Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

jM> ' 1" 126. Aachen, Dom, Rekonstruktion des karolingischen Atriums und West baues von Buchkremer 127. Aachen, Dom, Nordostecke des Atriums vor 1940 mit dem 1897 ein gesetzten Rechtcckfenster f T-w mF" 'S* ^ nEEB ^ ^ I NUR PIHIIIHIM SS":»S äÄtenk' -t iX 128. Aachen, Dom, Nordostecke des Atriums mit neuer Füllung des karo lingischen Bogenfeldes über die Denkmalpflege am Aachener Dom'^, die zusammen mit dem Jahrbuchaufsatz von Dombaumeister F. Kreusch® als Unterlage für ausgiebige Betrachtungen über ,,Glanz und Elend der Denkmalpflege" dienen könnten. Es scheint uns kaum faßbar, daß ein Heiligtum der europäischen Geschichte und Kunstgeschichte, wie es der Aachener Königsthron dar stellt, zum Gegenstand von Rekonstruktions-Experimenten gemacht werden konnte; auch vermögen wir den Gedanken gängen nicht zu folgen, die nach der exakten Rekonstruktion der Nordostecke des karolingischen Atriums (Abb. 126) den historischen Sinn dieser Maßnahme durch die Einfügung eines ,,freien Maßwerkes aus französischem Kalkstein, dem Material des karolingischen Bogens", wieder entwertet haben (Abb. 127, 128). Diese unter Berufung auf die Übereinstimmung des Ma terials durchgeführte Einfügung geht nach unserem Dafür halten weit über das hinaus, was durch die Wiederher stellung des ,,Gebrauchswertes" der AllerheiligenkajDelle ge rechtfertigt werden kann. Wir anerkennen mit Freude, daß andere Einfügungen dem Denkmal zum Nutzen und zur Zier gereichen. Die Wiederherstellungsarbeiten an dem schwer beschädigten Xantener Dom haben hingegen Anerkennung und Beifall gefunden, und daß die rheinische Denkmalpflege es sehr wohl versteht, die Glanzlichter behutsam zu verteilen, hohe Stim mungswerte zu schaffen und der Bedeutung eines Denkmals gerecht zu werden, hat der Besuch der kleinen Kirche von Hanselaer gezeigt. Allgemeines Interesse, vor allem bei den österreichischen Kollegen, riefen, schon im Hinblick auf die Salzburger Domgrabungen, die Ausgrabungen hervor, die in vielen Fällen den Wiederaufbau von Kirchen und Profan gebäuden begleiten oder ihm vorausgingen. Hat uns schon die so überaus exakt gearbeitete Monographie der Ausgrabungs- ^ J. Buchkremer, Dom zu Aachen, Beiträge zur Bau geschichte III, 150 Jahre Denkmalpflege am Aachener Dom, Aachen 1955. F. Kreusch, Kriegsschäden und Wiederherstellungsarbeiten am Aachener Dom, op. cit. S. 106ff. ergebriisse unter dem Münster von Essen tief beeindruckt'^ so war in Xanten (Dom) und in Köln (Dom und Rathaus) die Gelegenheit gegeben, in Gang befindliche oder bereits ab geschlossene Arbeiten zu besichtigen. Das herrliche DionysosMosaik in dem römischen Haus vor dem Südportal des Kölner Doms (1941 und 1949 ausgegraben), die 1953 an den Tag gebrachten, grandiosen und unter dem neuen Rathaus beispiel haft konservierten Reste des römischen Prätoriums von Köln waren wohl die glänzendsten Belege für die Notwendigkeit, Grabungen durchzuführen. Weit ist der Wiederaufbäu des Rathauses in Aachen gediehen, und ein besonders schätzens wertes Ergebnis zielbewußter Aufbautätigkeit sahen die Tagungsteilnehmer in der romantischen Burg Linn in Krefeld, in deren Rittersaal der Abschiedsabend stattfand, der seine besondere Note durch die auf alten Instrumenten dargebotene alte Musik erhielt. Den Auftakt zur Tagung hatte ein Empfang im Kurkölnischen ,,Jagd- und Lustschloß Brühl" gebildet, dessen bemerkenswerte, mit aller Akribie geführte Restau rierung im Stiegenhaus des Balthasar Neumann und in den Prunksälen so gut wie abgeschlossen ist und den großzügigen Bau in seinem repräsentativen barocken Glanz wieder erstrahlen läßt. Wieder beginnt die ,,Einheit von gebauter Architektur und geplanter Gartenkunst" wirksam zu werden, denn auch dem Park, vor allem aber dem 1714 angelegten Parterre, hat man in den letzten Jahren alle erdenkliche beispielgebende Pflege angedeihen lassen. Den Zusammenstoß großer wirt schaftlicher Verschiebungen mit den Tendenzen der Denkmalund Heimatpflege offenbarten die Belehrungen, die den Gästen im Braunkohlenrevier zuteil wurden. Wir hoffen und wünschen aufrichtig, daß die Veränderungen, die den Schilderungen nach unabwendbar scheinen, nicht das katastrophale Ausmaß erreichen mögen, das bei systematischer Durchführung der Industriepläne erwartet werden müßte. Die wenigen hier mehr als flüchtig gestreiften Probleme zeigen, wieviel es bei der Tagung zu lernen gab. Die vielen ® W. Zimmermann, Das Münster zu Essen, Essen 1956.

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