I . W i ' -f'-r I I H » n |i Hui 164. Ausstellung Unsterbliches Europa, Blick auf die tschechischen Denk malpflege-Beispiele fluchtlinie entspricht in Prag auf der Kleinseite die Über tragung der Magdalenenkapelle (1645). Der ganze Bau wurde auf Schienen gestellt und um 20 m verschoben, so daß die Forderung des Städtebauers erfüllt, die Straße dem Verkehr angeglichen und verbreitert und trotzdem das Denkmal erhalten werden konnte. Ähnlichen Überlegungen folgte die spanische Denkmalpflege, als sie die kleine Kirche von San Esteban de Chouzan vor dem Untergang in den Fluten eines Stausees durch Übertragung auf einen höher gelegenen Punkt rettete. Die Bestrebungen, den durch urbanistische, wasserwirtschaft liche und Verkehrsplanungen gefährdeten Denkmälerbestand zu erhalten und dabei auch hohe Preise an technischen Einsätzen zu bezahlen, lassen sich allenthalben feststellen. Es wurde auf einige solche Fälle hingewiesen, da es auch in Österreich hoch an der Zeit wäre, daß sich die planenden Stellen solche Gedankengänge zu eigen machten. An Gelegenheiten fehlt es, gerade in der Wasserwirtschaft, keineswegs. Vor allem sind es die Donauprojekte, die die Zerstörung einiger Denkmäler herbeizuführen drohen, wobei das Verschwinden der Bauwerke auch die Landschaft bedenklich in Mitleidenschaft ziehen würde. Es ist kaum zu denken, daß Österreich, dessen Auslandspropa ganda unter Beschwörung der Schönheit seiner Landschaft und der Einzigartigkeit der Stätten seiner Kunst und Kultur auf hohen Touren gehalten wird, sich in dieser Hinsicht sollte von den Tschechen und Spaniern beschämen lassen müssen. Die Dokumentation des Wiederaufbaues oder der Re staurierung von Einzeldenkmälern bestätigte, daß im all gemeinen überall dieselben Tendenzen herrschen, man also fast von einer einheitlichen Auffassung der Denkmalpflege in Europa sprechen kann. Ausführlich war oft in deutschen, schweizerischen, polnischen, tschechischen oder jugoslawischen Exponaten der technische Vorgang baulicher Sicherungen dargestellt: Die Unterfangung oder Verankerung labil gewor dener Mauern durch Eisenbetonkonstruktionen, die Instand setzung von Dächern, das Auswechseln stemerner Architektur teile usw. Derartige Maßnahmen dem Verständnis des Publikums mit Hilfe instruktiv gezeichneter Pläne nahe zubringen, gelingt wegen der Durchschaubarkeit der Vorgänge leichter, als Restaurierungen von Fresken oder Plastiken im Bilde anschaulich zu machen. Die Ausstellung, an und für sich mehr den Fragen der Architektur gewidmet, hat diese Sach gebiete der Denkmalpflege daher auch nur gestreift. Obwohl die Ausstellung also keineswegs alle Bereiche der Denkmalpflege erschloß, war sie doch in wesentlichen Kompo nenten so aufschlußreich, daß ihr Besuch sich gerade für jenen Teil des Publikums, der sich über denkmalpflegerische Fragen eher hinwegzusetzen pflegt, gelolmt hätte. Vor allem hätte er einsehen müssen, daß Denkmalpflege mehr ist als das Stecken pferd einiger Kunsthistoriker und daß das Bedürfnis, den Zusammenhang mit der Vergangenheit nicht preiszugeben, trotz manch radikaler entgegengesetzter Auffassung ein all gemeines, europäisches Anliegen ist. W. Frodl Abhildungsnachweis: Bundesdenkmalamt (I. Strempel): Abb. 162, 163, 164.
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