Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

Fragen, die außerdem noch gestellt waren — über alte und neue Glasmalerei (Köln, Aachen), über die Restaurierung von Plastiken und Tafelgemälden (Kalkar), über die Restaurierung von Textilien (Xanten), über Beleuchtung, über Wand gemälde, über viele Einzelheiten des zeitgenössischen Kunst handwerkes, über modernen Kirchenbau, städtebauliche oder bautechnische Einzelheiten usw. usw. — konnten in diesem Zusammenhang nicht einmal angedeutet werden. Jedenfalls zeigte sich einmal wieder der ungeheure Einflußbereich der Denkmal- und Heimatpflege, aber auch der Umfang der Verantwortung, mit der sie vor der Öffentlichkeit und vor der Zukunft belastet ist. Gerade das Rheinland mit seinen so bedeutenden Denkmälern und Denkmälergruppen, mit seinen schrecklichen Zerstörungen, vermochte uns diese Tatsache wieder sehr eindringlich in Erinnerung zu bringen. Was die Rheinische Denkmalpflege seit dem Kriege zustande gebracht hat, kann nicht genug gerühmt werden. Sie arbeitet gewiß unter besonders günstigen personellen und unter vielleicht zu günstigen finanziellen Bedingungen. Wenn wir unsere Hem mungen überwunden und einiges erwähnt haben, was unserer Auffassung von konservatorisohen Maßnahmen nicht ent sprach, so wollten wir damit keineswegs das imbezweifelbare Verdienst der rheinischen Kollegen schmälern, sondern unsere lebhafte Anteilnahme an ihi-er Arbeit und an den Denkmälern bekunden, unter denen eben einige zu den großen Kostbar keiten des europäischen Kunstbesitzes zählen. Wir haben unsere Meinung nicht leichtfertig geäußert, weil wir zur Genüge wissen, daß Theorie und Praxis auch in der Denkmal pflege nur selten übereinstimmen und auch das heißeste Bemühen des Denkmalpflegers oft genug vor den Voraus setzungen kapitulieren muß. Vielleicht können unsere Zeilen in diesem Sinn den Kollegen am Rhein ein wenig von Nutzen sein. W. Fbodu Ahbüdungsnachweis: Aus; Rheinische Kunststätten, Die Apostelkirche in Köln, herausgegeben vom Ver. f. Dkmpfl. u. Heimatschutz ID.öfl: Abb. 125; aus: Der Dom zu Aachen (Kirchenführer) 1056: Abb. 126; aus: Jahrbuch der Rheinischen Denkmalpflege XXI, 1957: Abb. 127, 128. DER INTERNATIONALE DENKMALPFLEGEKONGRESS IN PARIS 1957 Den Teilnehmern aus 26 Staaten, die sich in der Woche vom 6.—-11. Mai im Rahmen des Congres International des Architectes et Techniciens des Monuments Historiques zusammenfanden, war die Aufgabe gestellt, die Frage der Erhaltung, der Restaurierung und der würdigen Schaustellung der «Monuments Historiques» gemeinsam zu studieren. So wm'den in 6 Arbeitskreisen (Sektionen) unter der Leitung von Persönlichkeiten, die durch ihre Spezialstudien hiefür besonders geeignet schienen, in Vorträgen und daran geknüpften Dis kussionen folgende Themen behandelt: 1. La mission de l'Architecte des Monuments Historiques: sa formation et son recrutement. 2. Les Entreprises specialisees dans l'entretien des Monu ments Historiques. La formation professionelle et spirituelle du personnel (cadre et ouvrier). 3. Les moyens techniques et scientifiques mis ä la disposition des Architectes et des Entrepreneurs. 4. Les rapports des Architectes des Monuments Historiques avec les metiers d'art: Maitres Verriers, Sculpteurs, Peintres, etc., qui contribuent ä l'entretien et ä la decoration des edifices. o. Les rapports des Architectes des Monuments Historiques avec les Archeologues. 6. Les rapports des Architectes des Monuments Historiques avec les XJrbanistes et l'etude du cadre des edifices anciens. Neben dem Vortragsprogramm sind von seiten der Ver anstalter wertvolle Kenntnisse durch eine Reihe von Besich tigungen bedeutender Kunstdenkmäler in Paris und in der Umgebung der Stadt vermittelt worden. So wurden die Gesamtrestaui'ierung des mittelalterlichen Schlosses von Chäteaudun demonstriert, Schloß und Park von Versailles gezeigt, das Palais des Therrnes mit dem neu aufgestellten Musee Cluny besichtigt, Fragen der Urbanistik an dem Wiederaufbau des Städtchens Senlis vor Augen geführt oder etwa die Pflege der Kirchenruine und des ehem. Klosters von Royaumont erläutert. Die Auswahl der Baudenkmäler war so erfolgt, daß in jedem einzelnen Fall ein ganzes Aufgabengebiet repräsentiert wurde. Schließlich wurde auch die Teilnahme an der sehi* eindrucks vollen Veranstaltung «Son et Lumiere » im Schlosse von Vincennes geboten. Durch diese in Frankreich gefundene Art der Präsentation werden die mit den Bauten verknüpften geschichtlichen Ereignisse mit Hilfe des gesprochenen Wortes und geschickter Beleuchtungseffekte illustriert und die Baudenlimäler auf diese Weise tatsächlich zu neuem Leben erweckt. Das Vortragsprogramm, bei dem als einziger Mangel empfunden werden mußte, daß zumeist die optische Erläute rung durch das Lichtbild fehlte, fand eine glückliche Er gänzung durch die von 13 Nationen beschickte Ausstellung. Das Ausstellungsmaterial umfaßte photographische Wieder gaben, Pläne und Modelle der großen Aufgaben, die allen europäischen Ländern nach dem letzten Krieg bei der Wieder herstellung einzelner Baudenkmäler und der Lösung urbanistischer Fragen gestellt worden waren. Frankreich griff mit seinen Exponaten außerdem bis weit in das 19. Jahrhundert zurück und zeigte Arbeiten Viollet le Ducs sowie Behebungen von Kriegsschäden des ersten Weltkrieges neben zahlreichen Leistungen des Wiederaufbaues nach dem letzten Krieg. Dieser Einblick in die Arbeiten aus dem Gebiet der Archi tektur wurde von den Veranstaltern durch eine Schau beweg licher Kunstwerke vervollständigt, an denen die Methoden ihrer Restaurierung aufgezeigt wurden. Material aus allen Kunstzweigen, wie: Gemälde, Fresken, Glasgemälde, Holz plastik, Tapisserien, kostbare Stoffe, Goldschmiedearbeiten

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