Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

Lösung wird die Hälfte des Langhauses durch den Neubau verdeckt, die Kirche bietet sich dem Beschauer vom Kai aus nur zum Teil dar. Es ist somit weder die Forderung nach freier Sichtbarkeit, noch die vom denkmalpflegerischen, historischen Standpunkt aus als richtig erkannte Forderung nach möglichst enger Verbauung des Huprechtsplatzes erfüllt. Eine weitere Gefahr droht dem Platz nun an der Südseite. Die Gemeinde Wien trägt sich mit der Absicht, den Ruprechtsj)latz durch Demolierung der beiden gemeindeeigenen Häuser Nummer 4 und 5 (1827/28 erbaut) auch nach dieser Richtung hin zu erweitern. Eine solche Erweiterung würde der kleinen Kirche auch den sie nach Süden abschließenden Hintergrund nehmen. I., Sterngasse 5 und 7; Der neue Bebauungsplan der Stadtgemeinde Wien für dieses Altstadtgebiet sieht bei der Marc Aurel-Straße eine Verbreiterung der Sterngasse vor, wodurch die beiden Häuser Nr. 5 und 7 geopfert werden müßten. Die Sterngasse (früher Preßgasse) ist ein mittel alterlicher, leicht gekrümmter Straßenzug, der die Krebsgasse (heute Marc Aurel-Straße) mit der Judengasse verband und den unteren Abschluß des Berghofes, des Gerichtsgebäudes der Babenberger, bildete. Die genannten Häuser sind nicht nur in ihrer besonderen Situation am Geländeabfall gegen den Kai von großer städtebaulicher Wichtigkeit, sondern auch an sich überaus wertvolle und unbedingt erhaltenswerte Bauwerke, da sie zu den wenigen auch noch in ihrem äußeren Bild erhaltenen Wiener Renaissancehäusern gehören. Das Haus Nr. 7 wird schon am Ende des 15. Jahrhunderts erwähnt und gab durch seinen Hausnamen ,,Auf der Preß" (nach einer im Hause befindlichen Weinpresse) auch der Straße den Namen. Es weist heute noch das charakteristische Krüppelwalmdach imd als weitere Merkmale für seine Entstehungszeit ebenso wie das Nachbarhaus Nr. 5 einen flach vorspringenden recht eckigen Erker und Rustikaquadern an den Gebäudekanten auf. Die Aufgabe der beiden Häuser würde einen unwiederbring lichen Verlust für das Wiener Stadtbild bedeuten. I., Am Gestade 1, 3, 5, 7 (Abb. 168, 169): Den Zugang zur Kirche Maria am Gestade vom Tiefen Graben her bildete, sicher seit dem 16. Jahrhundert (Plan der Stadt Wien von Bonifaz Wohlmuet aus dem Jahre 1547), eine schmale ge krümmte Straße ,,Auf der Gestettn", die bis zum Ende des 18. Jahrhunderts bestand. Der linke Baublock, welcher als wesentlichen Bau den Passauerhof enthielt (ein mittel alterlicher Bau, im 17. Jahrhundert umgebaut), wurde im Laufe des 19. Jahrhunderts völlig verändert und wird jetzt nach einem totalen Kriegsschaden in moderner Form wieder errichtet. Die gegenüberliegende Häuserzeile jedoch ist in ihrem bis in das 16. Jahrhundert zurückreichenden Bau bestand bis heute bestehen geblieben. Ihre weitere Erhaltung ist daher umso wichtiger. Leider ist dies mit hohen Kosten verbunden, für die eine Bedeckung vorläufig nicht vorhanden ist. Sie umfaßt die Häuser Nr. 1 (Passauerplatz 4, Baukern 16.—17. Jahrhundert mit klassizistischer Fassade aus dem Jahre 1823), Nr. 3 (erbaut 16.—17. Jahrhundert mit charak teristischem Grabendach, einer in Wien schon sehr seltenen Dachform), Nr. 5 (erbaut im 16. Jahrhundert mit recht eckigem Erker auf Konsolen) und Nr. 7 (Tiefer Graben 34, Baukern aus dem 16.—17. Jahrhundert, im Jahre 1803 auf gestockt und fassadiert). Hier eine Änderung zuzulassen, hieße tatsächlich eines der ältesten und besonders charakteristischen Viertel Wiens aufgeben. Das Haus Nr. 3 war durch einen Bom bentreffer über zwei Fensterachsen bis zum dritten Obergeschoß aufgerissen worden, auch die Nachbarhäuser waren in Mitleiden schaft gezogen. Der Schaden wurde jedoch bereits wieder be hoben, die Fassaden sind im alten Zustand wiederhergestellt. I., Reitschulgasse, Stallburg: Der bereits im Laufe des 16. Jahrhunderts entstandene, eng an den Komplex der Hof burg angeschlossene Bau enthält einen ungefähr quadratischen Innenhof mit Arkaden in allen drei Geschossen. Dieser Ar kadenhof — einer der wenigen Renaissancehöfe Wiens — hat sich jedoch nur verhältnismäßig kurze Zeit in seiner ursprüng lichen Gestalt dargestellt. Die Arkaden wurden, um Nutz3 Lun 'Elf: 168. 169. Am Gestade. Die rechts von der Kirche Maria am Gestade gelegene alte Häusergruppe ist nicht nur kulturell und stadtgeschichtlich von Bedeutung, sondern bietet auch mit den wechselnden Bauhöhen und verschieden gestalteten Dächern ein überaus reizvolles Straßenbild

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