Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

Plnl. B B #• -i-*', it si u -«ftf t;" «! 166. Plan der Stadt Wien im Jahre 1547, von Bonifaz Wohlmuet, Ausschnitt 167. Ruprechtsplatz, heutiger Zustand. Die kleine Kirche versinkt zwischen den beiderseits neu errichteten hohen Baublöoken und ist außerdem nur zum Teil sichtbar Abbildung 165 und 166 zeigen, wie eng die Ruprechtskirche im 16. und 17. Jh. von den sie umgebenden Häusern eingeschlossen war. Diese Geschlossenheit wurde auch bei späterer Erneuerung der Häuser beibehalten. Sie stammen durchwegs aus dem An fang des 19. Jhs. und ergeben dadurch ein besonders wirkungsvolles einheitliches Platzbild WIEN, PROFANE DENKMÄLER Die Denkmalijflege an Wiener Profanbauten hat sich nicht nur mit den großen und augenfälligen Aufgaben an den bedeutenden Palästen zu befassen. Ebenso viele oder noch mehr Sorgen bereiten ihr oft die bescheideneren und doch für das Wiener Stadtbild so charakteristischen kleineren Objekte, die gerade wegen ihrer Bescheidenheit in ihrem Bestand stärker gefährdet sind, deren Bedeutung aber wahr scheinlich erst dann erkannt wüi-de, wenn sie im Straßenbild fehlen würden. Der übermäßige Baueifer um die Jahrhundert wende und die Bomben des zweiten Weltkrieges haben in manchen alten Straßen Wiens Situationen geschaffen, die es unmöglich machen, jedes vorhandene Althaus zu erhalten. Sofern ein solches Haus unter Denkmalschutz steht, ist seine Demolierung an die Zustimmung des Bundesdenkmalamtes gebunden. Diese Zustimmung muß in manchen Fällen erteilt werden — was dem Bundesdenkmalamt von der Öffentlichkeit vielfach zum Vorwm-f gemacht wird —, weil der Denkmal charakter, der ja für eine Stellung unter Denkmalschutz bestimmend ist, bei einem großen Teil der durchschnittlichen Häuser in der Altstadt nicht gegeben ist, und die Möglichkeit, ,,städtische Denkmalreservationeir" zu schaffen, also ganze Plätze oder Viertel gesetzlich zu schützen, wie dies in manchen Staaten geschehen ist, in Österreich nicht besteht. Dennoch ist die Denkmalpflege unentwegt bemüht, ihren Einfluß zugunsten der Erhaltung einiger geschlossener Altstadtviertel und -Straßenzüge geltend zu machen, rmr außer den bedeutenden Einzeldenkmälern auch die Gesamterscheinung, die allen Bewohnern und Besuchei'n der Stadt Wien teuer geworden ist. die auf historischer Entwicklung beruhenden Stimmungswerte für die Zukunft zu sichern. I., Ruprechtsplatz (Abb. 165—167): Die Gestaltung des Ruprechtsplatzes stellt ein besonders heikles städtebauliches Problem dar. Die kleine romanische Ruprechtskirche, die dem Platz den Namen gab, wurde der Überlieferung nach 740 gegründet und ist ihrem Baubestand nach die älteste Kirche Wiens. Bereits im 16. Jahrhundert hatte sich, wie aus den alten Stadtplänen eindeutig abzulesen ist, durch die enge Umbauung der kleine Platz um die Kirche gebildet, dessen Geschlossenheit durch die Jahrhunderte im wesentlichen unverändert blieb, wemi auch die Häuser selbst verschiedenen Umbauten unterworfen waren. Im zweiten Weltkrieg wurde nmr der Baublock zwischen Kirche und Donaulcanal durch Bombentreffer zerstört, der stille abgeschlossene Platz war nach Norden aufgerissen. Die Frage, ob und in welcher Weise der zerstörte Teil wiederaufgebaut werden solle, beschäftigte sehr bald nach dem Krieg sowohl die Stadtplaner wie auch die Denkmalpfleger. Über die künftige Verbauung zu beiden Seiten des Donau kanals wurde ein Wettbewerb abgehalten, der als anzu strebende Lösung für den Ruprechtsplatz wieder eine möglichst geschlossene Verbauung um die Ruprechtskirche ergab. Dagobert Frey hat sich in seinem Aufsatz ,,Städtebauliche Probleme des Wiederaufbaus von Wien, denkmalpflegerische Betrachtungen" in der Österreichischen Zeitschrift für Denkmalpflege, I. Jahrgang 1947, S. 3ff. und II. Jahrgang 1948, S. 98ff., auch mit dieser Frage auseinandergesetzt. ,,Die enge und niedrige ümbauung der Ruprechtskirche, die die Erscheinung einer schlichten, einfachen Dorfkirche aufweist, ist nach der einstimmigen Ansicht des Preisgerichtes jedenfalls zu erhalten; demgemäß sind alle Vorschläge, die Nordseite des Platzes gegen den Kai aufzureißen, abzulehnen." Noch im Jahre 1950 schien die Gewähr gegeben, daß ,.dieser am Steilabhang gegen das Flußufer liegende Platz wieder verbaut" würde (Gortrude Tripp, ,,Die Zukunft der Wiener Altstadt" in der Österreichischen Zeitschrift für Denkmalpflege, IV. Jahrgang 1950, S. 55ff.). Die jetzt ausgeführte Verbauung hält sich jedoch leider nicht an die vorangegangenen Planungen. In Abänderimg der seinerzeit als richtig befundenen gänzlichen Verbauung wurde nur der dem Stift Seitenstetten gehörende Grund wiederverbaut, während, das Nachbargrundstück frei bleiben und gärtnerisch gestaltet werden soll. Bei dieser

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2