r 60. Stürzender Dämon aus der Giebelgruppe der Michaelerkirche vor der Restaurierung vor der großen Welle von Bombenangriffen geborgen wurde, buchstäblich unter den Händen der Fach leute in Stücke zerbrach (Abb. 69). Es ist vor allem der verderbliche Einfluß der Großstadtatmosphäre, welche durch den Ruß der Steinkohle und durch den damit verbundenen Gehalt von schwefeliger Säure in der Luft die Existenz von Thiobazillen (Sulfurbakterien) ermöglicht nnd so ziim Zerfall der Steinbild werke aus Kalkstein führt. Wie sehr die Zusammensetzung der Atmosphäre hiefür verantwortlich gemacht werden muß, kann aus dem Beispiel ersehen werden, daß die Sphingen in Schloßhof weitaus besser erhalten sind als die aus dem gleichen Material und von gleicher Hand gearbeiteten Sphingen im Park des Belvedere-Schlosses in Wien. Es kann hier nicht auf die mannigfaltigen Ursachen des Stein zerfalls eingegangen werden. Das Problem der Konservierung von Steinplastiken ist ohne das Hinzutreten von mechanischen Kriegsschäden schwierig genug. Gerade deshalb ist es erfreulich, daß es trotz der ungünstigen Situation noch möglich war, viele Dutzende von bedeutenden Steinplastiken nach Restau rierung wieder an Ort und Stelle zur Aufstellung zu bringen nnd daß nur in relativ wenigen Fällen ein Ersatz durch Herstellung von Kopien bzw. Abgüssen gefunden werden mußte. So erwünscht es wäre, die Originale von wertvollen Plastiken museal in geschützten Räumen aufzubewahren, so wenig gangbar erscheint zur Zeit noch dieser Weg, weil es vor allem an den geeigneten Lapidarien nnd musealen Räumen für die Unterbringung fehlt. Bei den erwähnten Engelsfiguren von der Hand Lorenzo Mattiellis auf dem Portikus der Michaeler kirche wurde wohl der Plan in Erwägung gezogen, Kopien anzufertigen und die Originale museal zu deponieren. Es fand sich in Wien aber kein Museum, das dieser Möglichkeit nähertreten wollte. Auch wären die Kosten der Anfertigung von Kopien so groß gewesen, daß das Vorhaben scheitern mußte. So wurde aus der Not eine Tugend gemacht; die in den Werkstätten des Bundesdenkmalamtes ent wickelte Technik der Zusammenfügung zerstörter Plastiken bewährte sich in diesem Falle wie in so vielen anderen. Einzelne Teile von statischer Wichtigkeit wurden aus neuem Steinmaterial hergestellt, die Zusammenfügung erfolgte durch Metalldübel und Klammern, die in den Stein versenkt werden (Abb. 72). Verkittungen und kleinere Ergänzungen wurden in Kunststein vorgenommen. Die Montierung der originalen Teile erfolgte erst an Ort und Stelle. Die Ungleichmäßigkeit in der Steinfarbe, wie sie bei
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