Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

r^m 159. J. B. Fischer von Erlach-Ausstellung in Wien, Neue Hofburg (29. Mai—4. August 1957) seines Werkes vorbereitet, nicht nur eine Übersetzung gibt, sondern die kritischen Bemerkungen und das Anliegen, das aus ihnen bei H. Keller, J. J. Morper und H. Reuther (siehe unten) deutlich wird, in seiner englischen Ausgabe soweit als möglich berücksichtigt. W. Buchowieckis^ Band ist ein lehrreiches Beispiel dafür, wie ein Thema unter den Händen des Autors wachsen kann. Aus einem geplanten Bericht über die umfangreichsten Restaurierungsarbeiten, die an der Hofbibliothek seit ihrem Bestehen in den Jahren 1955/56 durchgeführt wurden, ent stand eine umfassende Werkmonographie, in welcher die Ge schichte des Baues, seiner Einrichtungen und seiner Verwendung in vorzüglicher Weise entwickelt wird. Darüber hinaus werden Einblicke in die allgemeine Geschichte des Bibliothekswesens und -baues vermittelt. Das Buch gliedert sich in fünf Haupt abschnitte (I. Vor- und Baugeschichte, II. Beschreibung, III. Betrachtung, IV. Vorbildlichkeit und Auswirkungen, V. Kurzer Abriß einer Geschichte des barocken Bibliotheks baues und seiner Ausstattung bis zm- Gegenwart), wobei die Schwerpunkte schon rein umfangmäßig im III. und V. Ab schnitt liegen. Wichtig für die Fischer-Forschung ist die weitere Klärung der baulichen Vorgeschichte der Hofbibliothek, die Buchowiecki vor allem durch den Hinweis auf den Delsenbachschen Prospekt der Stadt Wien von 1719 gelungen ist, auf welchem ein bisher unbeachtet gebliebenes unvollendetes Bibliotheks gebäude dargestellt ist. Dieser Bau war also Fischer vorgegeben und wurde, in erster Linie durch die Einführung des Mittelrisalites, zur grandiosen Erscheinung der Hofbibliothek um gewandelt. Die Beobachtungen während der Restaurierung von 1955, bei welcher der ganze Verputz des Außenbaues abgeklopft wurde und der Rohbau zutage trat, brachten nun mehr auch empirisch die Bestätigung einer bisherigen An nahme : zwischen Mittelrisalit und Flügelbauten zeigte sich eine oft handbreite Baunaht. Andererseits wurde klar, daß die Quernutung der heutigen Fassade bereits in der Ziegelschich tung vorgebildet ist. Daraus kann wohl der Schluß gezogen werden, daß Fischer Elemente seiner Fassadengliederung aus dem bestehenden Bau übernommen hat. Doch sei in diesem Zusammenhang auf die Besprechung von H. Keller hingewiesen, der m. E. sehr zu recht darauf aufmerksam macht, daß man Fischers spätesten Altersstil nicht aus einer Einschränkung seiner künstlerischen Gestaltungsfreiheit ableiten dürfe. Die Hofbibliothek stellt übrigens durchaus nicht den einzigen, wohl aber den bedeutendsten Fall dar, bei dem Fischer seine eigene baukünstlerisohe Lösung aus oder an einem be reits bestehenden Bau zu entwickeln hatte (gewissermaßen die praktische Seite seiner ,,Historischen Architektur"; vgl. u. a. die Stirnfront des Hofmarstalls und, wenn meine stilistische und ikonographische Zuschreibmig standhält, den tempiettoartigen Abschluß des Glockenspielturmes in Salz burg, das Portal am Palais Dietrichstein-Lobkowitz, den Turm der Stiftskirche Herzogenburg, das Gartenpalais Schwarzen berg). Als Plan Verfasser kommt auch für den Autor niemand anderer als Fischer von Erlach der Ältere in Betracht, wobei sich Buchowiecki bei der Begründung dieser nur stilistisch mög lichen Zuschreibung auf die Veröffentlichungen von D. Frey (J. B. Fischer v. E., Eine Studie über seine Stellung in der Entwicklung der Wiener Palastfassade, Wien 1923), B. Grimschitz (Wiener Barockpaläste, Wien 1944) und H. Sedlmayr stützen kann.

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