Erdgeschoß untergebrachten Räume werden weiter benötigt, so daß hier die Öffnung der Arkaden noch nicht möglich ist. Der Abschluß gegen den Hof erfolgt in dieser Zone durch Verglasung mit Antikglas. So wird nun ein für die Baugeschichte Wiens wichtiges Denkmal in seiner ursprünglichen Wirkung wiederhergestellt. I., Hofburg, Michaelertrakt: Der repräsentative Michaelertrakt wurde gleichzeitig mit dem Bau der Reichskanzlei nach dem Entwurf von Josef Emanuel Fischer von Erlach 1723 begonnen, aber erst 1889—1893 nach dem teilweise ver änderten Entwurf erbaut. Er ist für eines der charakte ristischesten Platzbilder Wiens, für den Michaelerplatz, bestimmend geworden. Bei der im Sonmier 1957 durchgeführten Restaurierung mußte aus finanziellen Gründen auf eine gänzliche Erneuerung des Feinverputzes der Fassaden ver zichtet werden, die Instandsetzung wurde auf die Ausbesserung der schadhaften Stellen beschränkt. Die Mauerfiächen mußten daher gefärbelt werden, wobei im Interesse der einheitlichen Farbwirkung und auch wegen der größeren Dauerhaftigkeit ein Zusatz von Dispersionsfarbe gestattet wurde. Die Steinteile (Kapitelle, Basen, Fensterumrahmungen usw.) wurden durch langdauernde Berieselung mit Wasser gereinigt, wobei sich laut Angabe der Burghauptmannschaft ein Wasserverbrauch von 1500 m® in 29 Tagen, also rund 50 m® pro Tag, ergab^. Die Qualität der Architektur kommt durch die von der Burg hauptmannschaft überaus geschickt angebrachte Anstrahlung erst zu besonderer Wirkung. Vor kurzem wui'de die Neufärbelung des Inneren der Kuppel beendet, gelblicher Fond, weißer Stuck, d. h. Wiederher stellung im ursprünglichen Zustand. Gleichzeitig wurden die figui*alen Gruppen, die die Attika bekrönen und die im Erdgeschoß den Durchgang und die Fassaden zieren, restauriert. Diese Arbeiten umfaßten die sorgfältige Reinigung, die Entfernung der Versinterungen und ^ Diese Reinigungsmethode erwies sich als durchaus wirk sam. Die Wasserkosten, insgesamt S 1000.—, können als gering bezeichnet werden. die notwendigen Ergänzungen, wobei im Hinblick auf die mehr dekorative Funktion der Plastiken großzügig vor gegangen werden konnte. I., Renngasse 4, Palais Schönborn-Batthyanj': Dem Palais kommt als Werk Fischers von Erlach (erbaut um 1700) besondere Bedeutung zu. Durch Bombentreffer wurden das Vestibül mid die den Hof umschließenden Trakte schwer beschädigt. Die Instandsetzungsarbeiten sind im Gange. Die Steinteile der Hoffassaden werden gereinigt und ent sprechend dem Altbestand ergänzt, für die Mauerflächen wurde ein fein verriebener Naturputz gewählt. Im Vestibül mußte eine völlig zertrümmerte Säule neu aufgebaut werden®. I., Naglergasse 7 (Abb. 170): Das in seinem Baukern aus dem 16.—17. Jahrhundert stammende Haus mit klassi zistischer Fassade imd einem noch auf die Erbauungszeit zurückgehenden rechteckigen Erker auf Konsolen stellt im Zuge der Naglergasse einen wichtigen Bau dar. Im Erdgeschoß befand sich ein hölzerner Geschäftseinbau aus dem späten 19. Jalirhundert. Bei der Entfernung dieses Vorbaues anläßlich der Adaptierung des Geschäftslokales kamen die ursprüng lichen segmentbogig geschlossenen Öffnungen mit Stein umrahmungen zum Vorschein. Dank dem Verständnis von Eigentümer und Geschäftsinhaber konnten diese originalen Umrahmungen erhalten und durch vorsichtige Bearbeitung zu besonders reizvoller Wirkung gebracht worden. I., Kohlmarkt 11: Das sogen. Große Michaeierhaus, erbaut um 1720, besitzt in der Einfahrt und in einigen Räumen der Obergeschosse noch Stuckornamentik aus der Erbauungs zeit. Fünf dieser Decken, deren Ornamente durch mehrfache Übertünchungen nahezu unkenntlich geworden waren, wurden restauriert. Durch Freilegung und Ergänzung der fehlenden Stücke ist die ursprüngliche Wirkung wiederhergestellt und durch leichte Tönung des Fonds noch gesteigert. I., Universität (Abb. 171—173): Die Bundesgebäudever waltung läßt im großen Festsaal der Universität (1873—1883 nach Entwurf von H. v. Forstel erbaut) eine Gesamtinstand setzung durchführen. Dekorationen und Farbgebung an Decke und WäTideji werden im ursprünglichen Zustand wiederher gestellt, zur Verbesserung der Akustik werden Teile der Wandflächen mit einem im Farbton der Wand gehaltenen Stoff verkleidet. Die in die Decke und in die Gewölbezwickel eingelassenen Ölgemälde von Franz Matsch, darstellend ,,Sieg des Lichtes über die Finsternis" und Allegorien auf die verschiedenen Wissenschaften, werden gereinigt und geringe Fehlstellen retuschiert; auch die ornamentale Dekoration wird instand gesetzt. I., Naturhistorisches Museum: In einigen Räumen des Erdgeschosses, in denen die Fischsammlung untergebracht ist, wurde die origmale ornamentale Dekoration an den Wänden und Decken, die besonders charakteristisch für die Erbauungs zeit ist (1872—1881 nach Entwürfen von Gottfried Semper und Karl Hasenauer), gereinigt und ergänzt. III., Palais Schwarzenberg: Das überaus wertvolle barocke Palais (1697—1704 von Lukas von Hildebrandt begonnen imd 1720—1723 durch Johami Bernhard Fischer von Erlach fertiggestellt und ausgestattet) war durch Bomben- ® Vgl. Österreichische Zeitschi'ift für Kunst und Denkmal pflege 1957, Heft 1—2, S. 13ff., Otto Daraus, ,,Arbeiten der Denkmalpflege an Bauten Johann Bernhard Fischers von Erlach", S. 21.
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