/■ /7^ l n ^^h7in1nr/nn /i-,- ^tj"^ yPf'.rtfen I [{"'■/i'f 7 ♦ ♦ ♦ 157. Steinhausenscher Plan, Kartensammlung der Österr. Nationalbibliothek Mitte des 14. Jalu'hunderts entbehrlieh und in der Folge an das neue Nordportal übertragen worden', hat an sich zwar keinerlei Beweiskraft, sie könnte aber eine Anregung geben, den ganzen Fragenkomplex des ,,Ludwigschores" neuerlich zu unter suchen. Zweifellos legt dessen Anordnung innerhalb der ehe maligen Klostergebäude, über deren Umfang wir ja ziemlich gut informiert sind, die Hypothese nahe, er sei als Langchor an die alte Kirche (und zwar in deren Mittelschiffachse) angebaut worden®. Unklar bleibt dann lediglich, warum in den alten Quellen (vor allem im Testament seiner Stifterin Isabella) der fragliche Bauteil stets als ,,Kapelle" angesprochen wird, vor allem aber, wieso er ein eigenes Patrozinium haben konnte. Schon Herzogin Bianca (flSOS) hatte einen Neubau der Minoritenkirche beabsichtigt, der ihrem Großvater, Ludwig dem Heiligen von Frankreich, geweiht werden sollte®. Dieser Plan kam nicht zur Ausführung, hingegen errichtete dann Königin Isabella eine Kapelle für ihren Onkel, den hl. Ludwig ' Vor der Restaurierung des Portals war noch deutlich die schmale Putzfuge zu sehen, die das Bogenfeld mit der Leibung verband. Sie lief in der ersten tieferen Hohlkehle (von innen gerechnet), also außerhalb Jenes Stabes, an den die Flügel der Engel und die Füße der Stifterfiguren heranreichen (vgl. Abb. 142). Ein so perfektes Einbinden eines älteren Bogenfeldes in ein jüngeres Portal war nur dann möglich, wenn man dieses hinsichtlich seiner Maße und Proportionen auf jenes abstimmte. Lediglich am unteren Rande des Reliefs haben sich durch schräges Abarbeiten der Basis geringfügige Beein trächtigungen der Gewänder ergeben. ® Am ausführlichsten und sehr überzeugend dargelegt bei Donin, S. 237. ® Vgl. das Testament der Herzogin, ausführlich zitiert bei Salvadori, S. 38f. von Toulouse. In beiden Fällen ging es eindeutig darum, einen genealogisch nahestehenden Heiligen dadurch zu ehren, daß man ihm ein eigenes Heiligtum stiftete. Wäre Biancas Absicht verwirklicht worden, hätte der ganze Kirchenbau sein altes Patrozinium (hl. Kreuz) verloren und ein neues (hl. Ludwig) erhalten; bei Isabellas Kapelle aber muß es sich doch wenigstens um ein Bauwerk von einer gewissen architek tonischen und kultischen Selbständigkeit gehandelt haben. Ferner ist zu bedenken, daß die Ludwigskapelle auch dann noch nicht mit dem Langchor der alten Kirche identifiziert werden dürfte, wenn sie von einer zeitgenössischen Quelle tatsächlich als ,,chorus" bezeichnet würde. Bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts bleibt dieser Name an die Funktion des betreffenden Ortes gebunden, meint also den Platz, wo die Mönche sich zu Gottesdienst und gemeinsamem Chorgebet versammelten^®. Diese Funktion hätte die relativ große Ludwigskapelle ohne weiteres erfüllen können, auch weim sie nicht im architektonischen Simie als Chor (richtiger ,,sanctuarium" oder ,,presbyterium") der alten Kirche angebaut war, mit dieser also nicht in der vollen Breite ihrer Westwand kommunizierte. Wir sehen also, daß im wesentlichen drei Beobachtungen die Annahme in Frage stellen, die Ludwigskapelle sei von Anfang an als Langchor eines älteren Kirchenbaues (der zudem schon einen eigenen, offenbar kleineren Chor besaß) geplant worden: Erstens, daß sie konsequent als Kapelle bezeichnet wurde, ohne daß man auf ihre angebliche Funktion als Altarraum der Kirche anspielte; zweitens die Bedeutung des Patrons für die Vgl. Reallexikon zur deutschen Kunstgeschichte III (Stuttgart 1954), Sp. 488f., Artikel ,,Chor".
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