Steinmetzbruclerschaft findet 1496 in Sterzing statt, wo auch die dritte ,,Brundermeistevstelle" für Brixen (nach Hall und Meran) geschaffen wird. — Interessant vor allem ist das Kapitel über die Finanzgebarungen bei einem gotischen, nicht minder bei einem barocken Kirchenbau, die Egg aus bisher unver öffentlichten Quellen vorführt (St. Wolfgangs-Kirche in Jen bach; Pfarrkirche in Schwaz). Kompliziert gestalten sich diese Gebarungen in einem Ort wie Schwaz, wo der Bau zu einem gut Teil aus Erzspenden bestritten wird, die erst in handels übliches Silber, Blei usw. geschmolzen werden müssen. Gleich zeitig werden vom ,,Baumeister", das ist der Verwalter, meist ein kapitalkräftiger Kaufmann, zinsentragende Transaktionen vorgenommen. Der ausgebildete Kapitalismus wird deutlich, besonders wenn man diese Finanzierung mit der eines früh mittelalterlichen Baues vergleicht. Die Ausbildung der Handwerker beschreibt der Verfasser leider nur sehr allgemein und gibt auch keine Quellen dazu an. So wird unsere durch die Romantik belastete Vorstellung in diesem Punkt nicht geklärt. Ganz im Gegensatz zu dem Ab schnitt über den ,,Vorgang des Kirchenbaues" (-Bauens doch wohl), in dem wieder aufschlußreiche Beispiele der verschie denen Vertragsformen aus teils unveröffentlichtem Material gebracht werden. Der Gefahr des Zuallgemeinen entgeht der Verfasser im ein leitenden Kapitel nicht. Man kann die Zeit von etwa 1000 bis 1500 nicht ohne die differenzierte Entwicklung des Wirtschafts lebens, die ja in dieser Zeit von der ,,geschlossenen Hauswirt schaft" zur ,.Stadtwirtschaft" sich ausbildet, zu berücksich tigen, betrachten; ebenso wie man auf die parallele Stilentwick lung wohl etwas mehr Rücksicht nehmen müßte. — Die Tafeln sind leider nicht sonderlich geschickt ausgewählt. Was z. B. tut dort der Baumeistergrabstein aus St. Ouen (nicht St. Quen), Rouen, von 1318; was fol. 31v (nicht 629) mit dem Reimser Aufriß von Villard d'Honnecourt? Dennoch: eine interessante Publikation, wichtig durch ihre Detailarbeit. E. Baumann UrsulaIsler-Hungerbühler: Johann Rudolf Rahn, Begrün der der schweizerischen Kunstgeschichte, Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Bd. 39 (121. Keujahrsblatt), brosch., VIII und 136 S., Verlag der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Schulteß und Co. AG., 1956. Als Neujahrsblatt für 1957 legte die Antiquarische Gesell schaft in Zürich die Biographie des Schweizer Kunsthistorikers Johann Rudolf Rahn vor, der mit seinen zahlreichen Beiträgen in dem ,,Anzeiger für Altertumskunde" die Grundlage für die kunsttopographische Bearbeitung der Schweiz geschaffen hat. In seinem Hauptwerk, der 1873—1876 erschienenen ,,Ge schichte der bildenden Künste in der Schweiz", die auch heute noch vielfach benützt wird und zum Teil bereits Quellenwert besitzt, hat Rahn die Schweizer Kunstdenkmäler des Mittel alters und der vorhergehenden Epochen zum ersten Male zu sammenfassend behandelt. In der vorliegenden Publikation ist der Nachlaß Rahns ausgewertrt und sein verdienstvolles Wirken als ,,Begründer der schweizerischen Kunstgeschichte" eingehend gewürdigt. Die Verfasserin gibt ein anschauliches Bild der zeitgenössischen Bestrebungen auf dem Gebiete der Kunstgeschichte und Heimatforschung und versäumt nicht, in der Vorgeschichte auf Jacob Burckhardt hinzuweisen, von dessen universeller Forscherpersönlichkeit sich der um eine Generation jüngere Heimatforscher Rudolf Rahn grundsätz lich unterschied. 22 Abbildungen von Zeichnungen Rahns, die vorwiegend Baudenkmäler in spätromanischer Darstellung zeigen, bereichern die sorgfältige Veröffentlichung, die auch allgemein für die ,.Geschichte der Kunstgeschichte" von Inter esse ist. Ertka Doberer Eberhard Hempel; Gaetano Chiaveri, der Architekt der Hofkirche zu Dresden. Mit bautechnischen und zeich nerischen Beiträgen von Walter Krönert, Wolfgang Jess Verlag, Dresden 1955, 263 Seiten, 163 Abb. und 32 Tafeln. Was E. Hempel erst kürzlich forderte: die Zusammenarbeit von Kunsthistorikern und Architekten, vor allem für und in der Denkmalpflege (vgl. die Besprechung von W. Prodi in diesem Heft unserer Zeitschrift, auf S. 95) realisiert er in dem vorliegenden Band, dem ersten der ,.Dresdner Beiträge zur Kunstgeschichte", herausgegeben vom Verfasser und Walter Hentschel, in Verbindung mit dem Institut für Denk malpflege Dresden. — Aus der Arbeit an der Restaurierung der 1945 schwerbeschädigten Dresdner Hofkirche heraus hat der Verfasser die ausständige Monograj)hie Chiaveris geschrieben in Zusammenarbeit mit einem Architekten, der über ,,den Bau in technischer Hinsicht" und über Chiaveris ..bautechnische Schriften und Gutachten" arbeitete. Eine durchaus geglückte Synthese: vom Kunsthistoriker wurde nicht der doch immer unzulängliche Versuch gemacht, alle Seiten zu bewältigen, vielmehr wurden die bautechnischen Fragen dem Spezialisten übergeben. So ist der Band auch für den historisch interessier ten Architekten von Wichtigkeit. — Eingehend analysiert Hempel die Hofkirche und geht auf ihre Vorbilder ein, ohne daß bei allem Borrominesken und Französisch-Klassischem — und mit Verwunderung findet man in einer wenn auch nicht eigenhändigen Zeichnung zum Turm (Abb. 24) das von Guarini so geschätzte Malwia-Motiv — der Gedanke an Eklektizismus proviziert würde. — In einem eigenen Kapitel sind die Plastiken Mattiellis behandelt, die durch die durchgeführte Restaurie rung aus nächster Nähe betrachtet werden konnten. Wenn hier ein Wunsch offen blieb, so der nach einer etwas genaueren Be arbeitung der Ikonographie. Außerordentlich interessant — besonders weil durch die Unterstützung russischer und polni scher Kollegen um bisher mibekanntes Material bereichert — sind die Kapitel über die Arbeiten Chiaveris in Rußland und Polen. Im damaligen St. Petersburg und dessen Umgebung arbeitete er für Peter den Großen und seine Gemahlin Katharina und in Warschau für August den Starken. Aus dieser Zeit stammen die im Vergleich, vor allem mit J. B. Fischer von Erlach, interessanten, wenn auch weit komplizierteren Pläne für Bauten in symmetrisch-geometrischen Grundrissen (Abb. 4, 8), die nur wieder beweisen, wie sehr solche Ideen Allgemeingut der Zeit waren. — Der Band schließt, nachdem der Verfasser auch Chiaveris Wohnhaus und die Schloßbau pläne für Dresden behandelte, mit einer Betrachtung der ,,Ornamenti diversi di porte e finestre" und Chiaveris letzten Lebensjahren in Italien, wohin er 1749 zurückkehrte. Zur Ver vollständigung findet sich im Anhang ein Katalog der 44 Zeich nungen Chiaveris und der Kupferstiche: neben den zwei Bänden der ,,Ornamenti diversi" 7 Stiche zur Hofkirche. — Eine Ergänzung zur Literatur: J. Mycielski, Gaetano Chiaveri w Polsce, Krakowa 1896. E. Baumann Eigentümer und Verleger: Anton Schroll & Co. in Wien V, Spengergasse 37 • Herausgeber: Österreichisches Bundesdenkmalamt, Wien I, Hofburg, Schvveizerhof, Säulenstiege • Verantwortl. Redakteur: Dr. Otto Demus, Piäsident des Bundesdenkmalamtes, Wien I, Hofburg, Schweizeihof. Säulenstiege • Klischees: A. Krampolek, Wien IV, Viktorgasse • Druck: Christoph Reisser's Söhne, Wien V, Arbeitergasse 1—7 • Printed in Austtia
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