Wi 151. Ausschnitt aus Abb. 142, Kopf der Stifterin Tympanonreliefs mit dem senkrecht aus dem Bogenscheitel herabstoßenden Kronenengel und den beiden flankierenden Leuchterengeln aber ist zu offenkundig von französischen Vorbildern in der Art des Tympanon von Crans und vor allem der genannten Elfenbeine inspiriert, als daß hier an eine lokale Entwicklung des Motivs gedacht werden könnte. Die Einbeziehung von Stiftern in derartige Verehrungsszenen lag seit jeher nahe; schon das Bernward-EAmngeliar und das erwähnte Siegel des Wiener Schottenklosters verwirklichten diese Kombination, die zudem noch mit zahlreichen Beispielen der Buchmalerei belegt werden könnte. In den Bogenfeldreliefs von Kirchen- und Klosterbauten hat die Stifterdarstellung ebenfalls eine alte Tradition, wenn auch hier zunächst meist Gott selbst als Objekt der Anbetung und als Empfänger der Stiftung erscheint. Das älteste österreichische Beispiel dieser Art ist uns im Tympanon der Millstätter Stiftskirche mit der Darstellung Abt Heinrichs II. (1166—1177) erhalteiV®. Die unserem Stück zugrunde liegende Vorstellung erscheint demgegenüber komplexer, weil hier nicht nur die tatkräftige Frömmig keit des königlichen Paares bezeugt werden soll, sondern zugleich auch ein gemütvoller Zug persönlicher Andacht zum Ausdruck kommt. So wird etwa ganz darauf verzichtet, die verdienstvolle Tat der Kapellengründung durch Darbringen eines Baumodelles anzudeuten; dafür nimmt das Stifterpaar hier in effigie gleichsam seine Belohnung vorweg, indem es — den Engeln gleichgestellt an der Verehrung der Gottesmutter teilhat. Vor allem aber muß die anekdotische Auffassung des ganzen Vorganges als ein neuer und sehr zeitgemäßer Zug angesprochen werden; Das Vogelattribut und das Umsorgtwerden durch Engel mildern die strenge Erhabenheit der frontal thronenden Madonna und lassen so die räumliche Annäherung der Stifter zugleich auch als eine geistige erscheinen. Das Hauptportalbogenfeld der Dominikanerkirche zu Retz etwa^i, das in manchem als Vorstufe unseres Wiener Beispieles gelten darf, trägt demgegenüber noch eine strengere Auffassung vor; hier ist die Madonna auf einem reich ausgestalteten Thron F. Novotny, Romanische Bauplastik in Österreich (Wien 1930), Abb. 47. Um 1300; vgl. R. Resch, Retzer Heimatbuch, Bd. I {Retz 1936), S. 196, Abb. 56. 14 Denkmalpflege 113
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2