Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

Im folgenden Jahr ruft Fürsterzbischof Max Gandolph den in Bayern tätigen Giovanni Gaspare Zuccalli, aus Roveredo gebürtig, nach Salzburg, um über den Bau der Theatinerkirche mit Kloster und Seminar zu verhandeln. Der Bau wurde in Auftrag gegeben (Abb. 132). Durch kirchenpolitische Schwierigkeiten zieht sich die Fertigstellung der Theatinerkirche bis ins 18. Jahrhundert. Gleichzeitig beschäftigte das Domkapitel Zuccalli mit dem Neubau der St. Erhardkirche im Nonntal (vgl. Abb. 191 in diesem Heft). 1685 baut er die Antonius-Kapelle in Söllheim und ist in den Jahren nach 1691 mit den Plänen für Schloß Aurolzmünster, Oberösterreich, beschäftigt, das von seinem Dorfgenossen Antonio Riva, dem Mitarbeiter von Gaspare Zuccalli und Lorenzo Sciascia in Bayern, und Enrico Zuccalli ausgeführt wurde (Abb. 133). Der Vater des Giov. Gaspare Zuccalli, Domenico Cristoforo Zuccalli, wirkte in Niederbayern. Von dort aus erneuerte er 1696/97 die Pfarrkirche zu Feldkirchen, Oberösterreich, und baute um 1700 die Sakristei der Pfarrkirche von Bodenkirchen. Der schon genannte Antonio Riva war von 1691—1694 unter der Leitung von D. Martineiii am Bau des Palais Kaunitz, dem jetzigen Liechtensteinischen Stadtpalais in Wien tätig. Er schied aber aus, als die Bauleitung 1694 an seinen Landsmann Gabriel de Gabrieli überging, der diesen und andere Bauten im Auftrag der Liechtenstein ausführte. Im folgenden Jahr tritt er auch in die Dienste des Markgrafen von Ansbach und wurde 1716 Baudirektor des Fürstbischofs von Eichstätt. Während seiner Wiener Tätigkeit hatte Gabrieli auch die Aufsicht über den Bau des Schlosses von Landskron in Mähren, das D. Martineiii im Auftrage der Liechtenstein entworfen hatte. Den Bau führte ein Schwager des Gabrieli, der Roveredaner Antonio Sala (Sale), 1699—1712 aus. Sala leitete auch den Wiederaufbau der Kirche von Posotschitz bei Olmütz. Nach einer Bauunterbrechung kehrte er nicht zurück; das Angebot eines anderen Baumeisters aus Roveredo, Pietro Giulietti, der in Austerlitz lebte, wurde abgelehnt. R. Corwegh führt im Thieme-Becker, Bd. 5, p. 439, einen Camessini an, der 1720—1740 Schloß Stattenberg bei Windisch-Feistritz (ehem. Südsteiermark) baut. Er stammt vielleicht aus S. Vittore und ist möglicherweise ein Verwandter des Giovanni Batt. Camessina aus Roveredo/S. Vittore, der in Bayern arbeitete, und des Stukkators Alberto Camessina aus dem gleichen Orte. Dieser Alberto ist am 15. Februar 1675 geboren und starb am 19. November 1756 als Bürger der Stadt Wien. Er arbeitete in Salzburg unter Santini, in den Ritter- und Ratsstuben der Residenz und im Schloß Mirabell, ist vor allem aber auch in Wien selbst tätig, so im Alten Rathaus, in der Peters kirche, in der Elisabethkirche des deutschen Ritterordens und in der Karlskirche (Abb. 134). Ein Urenkel des Alberto ist der Conservator der Stadt Wien, Alberto Enrico Giuseppe, der 1886 zum Ritter von S. Vittore geschlagen wird. Unter den Gesellen Camessinas war Domenico Androi aus Roveredo, der für 1710 in Wien bezeugt ist. Aus einer Quittung geht hervor, daß sein Vater Giovanni am 3. März 406 Lire an Alberto Camessina in Wien für die Pension seines Sohnes Domenico bezahlt hat. Der Vater Giovanni war verheiratet mit Paola Zuccalli, einer Verwandten des Enrico Zuccalli. Die Beziehungen der Misoxer im Ausland scheinen sehr eng gewesen zu sein, wie aus einer Notiz hervorgeht, daß der Vater Giovanni des Gabriel de Gabrieli 81 Lire ausgab zum Kauf eines Kleides für die Mutter des Domenico Androi, Paola geb. Zuccalli, im Auftrag seines Sohnes ,,Architetto Gabrielli". Domenico Androi arbeitete 1718 in Maria Taferl, 1731 in der Bibliothek des Klosters Voran (Abb. 138), zusammen mit seinem Verwandten Giovanni Gaetano. Gaetano arbeitete hauptsächlich in der Steiermark: 1739 stukkierte er den Prälatensaal des Stiftes St. Lambrecht (Abb. 136), 1746 arbeitete er an der Fassade und in neun Zimmern des Schlosses Kuenburg in Tamsweg (Abb. 135), 1745—1750 im Renatisaal, in der heutigen Sparkasse, von Murau (Abb. 137), in der Pfarrkirche von Tamsweg, später dann in den Pfarrkirchen von Scheifling, St. Marein i. M. und Allenz und im Pfarrhaus von Veitsch. 1726 starb in Graz der Stukkatur Pietro Zarro aus Soazza, der 1717 sich bereits in Graz als Mitglied der Bruderschaft S. Francesco di Paolo nachweisen läßt. Er führte Stukkos aus in der Pfarr kirche von Maria-Rast bei Maribor, 1722—1725 in der Welschen Kirche, darauf vielleicht im Palais Attems in Graz und auch im Palais Herbersdorf in Radkersburg.

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